Stadt-Land-Gefälle – Fürstenfeldbruck – SZ.de | ABC-Z

Die CSU ist im Landkreis Fürstenfeldbruck bei der Bundestagswahl klarer Sieger bei den Zweitstimmen, die für die Zusammensetzung des Parlaments ausschlaggebend sind. Sie bleibt damit, was sie seit 1949 in Fürstenfeldbruck ist: die mit Abstand stärkste Partei. Die CSU holt 38,8 Prozent im Landkreis (plus 6,4) und in der Stadt Germering, die zum Wahlkreis Landsberg-Starnberg gehört, 37,6 Prozent (plus 6,3).
Verlierer sind die Ampelparteien, vor allem die FDP (-6,8) gefolgt von der SPD (-4,5), während die Grünen geringe Verluste verbuchen (-1,8). In Germering verliert die FDP 7,2 Prozent, die SPD 5,2 Prozent und die Grünen 1,4 Prozent. Dennoch sind die Grünen bei dieser Wahl mit 15,7 Prozent in Germering und 15,4 Prozent im übrigen Landkreis die zweitstärkste Kraft. Größter Gewinner im Landkreis ist die AfD, die ihren Anteil mit 13,8 Prozent (plus 7,5) und 12,2 (plus 6,21) in Germering etwas mehr als verdoppeln kann. Die Linke kann kräftig zulegen auf 6,1 Prozent in Germering und 5,6 im übrigen Landkreis.
:Katrin Staffler gewinnt Wahlkreis
Die CSU-Politikerin erhält 41,9 Prozent der Stimmen. Der SPD-Finanzexperte Michael Schrodi verfehlt nach acht Jahren im deutschen Parlament wohl den Wiedereinzug.
Typisch für den Landkreis ist das Gefälle zwischen städtischen Zonen und ländlichem Raum, wobei der Südwesten entlang der S 4 aufgrund des Zuzugs als urbane Zone gelten darf. Im Westen und Norden sind AfD und CSU besonders stark. Die Zeiten von 50 Prozent plus X sind für die CSU zwar vorbei, die AfD hat ihr Stimmen abgenommen. Doch die CSU schafft noch deutlich über 40 Prozent in Landsberied (46,4), Egenhofen (45,7) und Hattenhofen (43,7). In Städten wie Germering, Fürstenfeldbruck und Puchheim muss sie sich mit fast zehn Prozent weniger begnügen.
Die Hochburgen der extremen Rechten liegen in Egenhofen (20,6) und Mittelstetten (20,8), in Moorenweis (19), Adelshofen (18,5), Hattenhofen (18,2). Schwach ist die AfD da, wo die Grünen stark sind. Diese Tendenz zeichnete sich schon bei der Europa- und der Landtagswahl ab. In Gröbenzell schafft die AfD am Sonntag nur 9,6 Prozent, ihr schlechtestes Ergebnis im Landkreis. In Kottgeisering sind es 10,2 Prozent, in Grafrath und Gröbenzell je 11,1 Prozent. Die Ergebnisse verweisen darauf, dass die Kommunen von unterschiedlichen sozialen Milieus dominiert werden, deren Weltsicht auseinanderklafft.

