Rheingau Royal: Frankfurterin Lena Roie ist neue Weinkönigin | ABC-Z

Die Frankfurterin Lena Roie ist die neue Rheingauer Weinkönigin. Mit Witz, Charme und fundiertem Sachwissen setzte sich die Einunddreißigjährige am Samstagabend gegen ihre Mitbewerberinnen Alina Bender aus Erbach und Alicia Kunz aus Oestrich-Winkel durch. Mehrere hundert Besucher, darunter zahlreiche Vertreter aus der Politik und viele Winzerfamilien, waren zu „Rheingau Royal“ in das Kloster Eberbach gekommen und feierten nach der Wahl eine große Party. Die Wahl der Wein-Unternehmerin könnte zum Symbol für ein neues Marketingverständnis des traditionsreichen Rheingaus werden.
Als Peter Seyffardt, Präsident des Rheingauer Weinverbandes, die „ganz knappe“ Entscheidung der Jury verkündete, gab es bei Roie kein Halten mehr. Unter Tränen dankte sie für ihre Wahl „Ich bin überwältigt und freue mich absolut auf das Amtsjahr“, sagte die Frankfurterin. Sie vermarktet unter der Marke „Wine in the City FFM“ Rheingauer Weine. Mit ihrer Wahl habe sie „ehrlich gesagt“ nicht gerechnet. Vier Jahre zuvor war sie Frankfurter Weinkönigin.
Wahl zur Weinkönigin in drei Stufen
Die 74. Rheingauer Weinkönigin zu werden und dabei nicht aus dem Rheingau zu kommen, ist eine andere Hausnummer und ihr Erfolg war nicht einfach. Roie, die in sechster Generation aus einer Schaustellerfamilie stammt und als extrem gut vernetzt gilt, hat noch kurz vor der Veranstaltung gesagt:„Frankfurt gehört zum Rheingau“.
Aber die 24 Jahre alte Alina Bender und die 22 Jahre Alicia Kunz, die beide im Rheingau geboren wurden und als örtliche Weinmajestäten auf viel Erfahrung zurückblicken konnten, lieferten ebenfalls starke Bewerbungen ab. Das Verfahren bestand aus drei Stufen: Zuvor beantwortete schriftliche Fachfragen wurden von der Jury mit 30 Prozent bewertet, während der Veranstaltung gestellte Fachfragen in Deutsch und Englisch mit weiteren 30 Prozent. Die Präsenz auf der Bühne zählte 40 Prozent. Fachlich waren alle drei Bewerberinnen sattelfest. Fragen wie „Was sind die Vorteile eines Verschnitts?“ oder „Was ist ein Blanc de noir?“ konnten sie mühelos beantworten.
Wie tief das Fachwissen der drei Weinexpertinnen in der Praxis ist, zeigte sich deutlich bei der Blindverkostung. Daniela Münch, Wassersommelière der Selters Mineralgruppe, führte durch den Test und den Bewerberinnen gelang es, die korrekte Rebsorte der verdeckt angebotenen Weine zu identifizieren. Als Gruppenaufgabe sollte das Trio eine Vision des zukünftigen Rheingaus im Jahr 2030 erstellen. Roie ließ Frankfurts Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) zum Thema Ehrenamt und den Citymanager und ehemaligen Generaldirektor des „Hessischen Hofs“, Eduard Singer, zum Thema Dorffeste mit Hilfe eines Videobeitrags einspielen.
Lena Roie: „Traditionen nur bewahren, das reicht uns nicht“
Bevor die Bewerberinnen die Jury zu überzeugen versuchten, verabschiedete der Rheingau Lena Orth, die bis zum diesem Abend die Krone getragen hatte. Sie wird bei der Wahl zur deutschen Weinkönigin antreten.
Es waren vermutlich ihre offene Art und ihre Gedanken zur künftigen Weinvermarktung, mit der es der Roie gelang, die Jury zu überzeugen. „Ich bin mir durchaus bewusst, dass ich nicht so ganz in die vorgefertigten Schubladen passe“, sagte die Unternehmerin, deren Hotelausbildung sie bis nach Miami geführt hatte. „Aber ich habe ein Ziel vor Augen: junge Menschen für Wein und unsere Region zu begeistern“, führte sie weiter aus. Mit mobilen und urbanen Weinbars ist sie seit 2018 unterwegs und überzeugt, dass Wein „jung, nahbar und erlebbar präsentiert“ werden darf.
„Traditionen nur bewahren, das reicht uns nicht. Wer Tradition nur bewahrt, der riskiert, dass sie verstaubt“, sagte sie. Ein weiteres Herzensprojekt sei ihr ein Weinprobierstand in Form eines Karussells. „Hier verbinde ich meine Schaustellerwurzeln mit meiner Leidenschaft für Wein. Ich möchte zeigen, Geschichte darf sich im wahrsten Sinne des Wortes weiterdrehen.“
Eine Rede, die die Winzer im Publikum und der Jury, die sich der Herausforderungen der Weinvermarktung in den kommenden Jahren durchaus bewusst sind, offenbar zu einem großen Teil überzeugt hatte. „Wir wählen immer die Besten“, sagte Weinbaupräsident-Seyffardt kurz nach der Wahl von Roie. Bender und Kunz werden der neuen Königin als Prinzessinnen zur Seite stehen und ein zufriedener Seyffardt konstatierte: „Wir haben ein fabelhaftes Trio für den Rheingau“.