Rückgabe Bundesverdienstkreuz: Steinmeier kann Holocaust-Überlebenden Weinberg nicht umstimmen | ABC-Z

Rückgabe Bundesverdienstkreuz
Steinmeier kann Holocaust-Überlebenden Weinberg nicht umstimmen
10.02.2025, 18:44 Uhr
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Die gemeinsame Abstimmung von Union und AfD im Bundestag bei der Migrationspolitik schockiert den Holocaustüberlebenden Weinberg. Aus Protest gibt der 99-Jährige sein Bundesverdienstkreuz zurück. Davon kann ihn auch ein Anruf des deutschen Staatsoberhaupts nicht abhalten.
Ein Anruf des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier konnte ihn nicht mehr umstimmen: Der Holocaust-Überlebende Albrecht Weinberg wird sein Bundesverdienstkreuz zurückgeben. Dies sagte Weinberg dem „Stern“ kurz nach seinem Telefonat mit Steinmeier. Damit ziehe er die Konsequenzen, nachdem die Union Ende Januar einen Antrag zur Migrationspolitik im Bundestag mit Stimmen der AfD durchgebracht hatte, so Weinberg. Er sei noch immer schockiert.
Das Gespräch mit dem Bundespräsidenten sei freundlich gewesen, erklärte der 99-Jährige weiter. Steinmeier habe Verständnis für seine Reaktion geäußert, ihn aber gebeten, seine Entscheidung zu überdenken. Es sei keine leichte Entscheidung, das Bundesverdienstkreuz zurückzugeben, das eine hohe Ehre für ihn sei, so Weinberg. Aber er sei sich und anderen schuldig, an seinem Entschluss festzuhalten. Er sage bei seinen Besuchen in Schulen immer: „‚Macht den Mund auf gegen die rechte Gefahr‘. Dann muss ich auch selbst ein Zeichen setzen.“
Mit Rechtsextremisten arbeite man nicht zusammen, führte Weinberg aus. Er habe an eigener Haut erlebt, wohin das führe. Sein Bundesverdienstkreuz habe er dem Mannheimer Fotografen Luigi Toscani mitgegeben, der sich am morgigen Dienstag mit Steinmeier treffen und es ihm überreichen soll. Auch Toscani hatte erklärt, er werde seine Auszeichnung aus Protest gegen die Abstimmung zurückgeben.
Weinberg überlebte die Konzentrationslager Auschwitz, Mittelbau-Dora, Bergen-Belsen und mehrere Todesmärsche. Seine jüdische Familie wurde von den Nazis fast vollständig ermordet. 2012 kehrte er zusammen mit seiner Schwester aus den USA zurück in seine ostfriesische Heimat. Seitdem berichtet er Schülerinnen und Schülern von seinen Erinnerungen an den Schrecken des Nationalsozialismus und hält Lesungen aus seiner Biografie. Am 7. März wird Weinberg 100 Jahre alt. Das Bundesverdienstkreuz wurde ihm „für versöhnenden Einsatz“ überreicht.