Rote-Armee-Fraktion-Terrorist fälschlich festgenommen – Verdächtiger empört über GSG9-Einsatz | ABC-Z
Berlin. Am Dienstag nahm die Polizei einen Mann fest, der mit Ernst-Volker Staub oder Burkhard Garweg verwechselt wurde. Jetzt spricht er.
Nach stundenlanger Prüfung stand am Mittwoch fest: Der zuvor in einem ICE in Berlin festgenommene Verdächtige ist kein ehemaliger RAF-Terrorist. Wie die „Bild“-Zeitung berichtet, soll er stattdessen ein 51 Jahre alter Sozialarbeiter aus Berlin-Reinickendorf sein.
Laut dem Bericht soll er über die Verwechslung gesagt haben: „„Es ist wirklich eine Frechheit. Ich sehe dem nicht mal ähnlich.“ Die Beamten brachten ihn laut „Bild“ auf die Wache der Polizei, wo er stundenlang ausharren musste. „Ich habe ihnen alle meine Ausweisdokumente gezeigt, sogar meinen Bibliotheksausweis.“ Eine Nacht soll er in Gewahrsam verbracht haben: „Das waren unmenschliche Zustände. Alles war dreckig und eklig“. Erst am nächsten Morgen kam er dem Bericht zufolge frei.
Ex-RAF-Terrorist: Falscher Mann in Berlin festgenommen
Nach den Ex-Terroristen Ernst-Volker Staub oder Burkhard Garweg wird seit 2015 gefahndet. Das dritte Mitglied des früheren mutmaßlichen RAF-Trios, Daniela Klette, war dagegen bereits im Februar in Berlin festgenommen worden. Die drei sollen zur ehemaligen Kommandoebene der RAF gehört haben und an Anschlägen beteiligt gewesen sein.
Die linksextremistische Rote Armee Fraktion (RAF) war von Anfang der 70er Jahre bis Anfang der 90er Jahre aktiv. Der Gruppierung werden mehr als 30 Morde zugeschrieben. 1998 erklärt sich die RAF nach Jahren der Inaktivität für aufgelöst. Klette, Garweg und Staub tauchten unter.
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Garweg und Staub sollen Raubüberfälle begangen haben
Klette wurde nach ihrer Festnahme im Februar zusätzlich ein schon seit 2018 bestehender Haftbefehl der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe unter anderem wegen des Vorwurfs zweier versuchter Morde eröffnet. Sie soll an einem gescheiterten Anschlag auf ein Gebäude der Deutschen Bank im hessischen Eschborn im Jahr 1990, einem Schusswaffenanschlag auf die US-Botschaft in Bonn 1991 und einem Sprengstoffanschlag auf einen Gefängnisneubau im hessischen Weiterstadt 1993 beteiligt gewesen sein.
Die Ermittler aus Niedersachsen suchen aber wegen anderer Vorwürfe nach Garweg und Staub: Sie sollen zusammen mit Klette zwischen 1996 und 2016 in Nord- und Westdeutschland bewaffnete Raubüberfälle auf Geldtransporter und Supermärkte begangen haben, um ihr Leben im Untergrund zu finanzieren. Insgesamt sollen sie den bisherigen Ermittlungen zufolge rund 2,7 Millionen Euro erbeutet haben.
(fmg/dpa)