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Religiös mit Föhnfrisur: Evangelikale “North Carolina Girls” umwerben Trump | ABC-Z

Die Verehrung Trumps hat ein Gesicht: Es ist perfekt geschminkt, weiß und strahlt. Immer wieder tauchen evangelikale Christinnen bei Kundgebungen auf und huldigen dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten. Ihr Aussehen ist tadellos, der Ruf ihrer Kirche weniger.

In bunten Hosenanzügen und mit schweren Perlenketten, das blonde Haar kunstvoll drapiert, stehen sie auf Wahlkampfveranstaltungen und jubeln. Es sind die selbst ernannten “North Carolina Girls”, die schon 2016 bei Donald Trumps Kundgebungen auftauchen und den Republikaner regelmäßig bei seinen Rallyes beehren.

Trump ist die Anwesenheit der Frauen mit dem breitem Hollywoodlächeln nicht entgangen. “Die wunderschönen Damen aus North Carolina” müssten mittlerweile an “249 Kundgebungen oder so” teilgenommen haben, sagte er bei der Veranstaltung in Wisconsin Anfang September und erntete dafür Luftküsse von seinen Unterstützerinnen.

Kult des Missbrauchs

Was die Frauen aus North Carolina neben ihrem tadellosen Make-up eint, ist ihr Glaube. Sie alle sind Mitglieder der “Word of Faith Fellowship” in Spindale, einer Kleinstadt im Westen des Bundesstaates, schreibt die “New York Times”. Seit Jahrzehnten steht die evangelikale Glaubensgemeinschaft wegen angeblich sektenähnlicher Rituale und Missbrauchs in der Kritik. Ehemalige Kirchenmitglieder berichteten von traumatischen Erfahrungen, von brutaler Prügel und Gefangenschaft. In Gerichtsprozessen berichteten Zeugen vom sogenannten “blasting”. Dabei bilde die Gemeinde einen Kreis um ein einzelnes Mitglied und schreie bis zu einer Stunde auf dieses ein, um Dämonen auszutreiben.

Jane und Sam Whaley, 1995.

(Foto: picture alliance/AP Photo)

Auf ihrer Website wehren sich Pastor Sam und Jane Whaley, die Gründer der “Word of Faith Fellowship”, gegen derartige Vorwürfe. Öffentliche Medien hätten sich gegen sie verschworen, ihre Gemeinde sei zu Unrecht als Kult verschrien. Hannah Davies, die laut der “New York Times” regelmäßig bei Trumps Wahlveranstaltungen auftaucht, dementiert die Anschuldigungen an gleicher Stelle: “Ich möchte, dass jeder weiß, dass dieses Gebet (blasting) nicht missbräuchlich ist, niemand wird geschlagen, niemand wird angeschrien. Dieses Gebet ist voller Liebe und Freiheit.”

Weiße Evangelikale für Trump

Trotz verkappter Kontroversen tut Trump gut daran, Frauen wie die “North Carolina Girls” auf seiner Seite zu haben. Denn sie zählen wie andere weiße Evangelikale zur Kernwählerschaft des ehemaligen Präsidenten. Die Gruppe macht nach Angaben des “Public Religion Research Institute” etwa 14 Prozent der Wahlbevölkerung in den USA aus. 2016 stimmten etwa 77 Prozent ihrer Anhänger für Trump. Bei der Wahl im Jahr 2020 waren es sogar rund 84 Prozent.

Trump, der mit drei Ehen und mehreren mutmaßlichen Affären wenig christlich daherkommt, machte sich in der Vergangenheit für seine treue Wählerschaft stark. Bei einer von der konservativen Nichtregierungsorganisation “Faith and Freedom Coalition” organisierten Konferenz im Juli versprach Trump, im Falle einer Wiederwahl “die religiöse Freiheit aggressiv zu verteidigen” und eine “neue staatliche Arbeitsgruppe zur Bekämpfung antichristlicher Vorurteile” ins Leben zu rufen.

Auch seine ablehnende Haltung gegenüber Abtreibungsrechten und Skepsis in Bezug auf den Klimawandel dürfte sich mit den Ansichten seiner christlichen Anhänger decken. Laut einer Studie des “Pew Research Center” hält 2022 nur ein Drittel der evangelikalen Protestanten den Klimawandel für menschengemacht, während ein ähnlich großer Anteil die Erderwärmung grundsätzlich infrage stellt. Hinzu kommt, dass Trump während seiner ersten Amtszeit drei Richter für den Supreme Court nominierte und den Konservativen dort somit über Jahre die Mehrheit sicherte.

Der evangelikale Hintergrund der “North Carolina Girls” ist bei Trumps Kundgebungen nebensächlich. Wie die “New York Times” berichtet, übernehmen die Frauen vor Ort eher administrative Aufgaben. Sie treffen lange vor Beginn der Veranstaltungen ein, richten den VIP-Bereich her und kümmern sich um die Anmeldung von Medienvertretern. Auch die Ehemänner hätten sich in den vergangenen Monaten öfter blicken lassen. Sie verteilen Eintrittskarten und bewachen den VIP-Bereich. Auf der Rückseite ihrer blauen Langarmshirts prangt die Aufschrift “Team Trump”.

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