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Richard-Wagner-Festspiele in Bayreuth: Zufalls-Fanfaren für den Bundeskanzler – Bayern | ABC-Z

Das Wetter ist unbeständig dieser Tage im Osten Bayerns – egal, ob sich Prominenz angesagt hat oder nicht. In Bayreuth grollt der Donner zwei Stunden vor der ersten Premiere der diesjährigen Richard-Wagner-Festspiele. Ein Wolkenbruch. Es regnet so stark, dass kurzzeitig ein kleiner Bach vom Grünen Hügel fließt. Die eine oder andere prominente Besucherin im langen Abendkleid dürfte sich Sorgen machen um Saum und Absatz.

Doch pünktlich zur Ankunft der ersten Prominenz klart es auf. Zwei Festspiel-Mitarbeiter sammeln die letzten herabgewehten Lindenblätter vom roten Teppich  – und schon sieht es fast so aus, als wäre gar nichts gewesen. Auftritt Ilse Aigner, CSU. Die bayerische Landtagspräsidentin kommt im bodenlangen, blau-in-blau gemusterten Kleid mit U-Boot-Ausschnitt und Dreiviertel-Arm. „Lächeln Ilse, die Sonne scheint“, ruft ihr ein Fotograf zu.

Auch der bayerische Ministerpräsident Markus Söder lässt nicht lang auf sich warten. Er trägt die Uniform der meisten Männer an diesem Abend, einen etwas üppigen Smoking mit – Achtung, Fashion-Fauxpas – offener Jacke. Karin Baumüller-Söder hingegen glitzert und glänzt in silbernen Pailletten und rosa Applikationen. Später eilt auch noch Gloria-Sophie Burkandt, Model und Söders Tochter, im dunkelbraunen Kostüm über den roten Teppich.

Als Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und seine Frau Charlotte aus ihrer Limousine steigen, ertönen die Fanfaren – allerdings nicht, um den Kanzler, Smoking, Jacke geschlossen, Einstecktuch in exakt dem Blauton des Kleides seiner Frau, zu begrüßen. Die Fanfaren sind quasi das Glockengeläut des Festspielhauses: Bläser aus dem Festspielorchester treten auf den Balkon über dem Königsportal und kündigten mit einigen Takten aus den „Meistersingern“ den nahenden Start der Aufführung an.

Das Ehepaar Merz wird von Bayreuths Bürgermeister Thomas Ebersberger (CSU) und seiner Frau begrüßt. Und schon geht es weiter: Autotüren auf, Händeschütteln, Angela Merkel ist da. Die frühere Bundeskanzlerin, bekennender Wagner-Fan, kommt traditionell in Begleitung ihres Ehemanns Joachim Sauer. Beide scheinen bestens gelaunt im nachmittäglichen Sonnenschein, mit dem vor ein paar Stunden noch nicht zu rechnen war. Merkel ist eine der wenigen, die sich nicht um den Kleidsaum hätte sorgen müssen. Denn sie hat sich für ein klassisches Kanzlerinnen-Outfit entschieden: schwarze Hose, weißer Blazer, weiße Clutch.

Charlotte Merz, Bundeskanzler Friedrich Merz, Karin Baumüller-Söder und Ministerpräsident Markus Söder (von links nach rechts).
Charlotte Merz, Bundeskanzler Friedrich Merz, Karin Baumüller-Söder und Ministerpräsident Markus Söder (von links nach rechts). (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)
Markus Söder begrüßt Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Markus Söder begrüßt Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel. (Foto: Angelika Warmuth/REUTERS)

Mit Kanzler und Ex-Kanzlerin sind die Besucher aus der Hauptstadt allerdings noch nicht vollzählig: Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) kommt in grüner Abendrobe und mit Elisabeth Köstinger, einer früheren ÖVP-Politikerin aus Österreich im dunkelblauen One-Shoulder-Kleid. Ebenfalls aus der Bundespolitik dabei: CSU-Forschungsministerin Dorothee Bär im flieder-silbrigen Off-Shoulder-Dress mit Ehemann Oliver. Gesehen werden auch: Der ehemalige Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen) und die Ex-Grünen-Chefin Ricarda Lang. Auch Söders Amtskollegen aus Sachsen-Anhalt und Thüringen, Reiner Haseloff und Mario Voigt (beide CDU), gehören zu den geladenen Gästen.

Zahlreiche Landespolitiker

Fast scheint es an diesem Freitagnachmittag eine Woche vor den bayerischen Sommerferien so, als habe sich das Kabinett Söder zu einen Betriebsausflug nach Oberfranken verabredet: Ganze 13 Minister und Ministerinnen sind zu Gast, darunter Innenminister Joachim Herrmann (CSU) mit Ehefrau Gerswid und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler). Der hat es sich in den vergangenen Jahren zur Tradition gemacht, in Bayreuth eine der zahlreichen bayerischen „Königinnen“ am Arm zu haben. In diesem Jahr ist das Jagdkönigin Diana Merkle, die den mit Abstand interessantesten Kopfschmuck des Tages trägt.

Hubert Aiwanger und die bayerische Jagdkönigin Diana Merkle.
Hubert Aiwanger und die bayerische Jagdkönigin Diana Merkle. (Foto: Daniel Karmann/dpa)
Florian Silbereisen.
Florian Silbereisen. (Foto: Daniel Karmann/dpa)
Schauspielerin Margarita Broich mit Ehemann Dirk Schmalenbach.
Schauspielerin Margarita Broich mit Ehemann Dirk Schmalenbach. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

Die Politikerinnen- und Politikerdichte ist in diesem Jahr deutlich größer als im vergangenen – abseits der Politik allerdings ist die Anzahl der Prominenten eher überschaubar: Schauspielerin Margarita Broich kommt zur mit Spannung erwarteten Premiere der „Meistersinger von Nürnberg“, Star-Koch Alexander Herrmann, Moderator und Schauspieler Florian Silbereisen sowie der fränkische Kabarettist Michl Müller. Die beiden Komiker Volker Heißmann und Martin Rassau fallen mit ihren blauen Jackets unter den vielen Smokings und schwarzen Anzügen deutlich auf.

Bestens zu sehen ist auch Gloria von Thurn und Taxis, die in grellem gelb-grün deutlich aus der Masse der gedeckten Farben und des Glitzers heraussticht. Wie sie ist Söders Vor-Vorgänger Günther Beckstein (CSU) Stammgast im Festspielhaus. Er lässt sich mit seiner Frau Marga, in vergleichsweise augenfreundlicher grüner Robe, ablichten. Edmund Stoiber, von dem Beckstein das Amt einst übernahm, kommt zu spät – und steht vor verschlossener Tür. Denn, Alt-Ministerpräsident oder Prominenter hin oder her – die Aufführung beginnt um 17 Uhr. Und keine Minute später. Nicht mal, wenn das Wetter draußen wilde Kapriolen schlägt.

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