Viel zu feiern: Oktoberfest, Renzo Rosso’s 70. und das Red Wing Jubiläum – Stil | ABC-Z

Neue Manschgerl
Typische Souvenirs, die man vom Oktoberfest mitbringt, sind Lebkuchenherzen, tiefe Löcher im Geldbeutel und ein leichter Kater. Von Playmobil kommt dieses Jahr noch ein alternatives Andenken in Form eines stark angetrachtelten Besucherpaars. Die Manschgerl aus Plastik sind mit szenetypischen Elementen wie Dirndl, Lederhose, Maßkrug und Brezn ausgestattet und machen trotzdem einen irgendwie zuagroasten Eindruck – sind also ziemlich realistisch getroffen. Im Gegensatz zum ewigen Konkurrenten Lego hat die Firma Playmobil im mittelfränkischen Zirndorf in letzter Zeit mit deutlich sinkenden Umsätzen und Negativschlagzeilen zu kämpfen und erweitert derzeit schrittweise ihr Sortiment, um neue Zugänge zur Marke zu schaffen. Dazu gehören offenbar auch sogenannte Resonanz-Figuren wie das Trachtenpaar – vor einigen Wochen war mit der „Schwarzwald Marie“ bereits ein anderes folkloristisch angehauchtes Spielset in den Handel gekommen. Preis für das Wiesn-Paar: 7,99 Euro oder eine halbe Maß.
70 Jahre Tapferkeit
Ein Mann wie eine Rakete, auch mit 70 noch – immer rauf zu den Sternen. Womit nicht unbedingt zu rechnen war, als Renzo Rosso am 13. September 1955 in der Provinz Padua geboren wurde. Einfachste Verhältnisse, aus denen er sich mit Fleiß, Hartnäckigkeit und dieser sehr speziellen Revoluzzerdenke nach ganz oben gearbeitet hat. Gründer von Diesel. Miteigentümer (unter anderem) von Martin Margiela, Jil Sander, Marni, Viktor & Rolf. Zusammengefasst in seiner Luxusgruppe, deren Namen programmatisch zu verstehen ist: Only The Brave (OTB), nur die Tapferen also. Geschätztes Privatvermögen: um die vier Milliarden US-Dollar. Da kann man schon mal feiern. Und natürlich auch groß einladen – kleine Brötchen, seien wir ehrlich, waren seine Sache nie. Im OTB-Headquarter in Breganze vor den Toren Venedigs kamen am 15. September also nicht weniger als zweitausend Gäste zusammen. Der italienische Sänger Jovanotti stand auf der Bühne, Tänzer und Artisten zeigten ihre Künste, zu essen gab es reichlich um vom Feinsten. Und natürlich lässt es sich der Mann mit dem Lockenschopf auch nicht entgehen, seine siebzig Jahre mit einem voluminösen Bildband zu veredeln. Er trägt den Titel „Seventy“ und blickt auf 70 wegweisende Momente in dieser recht spektakulären Karriere zurück. Erschienen bei Assouline, mit einer Einleitung der New-York-Times-Kritikerin Vanessa Friedman. Preis: stolze 120 Euro.

120 Jahre Prärie-Chic
Die amerikanische Schuhmarke Red Wing feiert ihr 120-jähriges Bestehen und erinnert im Rahmen dieses Jubiläums an ihre Nähe zur Cowboy- und Arbeiter-Kultur des amerikanischen Westens. Gegründet 1905 im Ort Red Wing im Bundesstaat Minnesota, zeichnet die Schuhe des Herstellers bis heute ihre nahezu unverwüstliche Machart aus dickem Rindsleder aus und die stabile Rahmennähung entweder in Goodyear Welt oder Stitchdown-Technik. Eine eigene Gerberei sichert seit 40 Jahren den Nachschub an Leder, das wegen seiner Patina bei den gut eingetragenen Schuhen immer wieder auch in der Fashionszene zu sehen ist.
Trotz ihrer weltweiten Beliebtheit werden die Stiefel und Halbschuhe heute immer noch in Red Wing in über 200 Arbeitsschritten überwiegend von Hand hergestellt und sind in allen 700 Filialen weltweit neu besohlbar und auch sonst nahezu lebenslang zu reparieren. Anfänglich waren die schweren Stiefel für alle gedacht, die draußen arbeiten müssen – bei Landvermessern, Ingenieuren, Landwirten und tatsächlich auch Cowboys waren die ersten Modelle besonders beliebt. Zum Geburtstag werden jetzt einige besonders ikonische Modelle aus dem Archiv neu interpretiert oder in originalgetreuen Versionen präsentiert, zum Beispiel die sogenannten „Pecos“ (Foto) die erstmals 1953 für Rancharbeiter entworfen wurden und sich zu einem festen Bestandteil amerikanischer Schuhkultur entwickelten. Zum Jubiläum werden sie in robustem Hawthorne Muleskinner Roughout Leder aufgelegt, das im Gegensatz zu herkömmlichem Rauleder seine natürliche Wasserresistenz behält.

Frisch aus dem Labor
Der Name wird von seinen Jüngern (darunter Hailey Bieber und Megan Fahey) stets wie eine Verheißung ausgesprochen, in einer Mischung aus Hauchen und Zwitschern mit gespielt französischem Akzent: „Biologique Recherche“. Das klingt geheimnisvoll, obwohl es ja eigentlich nur „Biologische Forschung“ heißt, aber das Unternehmen dahinter, das in den Siebzigerjahren von einem Biologen und einer Physiotherapeutin gegründet wurde, verhielt sich lange Zeit tatsächlich so, als ginge es hier um ein Geheimlabor. Marketing? Mon dieu. Online-Versand? Mais non! Lediglich ausgesuchte Beautysalons durften die Produkte anwenden und verkaufen. Wer nicht in der Nähe eines autorisierten Dealers wohnte, musste sich seine heiligte Lotion P50 manchmal auf beschwerlichem Weg „besorgen“.
Mittlerweile wurde die biologische Forschung von der Realität eingeholt, seit 2019 sind Investoren an Bord und seitdem werden zügig eigene Spas und Stores – hier naturellement „Ambassades“ genannt – wie Ende vergangenen Jahres in München eröffnet, und in sehr viel schnellerem Takt neue Forschungsergebnisse aka Produkte auf den Markt (und in den Onlinestore) gebracht. Ganz neu: die Pflegelinie VIP O2. Ok, nicht ganz neu. Die Gemeinde kennt den Sauerstoffboost für die Haut, der von „flüssiger Atmung“ inspiriert ist, natürlich schon. Aber jetzt ist die optimierte Generation auf dem Markt, quasi VIP O2 2.0. Das Versprechen: „Die Wiederherstellung der epidermalen Bioenergetik durch direkte Unterstützung des mitochondrialen Sauerstoffstoffwechsels.“ Davon versteht der Laie natürlich wieder kein Wort. Es bleibt halt eine Wissenschaft für sich.



















