RS-Virus: Welche Symptome verursacht die Atemwegsinfektion? | NDR.de – Ratgeber | ABC-Z
Das Respiratorische Synzytial-Virus befällt die oberen und unteren Atemwege. Besonders bei Frühgeborenen, Säuglingen und Kleinkindern ist es der häufigste Erreger von Atemwegsinfektionen. Da bei ihnen das Immunsystem noch nicht vollständig ausgebildet ist, kommt es immer wieder zu schweren Verläufen, in ganz seltenen Fällen bis hin zum Tod. Gefährdet sind auch Menschen mit Immunschwäche oder unterdrücktem Immunsystem. Bei gesunden Jugendlichen und Erwachsenen dagegen verläuft eine RSV-Infektion meist harmlos. Weil auch das RSV in der kalten Jahreszeit gehäuft auftritt und nahezu identische Symptome aufweist, sind sich die beiden Infektionen vom Krankheitsbild ähnlich.
Die Symptome einer RSV-Infektion können unterschiedlich stark ausgeprägt sein – so kann die Infektion von einer einfachen Atemwegserkrankung mit Husten, Schnupfen und etwas Fieber bis hin zu einer schweren beatmungspflichtigen Lungenentzündung (Pneumonie) führen. Die Infektion kann aber auch ganz ohne Symptome (asymptomatisch) verlaufen. Vor allem bei Säuglingen in den ersten Lebensmonaten kann eine Infektion mit dem RSV zu einer gefährlichen Bronchitis, Lungenentzündung oder einer gleichzeitigen Entzündung von Luftröhre und Bronchien (Tracheobronchitis) führen.
Zu Beginn der Infektion treten Schnupfen, trockener Husten und manchmal eine Rachenentzündung auf. Nach ein bis drei Tagen können auch die unteren Atemwege (Bronchien, Lunge) betroffen sein – mit stärkerem, produktivem Husten, Kurzatmigkeit bis hin zur Atemnot. Dabei kann sich der Allgemeinzustand stark verschlechtern: betroffene Kinder mögen nicht trinken oder essen, müssen sich übergeben, sind geschwächt – und leiden unter Kurzatmigkeit bis hin zur Atemnot. Bei einem schwerem Verlauf kann es zur Verengung und Verschleimung der Bronchiolen kommen, was das Ausatmen erschwert (“stille Obstruktion”) – hinzu kommt eine beschleunigte Atmung und eine schlechte Sauerstoffsättigung mit bläulicher Verfärbung der Haut. Da sich die Symptome der Betroffenen stark unterscheiden und sich rasch verschlechtern können, müssen Betroffene ggf. wiederholt einem Arzt vorgestellt beziehungsweise im Krankenhaus stationär beobachtet werden.
Die Stiko empfiehlt für alle Neugeborenen und Säuglinge eine Prophylaxe zum Schutz vor RSV. Die Prophylaxe sollen die Kinder vor ihrer ersten erlebten RSV-Saison – diese dauert üblicherweise von Oktober bis März – erhalten. Neugeborene, die während der bereits begonnenen RSV-Saison geboren werden, sollen die Prophylaxe möglichst rasch nach der Geburt bekommen, idealerweise bei der Entlassung aus der Geburtseinrichtung.
Bei der Prophylaxe handelt es sich um eine Einmaldosis mit dem monoklonalen Antikörper Nirsevimab (Handelsname: Beyfortus) und damit um eine sogenannte Passivimpfung. Anders als bei Aktivimpfungen muss der Körper nicht selbst Antikörper bilden, sondern bekommt diese verabreicht. Vorteil: Der Schutz durch die Impfung wirkt sofort und sollte, so die Stiko, bei zeitgerechter Gabe über die gesamte erste RSV-Saison schützen. So kann die Impfung Neugeborene und Säuglinge in den besonders verwundbaren ersten Lebensmonaten schützen. Nirsevimab ist laut Stiko sicher und wird in der Regel gut vertragen.
Die Übertragung von RS-Viren erfolgt meistens durch Tröpfcheninfektion. Die Viren gelangen über die Bindehaut der Augen oder die Nasenschleimhaut in den Körper. Es wird vermutet, dass eine Infektion auch über kontaminierte Gegenstände, Oberflächen und Hände erfolgen kann. Das Virus kann in Husten- oder Schnupfensekret zum Beispiel 20 Minuten auf Händen, 45 Minuten auf Papierhandtüchern und bis zu mehreren Stunden auf Kunststoffoberflächen überleben. Und unbemerkt können auch Menschen ohne oder mit nur wenigen Symptomen das Virus übertragen. Grundsätzlich kann man sich in jedem Alter mit RS-Viren infizieren. Eine langfristige Immunität besteht nicht. Vor allem Erwachsene mit regelmäßigem Kontakt zu Kleinkindern infizieren sich häufig mehrfach.
