RKI-Corona-Protokolle veröffentlicht – Kassenärztechef kritisiert Umgang mit Ungeimpften | ABC-Z
Pandemie-Aufarbeitung gefordert
KBV-Chef beklagt Stigmatisierung von Ungeimpften
10.08.2024, 12:08 Uhr
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Nach der Veröffentlichung der Sitzungsprotokolle des Robert Koch-Instituts im ersten Corona-Jahr wird eine Aufarbeitung der Pandemiezeit intensiv diskutiert. Kassenärzte-Chef Gassen beklagt den Umgang mit Ungeimpften und wirbt für die Einrichtung einer Enquete-Kommission.
Kassenärzte-Chef Andreas Gassen hat nach der Veröffentlichung von Corona-Protokollen des Robert-Koch-Institutes (RKI) massive Vorwürfe im Umgang mit Ungeimpften erhoben. “Man hat diejenigen, die sich nicht haben impfen lassen, zu sehr stigmatisiert”, sagte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) der “Neuen Osnabrücker Zeitung”. Das Thema Impfen sei “teilweise überhöht” worden. “Die wissenschaftlich fundierten Stiko-Empfehlungen – nicht der politische Wille – hätten alleinige Grundlage sein sollen.”
Die Debatte um eine Aufarbeitung der Corona-Maßnahmen wurde durch jüngst veröffentlichte Protokolle des Robert-Koch-Instituts wieder intensiver geführt. Die Protokolle geben Einblicke in die Arbeit des Krisenstabs aus der Zeit von Januar 2020 bis April 2021.
Im Zentrum der Debatte stand unter anderem die Aussage des ehemaligen Bundesgesundheitsministers Jens Spahn von einer “Pandemie der Ungeimpften”. Es stehe “außer Frage”, dass die Corona-Impfungen in der Risikogruppe der Hochbetagten und Vorerkrankten gewirkt hätten, gerade um schwere Verläufe zu verhindern, erklärte Gassen. “Aber die Aussage, wer nicht geimpft ist, trage Schuld an Ansteckungen und Todesfällen anderer, ist nicht gedeckt.”
Aufarbeitung dient auch als Vorbereitung
Gassen forderte in diesem Zusammenhang erneut eine Aufarbeitung der Pandemie-Jahre. Am besten geeignet dafür sei eine Enquetekommission. Diese könne nicht nur helfen, “die aufgerissenen Wunden endlich zu heilen”, sagte er. “Das könnte auch helfen, uns besser auf eine mögliche nächste Pandemie vorzubereiten.”
Über eine parlamentarische Aufarbeitung der Corona-Pandemie wird derzeit auch in den Parteien diskutiert. Die Grünen zeigten sich bereits offen für verschiedene Formate wie ein Bürgerrat oder ein Expertengremium. Eine Enquetekommission bezeichnete der FDP-Gesundheitsexperte Andrew Ullmann als “zwingend”. Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) will nach den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen sowie nach der Bundestagswahl 2025 Corona-Untersuchungsausschüsse einrichten.