Robin Alexander: “Den Plot geben die Ereignisse vor” | ABC-Z

DIE ZEIT: Herr Alexander, Sie haben jetzt Ihren dritten Bestseller über die deutsche Innenpolitik geschrieben. Sind dramatische Zeiten gut für den Verkauf von politischen Büchern?
Robin Alexander: Augenscheinlich ja.
ZEIT: Nach Die Getriebenen 2017 und Machtverfall 2021 nun also Letzte Chance. Der neue Kanzler und der Kampf um die Demokratie: Was hat sich während dieser Zeit strukturell verändert?
Alexander: Die demokratische Öffentlichkeit zerfällt in konkurrierende Erregungsgemeinschaften, die von Algorithmen dauernervös betrieben oder sogar erst erschaffen werden. Das meistgeklickte politische Video aller Zeiten in Deutschland ist die “Barrikaden”-Bundestagsrede von Heidi Reichinnek vom Januar 2025. Vorher war sie die weithin unbekannte Co-Vorsitzende einer Fraktion, von der kaum jemand glaubte, dass sie noch einmal in den Bundestag einziehen würde. Anschließend war sie die tätowierte junge Frau, die Friedrich Merz die Empörung der halben Republik ins Gesicht schrie, weil er gemeinsame Abstimmungen der Union mit der AfD ermöglicht hatte. Reichinneks emotionale Performance war wie gemacht für den Algorithmus von TikTok, der die Rede auf die Smartphones von Millionen lieferte. Die sachlicher vorgetragene Kritik von SPD und Grünen sahen diese Menschen gar nicht.





















