Sport

Satou Sabally in den WNBA-Finals: Klappt mit Phoenix noch das Comeback? – Sport | ABC-Z

So ein Basketballfeld bietet reichlich Platz, es soll sogar entlegene Ecken geben, auf die selten jemand einen Fuß setzt. Aber manchmal staut es sich im Getümmel, und wer dann am falschen Ort verweilt, lernt die Welt des Schmerzes kennen. So erging es Satou Sabally am Sonntagabend im zweiten Finalspiel der US-Frauenliga WNBA zwischen ihren Phoenix Mercury und den Las Vegas Aces. Vier Minuten vor Schluss krümmte sich Deutschlands beste Basketballerin auf dem Parkett. Sie hatte einen Wurf aus der Halbdistanz versucht, ein letzter Versuch, diese verflixt komplizierte Partie noch umzubiegen. Bei der Landung touchierte Saballys Fuß jenen ihrer Gegnerin A’ja Wilson – ehe diese der Deutschen auch noch auf den rechten Knöchel stapfte. Ein Unfall, aber eben auch: Aua.

So war dieses Duell, das Phoenix mit 78:91 verlor, für die vom Feld humpelnde Sabally vorzeitig beendet. Ihre 22 Punkte und neun Rebounds änderten nichts an dem Umstand, dass es in der Best-of-seven-Serie nun 0:2 aus ihrer Sicht steht. Der Fuß sei „in Ordnung“ grummelte die Berlinerin hinterher auf der Pressekonferenz, das war die gute Nachricht. Die schlechte: Um mit ihrem Team doch noch den Titel in der besten Basketballliga der Welt zu holen, braucht die 27-jährige Sabally jetzt alle verfügbaren Schicksalswendungen des Profisports. Dabei ist ihre Geschichte bis hierher eine vom Aufbruch aus deutschen Turnhallen, vom steten Aufstieg in Amerika und vom Erbe erfolgreicher deutscher Basketballerinnen.

Drei Namen dienen in der WNBA als Orientierung in Sachen Meisterschaft mit „Made-in-Germany“-Anstrich: Marlies Askamp (2002 mit den Los Angeles Sparks), Leonie Fiebich und Nyara Sabally (2024 mit den New York Liberty). Satous Schwester also, an die sie vor den Endspielen in diesem Jahr noch einmal erinnerte. „Shoutout an Nyara, sie hat es zuerst geschafft“, bemerkte Satou Sabally bei ESPN, als sie mit Phoenix das Halbfinale gegen Minnesota gewonnen hatte: „Ich versuche nur, in die Fußstapfen meiner kleinen Schwester zu treten.“ Ein wenig paradox ist das schon: Die anderen holen die Titel, aber von den Genannten ist Satou Sabally die talentierteste Basketballerin und ganz sicher jene mit der größten Strahlkraft. Ihr Weg von ihrem Geburtsort New York über den Umzug nach Gambia (der Heimat ihres Vaters) im Kindesalter bis ins Vereinsumfeld des Berliner Sportbetriebs erzählt von Selbstbestimmung, aber auch Umwegen und Hindernissen.

Ein Beispiel, das sie selbst mal erzählt hat: Während die Wagner-Brüder Franz und Moritz bei Alba Berlin als Heranwachsende im Jugendprogramm des Klubs aufgingen, musste Sabally „aus der eigenen Stadt und aus dem eigenen Land raus, um Profi zu werden“. Bei Alba gab es in ihren Teenagertagen noch kein Frauenteam auf höchstem Niveau, weshalb sie auf eigene Kosten erst nach Freiburg ging und schließlich ans College nach Oregon. Von dort gelangte sie 2020 im Draft zum WNBA-Team der Dallas Wings – wie begehrt sie schon damals war, zeigt die Tatsache, dass sie an Nummer zwei gezogen wurde, so hoch wie keine andere Deutsche zuvor. Wenn es jetzt um Vergleiche zu ihren Vorgängerinnen geht, ist das der große Unterschied: Sabally hat sich in ihren Jahren als Profi in den USA zu einer der besten Spielerinnen der Liga entwickelt. Und seit ihrem Wechsel von Dallas nach Phoenix zum Start der aktuellen Saison auch zu einer prägenden Figur bei einem Klub mit Titelambitionen.

Die Szene, auf die die Schmerzen folgten: Satou Sabally wirft gegen A’ja Wilson, die ihr kurz danach auf den Fuß steigt.
Die Szene, auf die die Schmerzen folgten: Satou Sabally wirft gegen A’ja Wilson, die ihr kurz danach auf den Fuß steigt. (Foto: John Locher/AP)

Sie ist keine Ersatzkraft wie damals Askamp mit gerade einmal fünf Minuten Gesamt-Einsatzzeit im Finale. Keine Spezialagentin wie Fiebich, die in New York vorwiegend mit Distanzwürfen und Defensivdiensten auffiel. Und auch keine Nyara Sabally, der als Bankspielerin 2024 im entscheidenden Spiel einige Glücksmomente vergönnt waren. Nein, Satou Sabally erfüllt das Profil einer Anführerin ihrer Mannschaft, sie ist gefragt, wenn Phoenix in den Playoffs den Ball in den Korb bringen muss. 24, 23, 21, 19 und 22 Punkte, das ist ihre Ausbeute allein in den vergangenen fünf Partien – und wenn die Mercury in den nun folgenden beiden Heimspielen in der Wüste Arizonas noch mal ein Comeback starten wollen, dann nur mit einer Sabally in Bestform. „Das Positive ist, dass noch einige Spiele vor uns liegen“, findet sie, „deshalb glaube ich weiter an uns.“

Die Möglichkeiten der Mercury hängen in diesen Finals eng mit Saballys Leistungen zusammen. Trifft sie ihre Dreier, verwandelt sich ihr Team in eine gefährliche Zockertruppe, wirft sie oft daneben, so wie in der ersten Halbzeit am Sonntag, türmen sich Probleme auf. Lässt sie hinten den Kopf hängen, vergrößert das die Löcher in der ohnehin wackligen Abwehr. Muss sie wegen zu vieler Fouls vom Feld (wie beim 86:89 in der ersten Partie), hadern die Kolleginnen mit dem Verlust ihrer biestigsten Mitspielerin. Tut sich Satou Sabally am Knöchel weh, zuckt auf der Bank ihr Trainer Nate Tibbetts zusammen. So ist vor dem nächsten Showdown in der Nacht auf Donnerstag eines klar: Sabally wird wieder jeden noch so verwaisten Winkel des Basketballfeldes beackern – immer auf der Suche nach Möglichkeiten, auch dem Gegner Schmerzen zuzufügen. Rein basketballerisch natürlich.

Back to top button