Ruckeliger Start bei der Sulfur-Bahn | ABC-Z

Berlin. Keine U-Bahn, keine Tram, weniger Busse: Ein neuer Warnstreik ist bei der BVG angelaufen. Diesmal dauert er 48 Stunden. Die News im Blog.
- Heute und morgen (20. und 21. Februar) gibt es bei der BVG erneut einen Streik
- Der Warnstreik dauert dieses Mal 48 Stunden
- U-Bahnen, Straßenbahnen und viele Busse fahren nicht
- Ausgenommen vom Streik sind die S-Bahn Berlin und Züge der Deutschen Bahn
Der Tarifkampf bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) eskaliert weiter: Erneut kommt es in Berlin zum Streik. Am Donnerstag, 20. Februar, und am Freitag, 21. Februar, fahren in der Hauptstadt keine U-Bahnen und keine Straßenbahnen. Auch viele Busse fallen aus. Wie läuft heute der Verkehr? Die Morgenpost berichtet im Blog.
BVG-Streik heute in Berlin – die News vom 20. Februar: Pendler haben Verständnis für Streikende – „Wenn niemand auf die Straße geht, ändert sich nichts“
9.05 Uhr: Für Kathrin aus Charlottenburg zieht sich der Arbeitsweg heute. Sie sitzt auf dem Hardenbergplatz am Bahnhof Zoo und wartet auf den Bus der Linie 204. „Der fährt trotz des Streiks heute alle 20 Minuten“, weiß die 58-Jährige. Normalerweise fahre sie von zu Hause mit der U7 einfach durch bis nach Schöneberg, heute sei sie vom Rathaus Charlottenburg bis zum Zoo erstmal gelaufen.
Kathrin aus Charlottenburg hegt keinen Groll gegen die Streikenden.
© Philipp Siebert | Philipp Siebert
Am morgigen Freitag werde sie zur Arbeit zu einem Außentermin nach Tempelhof müssen. „Da werde ich dann eine Stunde länger brauchen.“ Das habe aber schon beim letzten Streik alles gut funktioniert.
Trotz der Strapazen hege sie keinen Groll gegen die Streikenden. „Ich kann die Leute verstehen. Wenn die nie auf die Straße gehen, wird sich nie etwas ändern.“ Die Lebenshaltungskosten seien gestiegen, hinzu kämen Steuern und Abgaben. „Die Forderungen der BVG-Beschäftigten sind gerechtfertigt“, sagt Kathrin.
Auf Berlins Straßen staut es sich
8.57 Uhr: Ohne U-Bahnen, Trams und viele Busse kann der Weg durch Berlin ziemlich beschwerlich werden. An der Warschauer Straße über die Oberbaumbrücke staut es sich noch mehr als sonst. Auch auf dem Bürgersteig sind deutlich mehr Menschen laufend unterwegs von und zum S-Bahnhof Warschauer Straße, die sonst mit der U-Bahn fahren.

Stau auf der Oberbaumbrücke in Berlin.
© Dirk Krampitz | Dirk Krampitz
S-Bahn-Verkehr wieder aufgenommen – Verspätungen und einzelne Ausfälle erwartet
8.39 Uhr: Nach der ärztlichen Versorgung eines Fahrgastes im Zug in Adlershof kommt es auf den Linien S45, S46, S47, S8, S85 und S9 noch zu Verspätungen und einzelnen Ausfällen.
Diese Berliner Bezirke sind besonders betroffen
8.05 Uhr: Auch der U-Bahnof Warschauer Straße ist an diesem Morgen abgesperrt. Damit sind weite Teile des benachbarten Kreuzbergs, das kaum an das Berliner S-Bahnnetz angeschlossen ist, vom öffentlichen Nahverkehr abgeschlossen.
Welche Bezirke ansonsten am meisten unter dem BVG-Streik leiden, lesen Sie hier.
So reagieren Pendler auf den Streik
7.50 Uhr: Die U-Bahnlinie 5 bringt an normalen Tagen Zehntausende Menschen aus den östlichen Teil der Stadt ins Berliner Zentrum. Am Donnerstagmorgen sind die Zugänge allerdings auch am Bahnhof Lichtenberg gesperrt. Die meisten Menschen scheinen Bescheid zu wissen, nur vereinzelt steuern einige den Eingang an, um dann mit einem gedanklichen „Ach ja!“ wieder abzudrehen. Die meisten weichen auf die S-Bahn aus, die heute in deutlich dichterem Takt verkehrt.

