Rente: Wirtschaftsweise wirft neuer Koalition nur Scheinlösung für Rente vor | ABC-Z

Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm fordert strukturelle Reformen, um das Rentensystem zukunftsfest zu machen. Die schwarz-rote Bundesregierung habe im Koalitionsvertrag keine klaren Lösungen benannt, sagte Grimm im Deutschlandfunk. Stattdessen würden Scheinlösungen diskutiert. In ihrem Koalitionsvertrag hatten Union und SPD vereinbart, eine Rentenkommission einzusetzen, die Vorschläge für Reformen machen soll.
Anpassung des Renteneintrittsalters
Laut Grimm müsse das Renteneintrittsalter schrittweise an die längere Lebenserwartung angepasst werden, sodass das Verhältnis von Rentenbeziehenden und Erwerbstätigen ausgewogener wäre. Derzeit ist das Rentenalter in Deutschland gesetzlich auf 67 Jahre festgelegt.
Zudem sprach sich die Wirtschaftsweise dafür aus, die Rente mit 63 Jahren abzuschaffen, sofern ein Arbeitnehmer gesundheitlich bis zum normalen Renteneintrittsalter arbeiten kann. Die bestehenden Renten sollten ihr zufolge nicht mehr mit den Löhnen, sondern mit den Preisen steigen. “Das sind unbequeme Maßnahmen, aber letztlich stellen die eben sicher, dass wir da tragfähig aufgestellt sind”, sagte Grimm.
Debatte um Rentenreform
Die neue Bundesarbeits- und Sozialministerin Bärbel Bas hatte vorgeschlagen, weitere Gruppen, darunter Beamte, in die gesetzliche Rentenversicherung einzubeziehen, um die Einnahmen zu verbessern. Auch dabei handle es sich laut Grimm um eine Scheinlösung, da mit den Einzahlungen auch Ausgaben verbunden seien. Der Vorschlag wäre nur Erfolg versprechend, wenn man die Leistungsansprüche für Beamte reduziere.
Die Wirtschaftsweise sagte, man solle eher diskutieren, welche Berufsgruppen überhaupt noch verbeamtet werden sollten. Ausnehmen würde sie dabei jedoch Berufe, die mit einer hohen Loyalität zum Staat verbunden seien – Polizisten und Justizmitarbeitern sollte man beispielsweise nicht die Bezüge kürzen.
Grimm ist Wirtschaftswissenschaftlerin und lehrt an der Technischen Universität Nürnberg. Seit 2020 ist sie eine der fünf Wirtschaftsweisen, einem Sachverständigenrat, der die Bundesregierung wirtschaftspolitisch berät.