Rüstung: Thyssenkrupp-Marinesparte plant Börsengang – WELT | ABC-Z
Ein schneller Verkauf der TKMS ist offenbar vom Tisch. Nun ist die Abtrennung über einen Börsengang geplant, der Zeitpunkt ist jetzt genauer definiert. Auch der Staat könnte hier einsteigen. An Interessenten soll es nicht mangeln.
Nachdem der amerikanische Investmentfonds Carlyle kürzlich sein Interesse an der Thyssenkrupp-Marinesparte TKMS zurückgezogen hat, soll der Hersteller von U-Booten und Fregatten nun in rund einem Jahr an die Börse gebracht werden. „Es führt kein Weg daran vorbei, dass wir unser Wachstum auch von außen finanzieren müssen“, sagte Thyssenkrupp-Vorstand und TKMS-Spartenchef Oliver Burkhard im Interview mit WELT AM SONNTAG.
„Auch wenn mit Carlyle jetzt eine gute Option leider nicht mehr gangbar ist, verfolgen wir weiter die Verselbstständigung von TKMS. Das bedeutet präferiert einen Spin-off, also eine Abtrennung von TKMS über einen Börsengang. Auch das war immer eine Option.“ Das werde aber länger dauern als der Verkaufspfad. „Wegen der umfangreichen Vorbereitungen kann ein Börsengang durchaus erst Ende 2025, Anfang 2026 kommen.“
Burkhard wünscht sich dabei auch den Staat als Investor. „Ich halte eine staatliche Beteiligung an TKMS auch bei einem Spin-off für sinnvoll“, sagte er. „Staaten müssen sich überlegen, welche Industrie sie im eigenen Land haben wollen.“ Zeitenwende bedeute auch, entsprechende Business-Ökosysteme zu schaffen, um als Land unabhängig und resilient zu sein. In anderen Ländern passiere das auch.
Das Zusammenspiel zwischen der französischen Regierung und der französischen Rüstungsindustrie zum Beispiel sei bemerkenswert. „Es gibt aber auch in Spanien, in Italien oder in den nordischen Ländern Beteiligungen des jeweiligen Staates an Unternehmen aus dem Marineschiffbau. Für Deutschland würde das also auch absolut Sinn ergeben.“ Und das lasse sich auch mit einem Börsengang kombinieren.
Trotz der nun präferierten Spin-off-Pläne zeigt sich TKMS weiterhin offen für Angebote von Investoren. „Wir sind aber weiter offen für industrielle Partnerschaften“, sagte Burkhard. Es gebe Interessenbekundungen von nahezu allen relevanten Markteilnehmern. TKMS will dabei aber seine eigenen Vorstellungen durchsetzen. „Um es deutlich zu sagen: Wir sind kein Pflegefall, sondern im Gegenteil stärker denn je. Eine Zerschlagung ergibt insofern auch keinen Sinn. Das ist unser Verständnis im Thyssenkrupp-Vorstand.“