Die abgeriegelte U-Bahnstation der Linie 5 in Lichtenberg.
© Philipp Siebert | Philipp Siebert
Auch am Alexanderplatz ist der U-Bahnhof dicht. Trotzdem verirren sich einzelne in den Keller, um dort nur vor verschlossenen Türen zu stehen. Einer von ihnen ist Abdul. „Ich wusste, dass gestreikt werden soll, aber nicht genau wann“, sagt der 28-Jährige, der eigentlich mit der U8 nach Wittenau zur Arbeit fahren wollte. Stattdessen muss er nun zur Friedrichstraße und dort in die S-Bahnlinie 1 umsteigen.
Medizinischer Notfall – S-Bahn-Verkehr auf diesen Linien unterbrochen
7.43 Uhr: Wegen der ärztlichen Versorgung eines Fahrgastes im Zug in Adlershof ist der Zugverkehr der Linien S45 und S9 zwischen Schöneweide und Altglienicke sowie der Linien S46, S8 und S85 zwischen Schöneweide und Grünau unterbrochen, wie die Verkehrsinformationszentrale (VIZ) auf X mitteilt.
Die betroffenen Linien fahren wie folgt:
- S45: Südkreuz <> Baumschulenweg
- S46: Westend <> Baumschulenweg sowie Grünau <> Königs Wusterhausen
- S47: fährt nicht
- S8: Birkenwerder <> Schöneweide
- S85: Frohnau <> Schöneweide
- S9: Spandau <> Schöneweide sowie Altglienicke <> Flughafen BER
Auf diesen Linien verstärkt die S-Bahn ihr Angebot
7.12 Uhr: Während des BVG-Streiks setzt die S-Bahn mehr Züge ein und verstärkt zwischen 9 und 14 Uhr auf drei Linienabschnitten ihr Angebot. Auf diesen Linien gibt es zusätzliche Fahrten:
- S1 zwischen Zehlendorf und Potsdamer Platz
- S3 zwischen Karlshorst und Ostbahnhof
- S5 zwischen Mahlsdorf und Warschauer Straße
Welche Busse trotz Streik fahren, lesen Sie in diesem Artikel.

Menschen stehen an einem S-Bahnhof in Berlin. Wegen des Streiks erhöht die S-Bahn Berlin ihr Angebot.
© Philipp Siebert | Philipp Siebert
Ist dieser Streik total überzogen? – Ein Streitgespräch
6.50 Uhr: Es ist bereits der dritte Warnstreik innerhalb weniger Wochen. Dieses Mal soll er zwei Tage andauern. Und das bei Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt. Da stellt sich die Frage: Ist dieser BVG-Streik total überzogen?
Die Meinungen gehen auseinander. Uta Keseling, Reporterin der Berliner Morgenpost, kritisiert: „Unter diesem Streik leiden die Falschen.“ Ihr Kollege Paschal Biedenweg, Digital Lead der Zeitung, hält dagegen: „Ein Streik muss wehtun – sonst bringt er nichts!“
Wie unterschiedlich die Standpunkte sind, lesen Sie hier im Streitgespräch.
Fahrradclub warnt Berliner vor vereisten Radwegen
6.27 Uhr: Infolge des Warnstreiks bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) dürften viele Menschen heute und morgen auf das Rad umsteigen wollen. Angesichts zahlreicher vereister Radwege ist das nicht ungefährlich, warnt Karl Grünberg, Sprecher des Berliner Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC). „Es ist im Moment ein ganz schöner Flickenteppich“, sagte er auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur.
Gefährlich seien insbesondere die Übergänge zwischen Straße und Radweg. Dort landeten die Schneereste, die von den Reinigungsfirmen an die Seite gekehrt würden, betonte ADFC-Sprecher Grünberg. Aufgrund der Kälte vereise der Schnee schnell und werde zur Gefahr für Radfahrerinnen und Radfahrer. Grünberg empfiehlt den Radfahrerinnen und Radfahrern deshalb, langsam zu fahren und insbesondere bei den Übergangen aufzupassen – und im Zweifel kurz zu schieben. Bei benutzungspflichtigen Radwegen, die aufgrund von Eis nicht befahrbar sind, könnten sie auch auf die Straße ausweichen.
Der ADFC rief die Berliner Stadtreinigung (BSR) dazu auf, aufgrund des Warnstreiks im Berliner Nahverkehr in diesen Tagen besonders die Radwege noch einmal in den Blick zu nehmen und gegen vereiste Fahrspuren vorzugehen. Die BSR verweist auf gesetzliche Vorgaben, wonach aus Umweltgründen auf ausgewiesenen Radwegen keine Auftaumittel wie Salz oder Sole gestreut werden dürften und die Glättebeseitigung deshalb schwierig sei. Auch Splitt oder Sand seien hier keine Alternative, da sie das Eis nicht zum Tauen brächten. Für Radwege sei daher lediglich eine Schneeräumung vorgesehen.
48-stündiger Warnstreik angelaufen
5.35 Uhr: Bei der BVG hat ein 48-stündiger Warnstreik der Gewerkschaft Verdi begonnen. Damit wird der öffentlichen Nahverkehr in der Hauptstadt heute erneut stark eingeschränkt. Nach Angaben der Verkehrsbetriebe werden alle U-Bahnen und Straßenbahnen sowie die meisten Busse ausfallen. Nicht betroffen von dem Warnstreik sind Regionalzüge der Bahn und die S-Bahnen.
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Die Beschäftigten legten ihre Arbeit um 3 Uhr zum Betriebsstart nieder. Die Verkehrsinformationszentrale (VIZ) weist darauf hin, dass auch nach Beendigung des Warnstreiks am Samstagmorgen gegen 3 Uhr der Verkehr noch einige Stunden unregelmäßig sein kann.
Es ist der bereits dritte Warnstreik in der laufenden Tarifrunde. Die bisherigen beiden Ausstände dauerten mit jeweils 24 Stunden allerdings lediglich halb so lang.