Rezension: Michael Kröcherts Kurzgeschichte „Messi. Dreams Pequeña“ | ABC-Z

Ist er der Vater? Könnte das wirklich sein? Es würde einiges erklären, die eiserne Disziplin, die Wachstumsstörung und das außergewöhnliche Ballgefühl von Jago, dem 1,43 Meter kleinen Nachwuchsspieler, der bei PSV Eindhoven in den Niederlanden spielt, in einer der besten Talentschmieden der Welt. Und der als Vierzehnjähriger nur einen Traum hat: Fußballprofi werden, um jeden Preis. Das Problem: Er wächst nicht mehr – trotz täglicher Hormonbehandlung.
„Messi. Dreams Pequeña“ von Michael Kröchert ist das elfte Büchlein, das im Verlag Voland & Quist in der Fußball-Reihe „Ikonen“ erscheint, aus der kürzlich Barbi Markovićs „Piksi-Buch“ mit dem Preis für das Fußballbuch des Jahres 2025 ausgezeichnet wurde. „Messi. Dreams Pequeña“ wird diesen Preis vielleicht nicht gewinnen, dafür ist es sprachlich zu ungelenk, es ist aber eine packende Erzählung.
In der Kurzgeschichte wundert sich der Ich-Erzähler Georg über das „überragende Talent“ seines Neffen. Von seiner Schwester, also Jagos Mutter, könne er es keinesfalls haben, „die hatte in jungen Jahren nur mal in der Landesauswahl der Berliner Volleyballerinnen gespielt.“ Also, so kombiniert Georg, müsse er seine Begabung vom Vater haben, einem Unbekannten aus Rosario, Argentinien, den seine Schwester auf einer Südamerika-Reise kennengelernt hatte, ein Urlaubsflirt.
Rosario, das ist doch die Geburtsstadt von Lionel Messi, dem vielleicht talentiertesten Fußballspieler, den es bisher gab, der allerdings in seiner Jugend – genau wie Jago – unter einer Wachstumsstörung litt, und deshalb mit 14 Jahren – genau wie Jago – nur 1,43 Meter maß. Messi wurde damals hormonell behandelt, er wuchs bis auf 1,70 Meter, den Spitznamen „La Pulga“, also der Floh, behielt er.
Ein unehelicher Sohn?
Gerade lässt der 38-Jährige seine Weltkarriere in der US-amerikanischen Major League Soccer ausklingen, beim Club Internacional de Fútbol in Miami. Dorthin reisen Georg und Jago auf den ersten der 112 Seiten, mit der Absicht, Dr. Euphemian zu treffen, einen zwielichtigen Arzt, der Jago mit einer speziellen, in Europa nicht zugelassenen, Hormonbehandlung doch noch ein paar Zentimeter wachsen lassen soll. Miami ist Jagos letzte Chance. Wenn er nicht wächst, wird er in Eindhoven nicht in die nächste Altersklasse versetzt, die Karriere wäre vorbei, bevor sie überhaupt so richtig begonnen hat.
Im tropischen Florida kommen Georg dann Zweifel. Was, wenn es nicht funktioniert? Und die nicht abzusehenden Spätfolgen, oh Gott, es wird schon einen Grund geben, warum diese „Therapie“ in Europa verboten ist. Gibt es etwa kein Leben außerhalb des Fußballs? Auch nicht für ihn, der seinen Job vor zwei Jahren gekündigt hatte, um Jago in Eindhoven als Ersatzvater, Berater und Betreuer zu unterstützen?
Georg hat viele Fragen, findet aber nicht so recht die passenden Antworten. Stattdessen trinkt er Bier um Bier in einer Bar mit Namen „Dreams Pequeña“ (frei übersetzt: „Kleine Träume“). Selbst für die Fantasiestadt Miami, in deren Bars ja durchaus Englisch und Spanisch zu hören ist, ein sehr ausgedachter Name.
Michael Kröchert, der bereits in einigen Fußballanthologien veröffentlicht hat, darunter „Das Spiel meines Lebens“ (Rowohlt, 2017), lässt in seinem Büchlein keinen Zweifel daran, dass Jago der uneheliche Sohn von Messi sein muss, ohne es je auszubuchstabieren. Der Verdacht besteht ab der ersten Seite und wird durch den unsicheren, grüblerischen, aber keinesfalls unsympathischen Ich-Erzähler Georg bis zur letzten Seite nicht ausgeräumt.
Dank dieses erzählerischen Kniffs ist ein Happy End, also eine Fußballkarriere für Jago nach dem Vorbild von Lionel Messi, immer möglich, auch wenn es von Seite zu Seite unwahrscheinlicher scheint. „Messi. Dreams Pequeña“ ist eine Geschichte aus der Welt des Nachwuchsfußballs, in der sich Hoffnung und Verzweiflung bedingen, und nur wenige Zentimeter darüber entscheiden, ob sich ein Traum erfüllt.





















