Richard Lugner: Protokoll und Arzt-Gespräch enthüllen seine letzten Minuten | ABC-Z
“In Wien muasst erst sterben, damit’s di hochleben lassen, aber dann lebst lang.” Das sagte einst der Wiener Schauspieler und Schriftsteller Helmut Qualtinger (†1986). Wie passend für den überraschenden Tod von Richard Lugner. Ein überraschender Tod mit 91 Jahren? In seinem Fall: ja. Das gibt’s.
Gesellschaftslöwe und Optimist: Richard Lugner war ein Unikat
Denn Richard “Mörtel” Lugner war nicht nur Österreichs schillernder Bau- und Gesellschaftslöwe, umtriebiger Mr. Opernball, der mit jedem Hollywood-Star von Pamela Anderson bis Jane Fonda sein Ego und das Wiener Spektakel aufwertete, und ein Selbstdarsteller par eczellence, der amüsiert belächelt wurde, aber mit den Jahren immer mehr zum verehrten Unikat geworden ist. Mörtel Lugner war vor allem ein unerschütterlicher Optimist, der das Leben liebte, die Frauen und natürlich den Rummel um seine Person. Also gab er den Affen Zucker.
Sein Privatleben teilte er mit der Öffentlichkeit. Von Wildsau bis Mausi – jedes neue Tierchen, wie er seine weiblichen Errungenschaften liebevoll und nicht etwa despektierlich nannte, wurde medial vorgestellt. Jede Ehe, jede Scheidungsschlacht. Mörtel für alle. Der Mann mit dem Einkaufszentrum Lugner City in Wien und dem XXL-Ego machte sich selbst zum Markenzeichen. Wer so gerne lebt, für den ist der Tod weit weg – bis zum letzten Atemzug.
Wurde reanimiert: So waren die letzten Momente im Leben von “Mörtel” Lugner
Nach fünf gescheiterten Ehen hatte er am 1. Juni zum sechsten Mal geheiratet. Weil er nicht gerne alleine ist, Bienchen alias Simone Reiländer (42) auch wirklich mochte (“Des passt einfach zwischen uns”) und noch viele Pläne für die Zukunft hatte.
“Er ist nicht mehr aufgewacht und friedlich eingeschlafen”
Jetzt ist er am Montagmorgen gestorben, wie Familienkreise bestätigten. Seine ehemalige Ehefrau Christina “Mausi” Lugner erklärte “oe24” kurz: “Er ist nicht mehr aufgewacht und friedlich eingeschlafen.” Österreichischen Medienberichten zufolge soll noch ein Notarzt zu seiner Villa gerufen worden sein. Die Reanimation – leider vergeblich. Seine Exfrau bestätigte das.
“Gegen 4 oder 5 Uhr früh”: Promi-Arzt spricht über Lugners letzte Momente
Wenige Stunden nach dem Tod von Richard Lugner äußert sich auch Promi-Arzt Artur Worseg. Der Mediziner war ein langjähriger Freund von dem Bau-Löwen. Außerdem war er einer der ersten, der am Montagmorgen in der Villa versucht hatte, zu helfen. Doch: “Als ich eintraf, war schon der Notarzt da. Leider waren die Reanimationsversuche erfolglos”, erzählt er “oe24”. Lugner sei laut offiziellen Angaben im Schlaf verstorben.
“Es ging ihm schon die letzten Tage nicht sehr gut”, erklärte Worseg weiter. Dann gab er den Todeszeitpunkt von Lugner bekannt: “Am Sonntag ist er eingeschlafen und gegen 4 oder 5 Uhr früh hat sein Herz einfach aufgehört zu schlagen. Er hat nichts mitbekommen.” Über die Todesursache schwieg der Promi-Arzt noch.
Protokoll vom Todesmorgen: Was passierte in der Villa in Döbling?
Gegen 7.40 Uhr wurde der Notruf gewählt, berichtet “oe24”. Der Anrufer stellte einen Herz-Kreislauf-Stillstand fest. Rettungswagen und der Notarzt rasten zu Lugners Anwesen im 19. Wiener Gemeindebezirk. Um 7.55 Uhr begann man mit lebensrettenden Maßnahmen. Mit vereinten Kräften wollte man Mörtel wieder ins Leben zurückholen – ohne Erfolg. Um 8.10 Uhr wurde Richard Lugner offiziell für tot erklärt.
Feuerwehr und Berufsrettung verließen anschließend die Villa. Beamten riegelten das Luxusanwesen ab. Nur noch Angehörige durften auf das Grundstück. Mittags wurde Lugners Leichnam von einer schwarzen Limousine abgeholt.
Trotz gesundheitlicher Probleme: Lugner hatte noch Großes geplant
Mörtel Lugner hatte immer wieder gesundheitlich zu kämpfen. Zuletzt, so hatte er es der AZ im letzten Telefonat Anfang August erzählt, einen Einriss in der Herzklappe und musste deshalb operiert werden. Obendrein hatte er bei einer Osteopathie-Behandlung einen Sprung im vierten Lendenwirbel abbekommen. Deshalb musste er auf Krücken gehen.
Doch das alles konnte ihn zunächst nicht stoppen, weiter große Pläne zu schmieden. Im August wollte er mit seiner Ehefrau Simone für die Flitterwochen nach Griechenland reisen. Das Haus mit Meerblick auf Kreta war bereits gebucht. Hier wollte er Kraft tanken für einen heißen Herbst. Denn im Oktober wollte er sich zu seinem 92. Geburtstag auch noch den kirchlichen Segen im Stephansdom für seine Ehe einholen und plante ein opulentes Fest.
“Wenn ich mal nicht mehr bin”: Richard Lugner hat vorgesorgt
Für seinen Tod, auch wenn der stets so weit weg schien, hatte der vierfache Vater doch vorgesorgt. Einen Grabstein hatte er schon zu Lebzeiten bestellt. Lugner wollte auf dem Grinzinger Friedhof beerdigt werden. Und: Am 1. August machte er seine Frau Simone zur neuen Chefin in seiner Lugner City, für die er sechs Tage vor seinem Tod noch auf Facebook warb (genau gesagt für ein Piercing-Studio).
Zur AZ sagte er am ersten Arbeitstag seiner Frau: “Wenn ich mal nicht mehr bin, wird sie alles alleine führen. Aber zum Glück bin ich ja noch da und das habe ich auch nicht vor, in nächster Zeit zu ändern.” Servus und Baba, Mörtel Lugner.