Rekord bei Bestellungen: Werften bringen Glanz in Thyssenkrupp-Bilanz | ABC-Z

Rekord bei Bestellungen
Werften bringen Glanz in Thyssenkrupp-Bilanz
13.02.2025, 16:54 Uhr
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Thyssenkrupp bastelt weiter an seiner künftigen Struktur. Eine endgültige Entscheidung soll noch in diesem Jahr fallen. Für die Marine-Tochter wird inzwischen eine Ausgliederung favorisiert. Die Sparte verhilft im ersten Viertel des Geschäftsjahres dem Konzern zu bemerkenswerten Zahlen.
Der Industriekonzern Thyssenkrupp hat im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres von Milliardenaufträgen der Marine-Tochter profitiert. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) habe sich auch dank besserer Ergebnisse im Stahlgeschäft auf 191 Millionen Euro mehr als verdoppelt, teilte das Unternehmen mit. Der am Markt vielbeachtete Free Cashflow vor M&A stand zwar mit minus 21 Millionen Euro in den Büchern, ein Jahr zuvor hatte der Ruhrkonzern aber hier noch ein Minus von 531 Millionen Euro in der Bilanz. Ende Dezember beschäftigte der Konzern gut 97.000 Menschen.
Unterstützt worden sei der jetzige Wert durch Anzahlungen in Höhe von einer Milliarde Euro für ein Großprojekt bei Marine Systems. Im Gesamtjahr erwarte der Konzern nun beim Free Cashflow vor M&A einen positiven Wert von bis zu 300 Millionen Euro. Bislang hatte das Management mit minus 200 bis 400 Millionen Euro gerechnet. Die Aktie von Thyssenkrupp legte zeitweise um elf Prozent zu.
Das lange Zeit eher stiefmütterlich behandelte Marine-Geschäft beschäftigt rund 8000 Mitarbeiter auf den drei Werften Kiel, Wismar und Itajai in Brasilien. Diese sorgten für Glanz im ersten Quartal. Der Auftragsbestand von Marine Systems kletterte auf einen Rekordwert von mehr als 16 Milliarden Euro. Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) hatte in den vergangenen Monaten mehrere milliardenschwere U-Boot-Aufträge an Land gezogen.
Der kriselnde Mutterkonzern in Essen hat das Geschäft schon länger zur Disposition gestellt. Im vergangenen Jahr waren Gespräche über einen Verkauf an den US-Finanzinvestor Carlyle gescheitert. Durch die Großaufträge im Marine-Segment legte der Auftragseingang des Gesamtkonzerns im Quartal um mehr als 50 Prozent auf 12,5 Milliarden Euro zu. Der Konzernumsatz ging auch wegen einer schwächeren Nachfrage und sinkender Preise von 8,2 Milliarden auf 7,8 Milliarden Euro zurück.
Thyssenkrupp will nun bei der Verselbstständigung der Marine-Tochter nicht mehr zweigleisig fahren und setzt auf eine Abspaltung. Da zunächst nur ein Minderheitsanteil abgespaltet werde, benötige der Konzern auch nicht die Zustimmung der Bundesregierung, sagte Finanzchef Jens Schulte
Vorstandschef Miguel Lopez erklärte, dass mit Entscheidungen bei Stahl und Marine noch in diesem Jahr zu rechnen sei. Thyssenkrupp bleibe bei der notwendigen Transformation mit Entschlossenheit auf Kurs. Auf der Grundlage des vom Stahlvorstand vorgesehenen Geschäftsplans werde Steel Europe als eigenständiges und leistungsstarkes Stahlunternehmen neu aufgestellt.
Lopez spricht seit Monaten mit dem tschechischen Milliardär Daniel Kretinsky über die Veräußerung von weiteren 30 Prozent nach dem Verkauf von 20 Prozent. Zunächst müssten sich aber der Stahlvorstand und die Arbeitnehmervertreter auf eine Restrukturierung einigen, erklärte Lopez. Er will im Stahlgeschäft – der Herzkammer des Konzerns – 11.000 von derzeit 27.000 Stellen abbauen oder auslagern. Die IG Metall fordert den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen und auf Standortschließungen.