RugRiders in München: Start-up will Perserteppiche fur Jüngere attraktiv machen – München | ABC-Z

Es geht rund bei Talisa Brunengraber, 35, und ihrem Mann Bardia Gharany, 36. Als sie die Haustür im Münchner Osten öffnen, verteilen ihre Hunde Manfred und Rudi gleich Küsse. Ihre einjährige Tochter Apollonia wuselt dazwischen. Das Telefon klingelt, ein wichtiger Anruf, Bardia Gharany geht ran. Er lächelt, gute Neuigkeiten, endlich sind die 35 Teppiche angekommen, die sie schon vor Wochen zum Kunden losgeschickt hatten. Die Teppiche sollen ein neues Hotel in der Breslauer Innenstadt gemütlich machen.
Vor fünf Jahren haben Talisa Brunengraber und Bardia Gharany ihre Marke „RugRiders“ gegründet. Der Name lässt sich schwer ins Deutsche übersetzen, „Rug“ bedeutet Teppich, „Riders“ sind die Reiter, kombiniert man beide deutschen Wörter, ist die ganze Coolness dahin. Und darum geht es doch.
SZ: Perserteppiche haben ein angestaubtes Image. Sie haben eine Marke gegründet, die das ändern will. Wie kam es dazu?
Bardia Gharany: Mein Vater hat sein Leben lang als Teppichhändler gearbeitet und steht noch immer jeden Tag in seinem Geschäft im Glockenbachviertel. Vor ein paar Jahren ist er auf meinen Bruder und mich zugekommen und hat gesagt: „Hey Jungs, ich bin Anfang 70, habt ihr Lust, euch mal was zu überlegen mit den Teppichen?“ Mein Bruder ist in der Finanzbranche, ich komme aus der Marketing-Richtung. Ich liebe Teppiche, aber ich hatte erst keine Idee dafür. In dieser Zeit sind Tali und ich zusammengekommen.
Talisa Brunengraber: Wir haben gemeinsam überlegt: Könnte man nicht irgendwas Cooles mit den Teppichen machen? Etwas, das auch jüngere Menschen anspricht? Wir kamen auf die Idee, die handgemachten Einzelstücke mit neuen Motiven aufzupeppen. Mit Siebdruck haben wir den Schriftzug „Love“ auf einen Teppich gedruckt. Das war unser allererstes Stück, wir haben es immer noch.
Wollte niemand den Teppich kaufen?
Talisa Brunengraber: Doch, aber ich hing dann selbst so dran, dass ich gesagt habe, „nee, der ist leider nicht zu verkaufen“. Mir ist das öfter passiert, dass ich mich überwinden musste, einen Teppich zu verkaufen. Es sind so schöne Einzelstücke.
Woher kommen die Teppiche?
Bardia Gharany: Wir haben inzwischen zwei Linien: Für die eine Linie nehmen wir maschinell hergestellte Teppiche, meist aus recyceltem Material, und besticken sie. Für die andere Linie nehmen wir antike, handgemachte Teppiche aus dem Sortiment meines Vaters oder von anderen Partnern und verarbeiten sie weiter.
Talisa Brunengraber: Wir haben einen Partner in Portugal gefunden, der die Teppiche für uns bestickt. Das ist sehr aufwendig, denn sie wiegen oft gut 30 Kilogramm. Die Stickmaschinen laufen manchmal einen ganzen Tag lang für nur einen Teppich, das sind eine Million Stiche. Oft kommt es auch vor, dass die Nadeln abbrechen, weil die Stoffe so dick sind.
Sie lassen Motive wie Glückskatzen, Schlangen und Drachen auf die Teppiche sticken. Wie kommt das an?
Talisa Brunengraber: Viele waren begeistert, wie toll das ausschaut. Aber es gab auch Leute, die gesagt haben: „Was soll das? Wieso habt ihr den Teppich verhunzt?“
Bardia Gharany: Das ist wie bei Mode. Entweder man mag es oder man mag es nicht. Inzwischen sind viele Künstler und Deutschrapper auf uns aufmerksam geworden.
Talisa Brunengraber: Vor einiger Zeit lagen wir im Bett und auf einmal sehe ich, dass unser Instagram explodiert, so viele Likes, so viele Follower. Wir dachten uns: Was passiert da? Der Rapper Xatar hatte eins unserer Bilder in seiner Instagram-Story gepostet und uns kontaktiert, um uns zu sagen, wie sehr er unsere Marke feiert. Xatar – das ist der, der damals den Transporter voll Gold geraubt hat. Seine Lebensgeschichte wurde verfilmt.
Ein perfekter Markenbotschafter also …
Bardia Gharany: Ja (lacht).
Talisa Brunengraber: Aber er hat gleich mehrere Videos gemacht und uns verlinkt. So wurden auch viele andere Deutschrapper auf uns aufmerksam und haben Teppiche für ihre Studios gekauft. Es sprach sich herum. Wir sind ohnehin gut vernetzt. Einen Riesenteppich haben wir nach Kasachstan verschickt. Das Einrichtungshaus Böhmler kam auf uns zu. Wir haben aber auch mit Marken wie Nike und Porsche zusammengearbeitet. Unsere Teppiche kann man bald auch online bei Breuninger kaufen.
Bardia Gharany: Am erfolgreichsten waren unsere Autoteppiche. Wir haben 120 Stück mit Siebdruck bearbeitet – und sie waren sofort ausverkauft.

Sind das Teppiche für den Fußraum im Auto? Oder für den Kofferraum?
Bardia Gharany: Die kann man überall hinlegen, ins Auto oder auch vor die Haustür als Fußabtreter. Nachdem die Autoteppiche zweimal ausverkauft waren, haben wir eine Fabrik in Indien aufgetan, die sehr viel gefärbtes Garn übrighatte. Es ist uns wichtig, einen möglichst geringen ökologischen Fußabdruck zu hinterlassen. Aus dem Garn haben wir neue Teppiche mit einem Tiger-Design knüpfen lassen. Ende 2024 haben wir eine neue Edition herausgebracht, Autoteppiche für 39 Euro, die aus recyceltem Plastik produziert wurden und mit Palmen oder dem Schriftzug „Yallah“ bedruckt sind.
Talisa Brunengraber: Wir waren auf der Suche nach einem günstigen Produkt für alle, die unsere Teppiche super finden, aber sich kein teures Einzelstück leisten können. Autoteppiche waren in den Achtzigerjahren ja sehr cool.