:Michael Schrodi und Carmen Wegge im Bundestag
Laut dem vorläufigen Endergebnis zieht der Olchinger SPD-Politiker über die Liste wieder ins Parlament ein. Auch der Abgeordneten für Starnberg und Germering gelingt das. Wegen des schlechten Wahlergebnisses gab es am Wahlabend daran lange Zweifel.
Die Grünen müssen in ihren Hochburgen Eichenau, Grafrath, Gröbenzell und Türkenfeld leichte Verluste hinnehmen und erreichen dort zwischen 18 und 20 Prozent. Sie können dafür in Hattenhofen, Landsberied und Kottgeisering, einer weiteren Hochburg, etwas zulegen.
Die SPD verliert in allen Kommunen. Im ländlichen Westen wird die SPD halbiert und erreicht nur noch einstellige Ergebisse, etwa in Adelshofen (8,3), Alling (8,2), Egenhofen (6,8) und Landsberied (6,9). Noch schmerzlicher dürften Abgänge um vier bis fünf Prozent in Bruck, Germering, Olching und Puchheim sein, denn dort sind die absoluten Verluste aufgrund der höheren Einwohnerzahl größer. In Egenhofen gaben 2000 Bürger ihre Stimme ab, hingegen waren es 20 000 in der Kreisstadt.
Bemerkenswert ist, dass sämtlich Bundestagsabgeordneten, Katrin Staffler (CSU) und Michael Schrodi (SPD) sowie Michael Kießling (CSU) und Carmen Wegge (SPD) in Germering jeweils ein besseres persönliches Ergebnis erzielten als ihre Parteien. Gegenüber 2021 verliert Schrodi zwar vier Prozent der Erststimmen, bleibt aber vier Prozent vor dem Zweitstimmenergebnis seiner Partei. Der Schrodi-Effekt ist besonders markant am Wohnort des Kandidaten in Olching (6,2 Prozent Unterschied) und in Schöngeising (5,5 Prozent Unterschied).

:Zu viel Wirtschaft, zu wenig Zukunftsvisionen für Junge
FDP-Direktkandidatin Susanne Seehofer sieht in der Ausrichtung des Wahlkampfs einen der Gründe für den verpassten Einzug in den Bundestag. Ihr eigenes Ergebnis bezeichnet sie als „ordentlich“.
Die Kandidaten von AfD, FDP, Grünen und Linken erzielten hingegen weniger Stimmen als ihre jeweiligen Parteien. Womöglich votierten einige ihrer Wähler taktisch mit der Erststimme für Staffler oder Schrodi. Bei Dagmar Wagner (FW), Susanne Baur (Tierschutz) und Thomas Matern (Volt) lässt sich über den umgekehrten Zusammenhang spekulieren: Sie bekamen mehr Stimmen als ihre Partei, weil ihre Wähler den Verbleib unter der Fünf-Prozent-Hürde annahmen und deshalb ihre Zweitstimmen anderweitig vergaben.
Die Linke verdoppelt ihren Stimmanteil in fast allen Städten und Gemeinden. Das beste Ergebnis erzielt die Partei in Fürstenfeldbruck (7,2) sowie in Germering und Puchheim (je 6,1). Dort, in seinem Wohnort, erzielte Alexander Bayas mit 4,5 Prozent sein bestes Erststimmenergebnis.

:„Das ist pure Zufriedenheit“
Sie traten an, ohne eine echte Chance auf das Wahlkreismandat zu haben: die Kandidatinnen und Kandidaten der sogenannten kleinen Parteien. Dennoch können die meisten von ihnen mit ihrem Ergebnis gut leben.
Die FDP überschreitet im Landkreis zwar die Fünf-Prozent-Hürde, verliert aber flächendeckend in allen Kommunen und insgesamt mehr als die Hälfte der Zweitstimmen von 2021. Ihre besten Resultate erzielten die Liberalen in Gröbenzell (6,3) und Grafrath (6,1). Die Freien Wähler haben fast die Hälfte ihres Anteils von 2021 (-2,7 Prozent) verloren. Insbesondere in ihren ländlichen Hochburgen wie Alling, Moorenweis und Türkenfeld scheinen die FW zwischen AfD und CSU zerrieben worden zu sein. In Olching blieben nur 2,6 Prozent übrig (minus 2,5).
Die Wagenknecht-Partei kam in keinem Ort auch nur entfernt in die Nähe der Fünf-Prozent-Hürde, in Germering reichte es für 3,2 Prozent, in Adelshofen und Schöngeising für je drei Prozent. Die Volt-Partei konnte mit 0,8 Prozent nicht an ihren Erfolg bei den Europawahlen anknüpfen, als sie im Landkreis 3,2 Prozent erreichte. Die ÖDP muss sich mit 0,4 Prozent begnügen.