Wirtschaft

Rekordjahre für Europas Banken trotz sinkender Zinsen | ABC-Z

Europas Banken steuern abermals auf ein Rekordjahr zu mit Dividendenausschüttungen und Aktienrückkäufen von mehr als 120 Milliarden Euro, lautet eine aktuelle Schätzung der Londoner Analysten der Schweizer UBS . Nach ihrer Prognose werden die großen börsennotierten Banken der Europäischen Union und Großbritanniens für das vergangene Geschäftsjahr mehr als 74 Milliarden Euro Dividenden und 49 Milliarden Euro mit Aktienrückkäufen an die Anteilseigner ausschütten. Die höchsten Summen sind es bei den Großbanken HSBC (19,3 Milliarden Euro), BNP Paribas (11,6) und Unicredit (8,8). Europas Banken werden ihre Jahresberichte für 2024 in den kommenden Wochen veröffentlichen.

Trotz sinkender Leitzinsen und damit schrumpfender Zinsüberschüsse haben sie hervorragend verdient. Die ausgewiesenen Nettogewinne nach Steuern, die in den Jahren nach der Finanzkrise stark gedrückt waren, sind wohl um mehr als 176 Milliarden Euro gestiegen. Auch für 2025 und 2026 erwarten die UBS-Analysten Gewinne in dieser Höhe.

„Die Investoren sind zu vorsichtig“

Die Aktienkurse der meisten Banken stehen derzeit nahe ihren Allzeithochs. Im vergangenen Jahr sind die Kurse um rund ein Drittel gestiegen, fast dreimal so viel wie der Gesamtmarkt. Trotz der gesunkenen Zinsen sehen die UBS-Analysten weiteres Kurspotential nach oben. „Wir denken, die Investoren sind deutlich zu vorsichtig mit Blick auf die nächsten zwölf bis achtzehn Monate“, schrieb Jason Napier, Leiter des Bankenresearch der UBS-Investmentbank, in einer Studie.

Der Markt erwarte einen Abschwung der Dividenden und Aktienrückkäufe und habe das in die Kurse eingepreist, sagte er. „Wir gehen davon aus, dass die Banken in den nächsten drei Jahren Dividenden und Rückkäufe in Höhe von zehn Prozent der Marktkapitalisierung oder mehr vornehmen werden: doppelt so viel wie der Aktienmarkt insgesamt“, betonte Napier.

Renditen über zehn Prozent

Im vergangenen Geschäftsjahr stieg die Rendite (Dividenden plus Aktienrückkäufe) auf 10,6 Prozent. Das war nach der Energiebranche (11,5 Prozent) die zweithöchste ausgeschüttete Rendite aller Branchen. Auch die Analysten der Citigroup prognostizieren ein weiterhin hohes Niveau. Für 2025 schätzen sie die Dividenden und Rückkäufe auf 134 Milliarden Euro.

Die Börse überschätze die Wirkung der sinkenden Zinsen, ist sich Napier sicher. Daher habe die Börse einen zu großen Abschlag vorgenommen, das Kurs-Gewinn-Verhältnis der Bankaktien liege zu niedrig. Europas Banken hinken auch weit hinter ihren US-Konkurrenten her. Als Favoriten mit dem höchsten Kursanstiegspotential sehen die UBS-Analysten die Papiere von Barclays , BAWAG , ING , Intesa Sanpaolo , NBG Group und Société Générale . Das höchste Kurspotential zwischen 30 und 50 Prozent Plus hätten NBG, ING und Intesa.

Die sechs Finanzinstitute seien eine gute Auswahl europäischer Bankenaktien, die hohes Wachstum und hohe Renditen versprächen sowie weniger zinssensibel seien, weil sie weniger von Zinseinkommen abhingen, meinen die UBS-Analysten. Gegenwärtig liegt der Leitzins der Europäischen Zentralbank bei 3,15 Prozent. Die UBS schätzt, dass der Tiefpunkt der EZB-Leitzinsen bei zwei Prozent erreicht wird, in etwa einem Jahr werde man dort sein.

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