Die Inkubationszeit beträgt zwischen zwei und acht Tagen. Infizierte können das RSV schon einen Tag nach der Ansteckung weitergeben – noch bevor sie überhaupt Symptome entwickeln.
Infizierte mit gesundem Immunsystem sind in der Regel bis zu acht Tage ansteckend. Früh- und Neugeborene sowie Betroffene mit geschwächtem oder unterdrücktem Immunsystem können jedoch mehrere Wochen lang infektiös sein.
Vor allem für Frühgeborene und Kinder mit Lungen-Vorerkrankungen oder bestimmten Herzfehlern ist RSV besonders gefährlich. Unter den betroffenen Kindern, die wegen RSV im Krankenhaus behandelt werden müssen, sind etwa doppelt so häufig Jungen wie Mädchen. Aber auch Risikopatientinnen und -patienten mit chronischen Herz- oder Lungenerkrankungen sowie immungeschwächte beziehungsweise immununterdrückte Betroffene jeden Alters haben bei einer RSV-Infektion ein besonders hohes Risiko, an einer schweren Lungenentzündung zu erkranken. Eine häufige Komplikation einer RSV-Infektion ist eine akute Mittelohrentzündung. Als Langzeitkomplikation kann es nach einer RSV-Infektion durch eine Übererregbarkeit der Atemwege (bronchiale Hyperreagibilität) zu anfallsartiger Verengung der Bronchien mit pfeifender Atmung, Luftnot, Engegefühl in der Brust und Husten kommen.
Innerhalb ihres ersten Lebensjahres haben mindestens die Hälfte und bis zum Ende des zweiten Lebensjahres nahezu alle Kinder mindestens eine RSV-Infektion durchgemacht. Sie sind dann aber nicht immun gegen das Virus. Häufig kommt es Reinfektionen – insbesondere stecken sich Erwachsene mit regelmäßigem Kontakt zu Kleinkindern wiederholt an. Bei Kindern kann eine RSV-Reinfektion wieder die unteren Atemwege betreffen – meistens jedoch weniger schwer als bei der Erstinfektion. Die Erkrankung dauert etwa drei bis zwölf Tage – der Husten kann jedoch bis zu vier Wochen und länger anhalten. Bei Erwachsenen verlaufen RSV-Infektionen oftmals asymptomatisch oder als Atemwegserkrankung mit grippeähnlichen Symptomen wie Müdigkeit, Schnupfen, nichtproduktiver Husten, eventuell Bronchitis oder auch Fieber.
Kinder unter einem Jahr, die an einer fieberhaften Erkältungsinfektion leiden, und Kinder, die länger als drei Tage hohes Fieber haben, sollten einem Arzt vorgestellt werden. Alarmsignale, bei denen es sofort zum Arzt gehen sollte, sind Atemnot, schnelle und schwere Atmung oder knisternde Atemgeräusche. Gleiches gilt, wenn die Kinder nicht mehr trinken oder so stark husten, dass sie sich übergeben müssen. Sehr kleine Kinder bis drei Monate können bereits ernsthaft krank sein, wenn sie noch kein Fieber haben, aber insgesamt teilnahmslos wirken und das Trinken verweigern.
Erkrankte sollten ausreichend trinken und versuchen, die Atemwege möglichst freizuhalten, etwa durch Nasenspülungen und Nasentropfen. Bei schweren Verläufen werden Sauerstoffgaben im Krankenhaus oder sogar Beatmungen mit Maschinen nötig.
Derzeit steht neben der Prophylaxe mit Nirsevimab für Babys noch ein Impfstoff von Pfizer für Schwangere zur Verfügung. Durch das Vakzin mit dem Handelsnamen Abrysvo gibt die Mutter ihren Antikörperschutz durch die Plazenta an das werdende Kind weiter.
Das Einhalten von Hygieneregeln wie regelmäßiges Händewaschen, hygienisches Husten und Niesen sowie das Reinigen von eventuell kontaminiertem Kinderspielzeug und anderen Gegenständen kann das Risiko einer Ansteckung minimieren. Infizierte Kinder sollten Gemeinschaftseinrichtungen wie Kitas und Krabbelgruppen während der Ansteckungsfähigkeit besser nicht besuchen, um andere Kinder zu schützen.