Neue Late-Night-Show? Stefan Raab konserviert sich selbst | ABC-Z

RTL stellt Stefan Raab an fünf Abenden in Folge vor die Kamera – und der Entertainer liefert vor allem eines: sich selbst. Nach seiner erneuten – diesmal ungewollten – Pause. Die Quoten stimmten nicht. Und jetzt meldet er sich zurück – und stiftet gleich erstmal Verwirrung, wann sein Comeback vom Comeback eigentlich stattfindet.
„Ich bin jeden Abend der Woche am Start“, kündigt Stefan Raab selbstbewusst im Trailer an – und RTL meint es ernst: Montag bis Freitag um 20.15 Uhr, flankiert von Klassikern wie „Wer wird Millionär“. Das Setting der neuen „Stefan Raab Show“ (zumindest für diese Woche, ab nächster Woche nur noch mittwochs) lässt keinen Zweifel: Hier wird bewusst an die Glanzzeiten von „TV total“ angeknüpft.
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„Das Warten hat ein Ende – herzlich Willkommen zur Stefan Raab Show“, kündigt eine wohlbekannte Stimme an, Raab wirft einen Basketball und drückt eine Hupe. Wer da keine TV-Total-Erinnerungen spürt, hat wohl nie nach 23 Uhr ferngesehen.
Das Setting ist vertraut: Backsteinwand, Ledersessel, Live-Band. Nur die Technik ist neuer, auf dem Tisch ersetzt ein Tablet die bekannten Buttons. Statt wilder Innovation setzt Raab auf Nostalgie. Sein Versprechen: „Wir sind für Sie hier live.“ Doch beim angeblichen GZSZ-Spoiler, den er nun täglich präsentieren will, bleibt es bei einem Bild ohne Ton – ersetzt durch halb lustige Dialoge. Das ist mehr Gag aus der Mottenkiste als „Unterhaltung 2025“.
Wenn Politik zur Pointe wird, hilft nicht mal mehr die Nationalhymne
Gefeiert wird auch der EM-Erfolg der deutschen Basketballer – inklusive Huper, der einen halblustigen Einspieler mit Kai Pflaume ankündigt. Außerdem nicht fehlen darf sein langjähriger Weggefährte Michael „Bully“ Herbig, Regisseur und Komiker. In bayerischer Uniform betritt er die Bühne – inklusive Blaskapelle, Peitschen und Jodel-Einlage. „Das trägt man bei uns im Homeoffice, bei euch nennt man das Karneval“, witzelt Bully. Raab lacht, das Publikum ein bisschen. Der Witz ist so gemütlich wie Lederhose und Krachlederne.
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Weniger souverän wirkt Raab bei seinen Seitenhieben auf Politik. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) dient als Steilvorlage für einen Gag über „Brechreiz beim Singen der Hymne“. Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) wiederum für einen Exkurs zu einer neuen Nationalhymne.
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Sie müsse so einfach sein, dass Sarah Connor sich den Text merken könne, so cool, dass BossHoss sie nicht verhunzt und so kulturübergreifend, dass sie selbst im Ausland bei einem Staatsbesuch gespielt werden könne. Raabs Lösung: eine Autotune-Version mit Vocoder, Popbeat und Rap-Einlage. Das ist technisch sauber, klanglich mäßig amüsant – als Pointe: gähn.
Fünf Tage Raab – oder fünf Tage Risiko?
Die Botschaft dieses Comebacks ist klar: RTL setzt alles auf Raab. Was bleibt auch anderes übrig. Fünf Abende Raab bedeuten fünf Chancen – oder fünf Risiken. Die Quoten der ersten Show werden entscheiden, ob dieser Coup den Sender zurück an die Spitze bringt oder ob Raabs TV-Präsenz endgültig zum Retro-Spektakel verkommt. Für Fans ist es ein Wiedersehen mit einem vertrauten Takt, für Kritiker eher das Déjà-vu einer Fernsehkultur, die sich nostalgisch an sich selbst festhält. Zuschauende, die frische Ideen erwarten, könnten sich fragen, warum ein gerüchteweise 90-Millionen-Euro-Deal nicht mehr Neues hervorbringt.
Stefan Raab will also noch einmal beweisen, dass er das Maß aller Dinge ist. Bleibt abzuwarten, ob seine Rückkehr nicht vor allem eines bleibt – eine nostalgische Erinnerung daran, wie Fernsehen einmal war.