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„Rezessionsgespenst ist zurück“: DAX fällt unter 18.000 – größter Nikkei-Verlust seit Corona | ABC-Z


„Rezessionsgespenst ist zurück“

DAX fällt unter 18.000 – größter Nikkei-Verlust seit Corona

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Monatelang kennen die Kurse an den internationalen Finanzmärkten nur eine Richtung. Doch genauso schnell, wie die Kurse gestiegen sind, scheinen sie jetzt wieder zu fallen. „Der Markt greift momentan jegliche Anzeichen für Schwäche auf“, sagt ein Analyst. „Das Rezessionsgespenst ist zurück“, ein anderer.

Globale Rezessionssorgen und mit Enttäuschung aufgenommen Zahlen der US-amerikanischen Technologie-Giganten drücken die Börsen erneut deutlich ins Minus. Der DAX fiel im frühen Handel klar unter die Marke von 18.000 Punkten. Der EuroStoxx50 verlor ebenfalls mehr als ein Prozent.

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Unter die Räder gerieten auch Aktien von Unternehmen, die besonders empfindlich gegenüber Schwankungen in der Konjunktur sind. Die Titel des Essenslieferanten Delivery Hero, des Touristikkonzerns TUI und des Immobilienriesen Vonovia verloren zwischen anderthalb und gut fünf Prozent.

Auch in Asien setzte sich die Verkaufswelle der vergangenen Tage fort: In Japan sackte der Nikkei 225 um 5,8 Prozent ab und verzeichnete den größten Tagesverlust seit März 2020. Damals brach die Corona-Pandemie aus.

Rezessionsgespenst wieder da

Am Donnerstag hatten schwache US-Einkaufsmanagerindizes und Arbeitsmarktdaten aus den USA für Unruhe bei den Anlegern gesorgt. Sie befürchten, dass die erwartete Zinssenkung der US-Notenbank Fed im September für eine sanfte Landung der US-Wirtschaft zu spät kommen könnte. So ist der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe im Juli bereits den vierten Monat in Folge gesunken. Mit Spannung wird daher am Nachmittag die Veröffentlichung des US-Arbeitsmarktberichts für Juli erwartet.

„Das Rezessionsgespenst hat es zurück auf das Parkett geschafft“, sagte Jochen Stanzl, Chefanalyst vom Broker CMC Markets. „Wenn die Arbeitsmarktdaten aus den USA heute zu schwach ausfallen, könnte es mit den Kursen rund um den Globus so dynamisch weiter nach unten gehen, wie es gestern zu beobachten war.“

Der DAX verlor bereits am Donnerstag 2,3 Prozent. In den USA sackte der Nasdaq 100 ähnlich stark ab. Auf Jahressicht weisen beide Indizes dennoch ein klares Plus auf: Der DAX hat trotz widriger Umstände speziell in der deutschen Wirtschaft bisher knapp 8 Prozent an Wert gewonnen. Getrieben von vollmundigen KI-Versprechen legte der technologielastige Nasdaq bisher sogar um gut 14 Prozent zu.

Suche nach Zeichen der Schwäche

Zuletzt ließ die Schubkraft der großen US-amerikanischen Tech-Konzerne allerdings merklich nach. Negativ aufgenommene Quartalsberichte der US-Technologieriesen Amazon, Intel und Microsoft zogen den gesamten Sektor nach unten. Die japanischen Schwergewichte Tokyo Electron und Advantest brachen um zwölf und acht Prozent ein. Dabei seien die gemeldeten Zahlen „unter dem Strich nicht schlecht“, sagte Stratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. „Aber wenn immer noch hohe Erwartungen auf nervöse Anleger treffen, reicht schon das berühmte Haar in der Suppe, um Verkaufsdruck aufkommen zu lassen.“

„Der Markt greift momentan jegliche Anzeichen für Schwäche auf“, ordnete Rob Carnell, Asien-Spezialist bei der Bank ING ein. „Er sucht gezielt nach schlechten Nachrichten.“

Intel sticht heraus

Für schlechte Laune sorgen bei Amazon speziell die trüben Konsumaussichten für das weitere Jahr. Der Online-Händler lieferte am späten Donnerstagabend einen zurückhaltenden Ausblick, obwohl der Gewinn und das Wachstum des zukunftsträchtigen Cloud-Geschäfts im abgelaufenen Vierteljahr überraschend hoch ausfielen. Kunden suchten gezielt nach Sonderangeboten, sagte Amazon-Finanzchef Brian Olsavsky. Auch viele Unternehmen treten auf die Kostenbremse und stellen Investitionen in Künstliche Intelligenz (KI) auf den Prüfstand. Die Amazon-Aktie fiel im nachbörslichen Handel an der Wall Street um knapp sechs Prozent.

Speziell die schwachen Zahlen von Intel stechen heraus. Der US-Chipkonzern fuhr im zweiten Quartal einen Verlust ein, will im kommenden Jahr die Kosten um 10 Milliarden Dollar verringern und zudem vollständig die Dividende streichen. In der Folge brach der Kurs von Intel im nachbörslichen US-Handel um gut 21 Prozent ein.

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