Stil

Robert De Niro erhält die Ehrenpalme in Cannes | ABC-Z

Wenn Robert De Niro eines mit den Charakteren gemein hat, die er seit Mitte der Siebzigerjahre in zahlreichen Filmen verkörpert, dann ist es eine klare Haltung. Wo der Mann, der Mafiabosse, unglückliche Boxer und einen nach der jungen Jodie Foster verrückten Taxifahrer spielt, politisch steht, muss man sich seit Trumps erster Präsidentschaft nicht mehr fragen. Während des Wahlkampfs trat De Niro nicht nur in Werbespots der Demokraten auf, er beschimpfte Donald Trump auch schon mal als „Idiot“, „Clown“ oder „Trottel“.

Als man ihm vor zwei Jahren bei einer Preisverleihung in New York aus der Dankesrede seine politischen Spitzen entfernte, zückte er sein Smartphone und las die Originalfassung vor, in der er Trump der Lüge bezichtigte: „Geschichte gibt es nicht mehr. Die Wahrheit gibt es nicht mehr. Und sogar Fakten werden durch ‚alternative Fakten‘ ersetzt, getrieben von Verschwörungstheorien und anderen Hässlichkeiten.“ Auch den Veranstaltern gab er für ihren Zensurversuch noch eine knurrende Rüge mit.

Politisches Engagement geehrt

1943 in Manhattan als Sohn einer Künstlerfamilie geboren – der Vater war expressionistischer Maler, die Mutter Dichterin –, lernte er früh, dass ein Leben für die Kunst zumeist nicht von Reichtum gesegnet ist. Die Eltern schlugen sich in Little Italy durch, der Sohn stand mit zehn Jahren das erste Mal auf einer Bühne und entschied sich dort, Schauspieler zu werden. Ein Jahrzehnt tourte er mit Bühnenstücken durch den Süden der USA, bevor er bei den Regisseuren des New Hollywood, also eines jungen amerikanischen Autorenkinos, erste größere Filmrollen erlangte.

Für die scheute De Niro nicht davor zurück, sich monatelang mit seinen Figuren auseinanderzusetzen: für die Hauptrolle in Martin Scorseses „Taxi Driver“ fuhr er in New York Taxis, für dessen Musical „New York, New York“ lernte er Saxophon spielen und für das Biopic „Wie ein wilder Stier“ über den Boxer LaMotta trainierte er ein Jahr lang die Kampftechnik im Ring, bis selbst der echte LaMotta ihm bescheinigte, er habe das Zeug zum Profiboxer. Die Rolle brachte ihm einen Oscar als bester Hauptdarsteller ein, es war der zweite nach der Auszeichnung für seine Hauptrolle in Coppolas „Der Pate II“.

An diesem Dienstag erhält De Niro für sein Lebenswerk die Goldene Palme bei der Eröffnungszeremonie der Filmfestspiele in Cannes. Das Festival würdigte in seiner Bekanntmachung neben De Niros Schauspieltalent explizit sein politisches Engagement: „Nach den Anschlägen von 9/11 etwa gründete er das New Yorker TriBeCa-Filmfestival, um den New Yorkern zu helfen, ihr zerstörtes Viertel zurückzugewinnen.“ Die Dankesrede wird man ihm an der Croisette wohl nicht zu zensieren versuchen.

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