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Romantisch-kitschig, ein ungewöhnlicher Steinbruch | ABC-Z

Lange vor den Römern sollen schon die Phönizier an genau dieser Stelle große Sandsteinquader abgebaut habe. Gefühlt ist die Hälfte der Gebäude Osunas mit den Steinen aus diesem Hügel errichtet worden. Denn zur Blütezeit Osunas, als unter der Herrschaft des Conde de Ureña im XVI Jahrhundert ein prächtiger Barrockbau nach dem anderen errichtet wurde, entnahm man das Baumaterial aus dem nahegelegenen Steinbruch. In späteren Jahrhunderten nutzte man das weiche Gestein, um damit die vielen, nicht geteerten Plätze Andalusiens zu bestreuen, doch in den 70er Jahren legte man den Steinbruch schließlich still.

Danach wurden die riesigen Hohlräume, die im Laufe der Zeit entstanden waren, als Garage zum Abstellen von Transportfahrzeugen genutzt oder dienten als Lagerhalle für Sonnenblumenkerne. Nachdem die letzten Arbeiter die Cantera von Osuna ihr Werkzeug niedergelegt hatten, blieb dieser Ort viele Jahre verlassen. Kinder spielten auf dem stillgelegten Gelände, abseits der Wohnhäuser und ein Künstler aus Osuna begann damit, fantasievolle Skulpturen in den Stein zu meißeln. In Erinnerung an die iberische und phönizische Kultur, gestaltete er seine Kunstwerke und historisch inspirierte Wandbilder. Denn Iberer und Phönizier gehörten vor über zweitausend Jahren zu den ersten Siedlern, die sich in Andalusien niederließen.

Osuna coto-las-canteras

Jesús Ramo, der Besitzer des Steinbruchs, vermietet das Gelände immer häufiger für Hochzeiten, denn offenbar wollen Verliebte oder Jungvermählte an diesem speziellen Ort ihren großen Tag feiern.  Geschäftstüchtig wird mit einem Kommentar von Mario Vargas Llosa Marketing betrieben, der den Steinbruch gar das Petra Andalusiens genannt haben soll. Meiner Ansicht nach fehlt diesem Kommentar zwar mindestens der Kontext, aber so kitschig die Reliefe und Denkmäler sein mögen, hat dieser abgelegene Ort etwas Besonderes an sich.

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Nach so vielen Jahren, in denen harte Arbeit den Alltag des Steinbruchs bestimmte, laden nun Hochzeiten oder Konzerte zu lauschigen Sommerabenden ein. Das Gute dieser unterirdischen Halle ist neben der „romantischen “ Dekoration und der guten Akustik vor allem,  dass die Temperatur hier drinnen immer angenehm ist, egal wie heiß oder kalt es draußen sein mag.

osuna coto-las-canteras

In einer kleinen Ecke des steinernen Saales ist ein kleines Museum eingerichtet. Ein paar Hacken und einfachstes Werkzeug erinnern daran, wie die Männer bis vor wenigen Jahrzehnten im Schweiße ihres Angesichts mit reiner Muskelkraft dem Berg das Gestein entreißen mussten. Vor dem Eingang kann man ein paar der ungewöhnlichen Kunstwerke bewundern, die nun Teil der einzigartigen Gartenanlage sind. Neben dem iberischen Löwen, einem Frosch, einem Steinbock und einem kleinen Brunnen, hat der Bildhauer Francisco Valdivia auch die Wandbilder geschaffen. Wer genau hinsieht, kann in dem Relief kleine Gesichter in den Weintrauben erkennen. Die sollen, so der Künstler, an die vielen Männer erinnern, die hier einst Steine abgebaut haben.

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Informationen zum Steinbruch:

Steinbruch: El Coto Las Canteras
Vía Sacra
41640 Osuna (Sevilla)
Website

Eintritt kostet 4 Euro.

Mehr über Osuna findest du hier: Osuna Provinzstädtchen, Osuna

(bereist November 2023)

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