Rechtsextreme in Dresden: Proteste gegen Neonazi-Aufmarsch – Polizei mit Panzerfahrzeugen und Wasserwerfern vor Ort | ABC-Z

In der Dresdner Innenstadt wurde heute anlässlich des 80. Jahrestags der Bombardierung Dresdens zu Protesten aufgerufen. Neonazis marschierten auf, zurzeit versuchen Gegendemonstranten die Rechtsextremen zu blockieren.
In Dresden haben zahlreiche Menschen gegen einen Marsch von Rechtsextremisten anlässlich der Gedenkfeiern zur Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg protestiert. Bereits am Vormittag versammelten sich Demonstranten im Zentrum der Elbestadt – sie blockierten unter anderem Straßen entlang der geplanten Aufmarschroute der Rechten.
Das „Bündnis Wi(e)dersetzen“ organisierte am Samstag mehrere Blockaden auf der vermuteten Route des Aufmarschs der Rechtsextremen in der Innenstadt. Bündnis-Sprecherin Anne Herpertz sagte, die Polizei sei gegen die Blockaden eingeschritten, es habe auch Verletzte gegeben. Am Nachmittag blockierten laut Beobachtern schätzungsweise rund 1.500 bis 2.000 Menschen eine Kreuzung. Trotz mehrfacher polizeilicher Aufforderung, den Platz zu räumen, blieben die Demonstranten sitzen und stehen. Es kam teilweise zu Gerangel. Später löste die Polizei die Blockade auf und trug auch Beteiligte von der Kreuzung.
Das „Wi(e)dersetzen“-Bündnis bezifferte die Zahl der Teilnehmenden bei den Protesten auf insgesamt mehr als 4.000 Menschen. Die geplante Route des rechtsextremen Aufmarschs wurde aufgrund der Gegenaktionen verkürzt.
Die Polizei ist mit einem Großaufgebot in der Innenstadt im Einsatz, auch Wasserwerfer und gepanzerte Fahrzeuge stehen bereit, ein Polizeihubschrauber sowie eine Polizeidrohne sind ebenfalls im Einsatz. Sie sollen Bilder in den Führungsstab senden, dort wird der Einsatz koordiniert.
Rund 1.000 Rechtsextreme aufmarschiert
Die Kundgebung der Rechten begann am frühen Nachmittag am Bahnhof Mitte. Unter anderem wurden Teilnehmer aus Tschechien und Ungarn begrüßt. Anschließend setzte sich der Zug begleitet und abgeschirmt von einem Großaufgebot der Polizei in Bewegung. Ein dpa-Reporter schätzte Zahl der Teilnehmer auf etwa 1.000. In Höhe des Zwingers lief der sogenannte Trauermarsch an Gegendemonstranten vorbei – es gab Pfiffe und „Nazis-raus“-Rufe. Die Polizei hatte im Vorfeld bis zu 2.000 Rechtsextreme aus Deutschland und dem Ausland erwartet, sie geht weiterhin von einer „konfrontativen Versammlungslage“ aus.
Unterstützt wird die Dresdner Polizei von der sächsischen Bereitschaftspolizei und der Bundespolizei sowie Kollegen aus Bremen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin, Hamburg, Thüringen und Sachsen-Anhalt.
80. Jahrestag der Bombardierung Dresdens
Dresden war am 13. Februar 1945 und in den Tagen danach von britischen und amerikanischen Bomben zerstört worden. Nach Recherchen von Historikern verloren bis zu 25.000 Menschen ihr Leben. Rechtsextreme sehen darin ein Kriegsverbrechen der Alliierten.
Die Stadt Dresden wehrt sich immer wieder gegen Versuche, das Gedenken zu instrumentalisieren und die Schuld Deutschlands am Ausbruch des Krieges zu relativieren. Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) warnte vor Mythenbildung und Geschichtsfälschung.
„Dresden steht für Versöhnung und Frieden. Wir stellen uns entschieden gegen alle, die unsere Gesellschaft spalten und gegen unsere demokratischen Grundwerte arbeiten“, erklärte Hilbert in einer Botschaft an die Demonstranten. „Unsere Stadt lebt von Respekt, Toleranz und dem gemeinsamen Einsatz für unsere Demokratie. Ich rufe alle Bürgerinnen und Bürger auf, Haltung zu zeigen: für unsere Verfassung, für eine offene Gesellschaft und für ein friedliches Miteinander.“
epd/dpa/jho