Rekordjahr dank Dollar-Kurs: MTU knackt erstmals Milliarden-Marke | ABC-Z

Rekordjahr dank Dollar-Kurs
MTU knackt erstmals Milliarden-Marke
19.02.2025, 15:32 Uhr
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Getrieben vom starken Dollar hat der Triebwerksbauer MTU ein Rekordjahr hingelegt. Und das Ergebnis soll in diesem Jahr nochmals getoppt werden. Denn der Konzern erwartet keine Auswirkungen der US-Zollpolitik. Denn die Branchenriesen sitzen in den USA.
Der Münchner Triebwerkshersteller MTU Aero Engines schraubt seine Ziele nach dem ersten Milliardengewinn seiner Firmengeschichte wegen des starken Dollar weiter nach oben. Das bereinigte Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) stieg auf Jahressicht um mehr als ein Viertel auf knapp 1,1 Milliarden Euro, wie der Airbus- und Boeing-Zulieferer mitteilte. Der Umsatz kletterte um beinahe ein Fünftel auf 7,5 Milliarden Euro. Auch unter dem Strich stand mit 764 Millionen Euro ein Rekordgewinn. „Diese Rekorde haben wir trotz der Herausforderungen durch den Getriebefan-Flottenmanagement-Plan und trotz der anhaltenden volatilen Lieferketten aufgestellt“, erklärte der scheidende Vorstandschef Lars Wagner.
Die Getriebefan-Triebwerke müssen – teils vorzeitig – in die Werkstatt, weil in ihnen eine womöglich defekte Turbinenscheibe des Partners Pratt & Whitney (P&W) verbaut ist, wie die RTX-Tochter 2023 eingeräumt hatte. Sie kommen vor allem in den A320neo-Maschinen von Airbus zum Einsatz. Zwar sind die Werkstatt-Aufenthalte inzwischen deutlich kürzer geworden, doch stehen immer noch 450 Flugzeuge gleichzeitig am Boden. Eine milliardenschwere Rückstellung für den Rückruf hatte MTU 2023 zum ersten Mal in die roten Zahlen gedrückt.
Das belastet den operativen Mittelzufluss (Free Cash-flow) noch bis 2026. Im vergangenen Jahr lag er unter den Erwartungen der Analysten. Das machte die MTU-Aktie mit einem heutigen Minus von gut fünf Prozent zu einem der größten Verlierer im Leitindex Dax. Finanzchef Peter Kameritsch sagte, die Belastung werde schon im kommenden Jahr deutlich zurückgehen: von 300 Millionen auf 100 Millionen Euro. Ob P&W MTU für die Kosten entschädigt, wollte Wagner nicht sagen: „Wir haben das Thema partnerschaftlich gelöst.“ Bilanziell hat MTU den Rückruf schon 2023 mit der Rückstellung verkraftet. Wie angekündigt, will MTU die Dividende um zehn Prozent auf 2,20 Euro je Anteilsschein erhöhen.
Im laufenden Jahr bekommt MTU Rückenwind durch den starken Dollar, weil in der Luftfahrt die meisten Verträge in der US-Währung abgerechnet werden. Der Triebwerksbauer hat sich nun einen Umsatz von 8,7 Milliarden bis 8,9 Milliarden Euro vorgenommen, 400 Millionen Euro mehr als bisher erwartet. Das bereinigte Ebit werde um etwa 15 Prozent zulegen.
Konzernchef Wagner, der spätestens zum Jahresende zu Airbus wechselt, setzt darauf, dass die Flugzeug-Branche von neuen Zöllen der US-Regierung verschont bleibt. Die beiden größten Hersteller von Gasturbinen-Triebwerken, GE und Pratt & Whitney, seien schließlich „ureigenste US-Unternehmen. Zölle würden zuerst der Wettbewerbsfähigkeit der US-Unternehmen schaden – und auch den US-Fluggesellschaften“. Der Münchner Konzern baut keine eigenen Triebwerke, sondern ist eng in die Programme von GE und Pratt & Whitney eingebunden, die Airbus und Boeing mit Triebwerken ausrüsten.
Am größten Verkaufsschlager, dem GTF-Triebwerk von P&W, hat MTU zurzeit einen Anteil von 18 Prozent. Die nächste Generation von Kurz- und Mittelstreckenflugzeugen, also die Nachfolger von A320 und Boeing 737, dürften in der zweiten Hälfte der 2030er Jahre auf den Markt kommen – wobei Boeing nach Wagners Prognosen schneller sein dürfte als Airbus. Am P&W-Triebwerk der nächsten Generation, einer Weiterentwicklung der GTF-Turbine, strebe MTU einen größeren Anteil an, bis zu 25 Prozent, bekräftigte Wagner.