Rebuy, Back Market und Co.: Wann es sich lohnt, ein gebrauchtes iPad zu kaufen | ABC-Z

Vorhandenes nicht wegwerfen, sondern wieder instand setzen, spenden, tauschen oder weiterverkaufen – diese Idee der Kreislaufwirtschaft setzt sich immer mehr durch. Gerade erst hat der Outdoorbekleidungshersteller Patagonia, bekannt für sein ambitioniertes Vorgehen bei Umwelt und Nachhaltigkeit, in Paris die dritte große Nähwerkstatt für Reparaturen eröffnet. Dort sollen auch Reparaturen anderer Marken wie Levi’s oder Decathlon erledigt werden. Der Sportdiscounter Decathlon selbst verteilt künftig im Zuge eines neuen Kundenprogramms Extrapunkte, wenn der Reparaturservice genutzt oder ein gebrauchter Artikel gekauft wird.
Der Trend zu Secondhand zeigt sich inzwischen auch an Weihnachten: Bücher, Spielzeug, Kleidung – immer öfter werden solche Artikel gebraucht gekauft unter den Weihnachtsbaum gelegt. Nach einer unabhängigen und repräsentativen Umfrage der Ankaufs- und Wiederverkaufsplattform Rebuy plant in diesem Jahr gut jeder Zweite, etwas zu verschenken, das in die Secondhandkategorie gehört. Bei der letzten derartigen Erhebung 2023 hatten 46 Prozent der 1000 Befragten angegeben, Gebrauchtwaren verschenken zu wollen. Die Hälfte von ihnen begründete dieses Vorhaben mit dem Wunsch, Geld zu sparen. Fast drei Viertel greifen aber auch aus Gründen der Nachhaltigkeit zu Secondhandartikeln, wie es heißt.
Weil es etwas Nachhaltiges sein soll
In den vergangenen Jahren stark entwickelt hat sich der sogenannte Refurbished-Markt für Smartphones, Tablets und andere Elektrogeräte. In den Onlineshops großer Händlerketten wie Coolblue oder Mediamarkt findet man solche Artikel inzwischen in großer Zahl auch gebraucht. Vor allem aber sind es auf den Wiederverkauf gebrauchter Elektronik spezialisierte Plattformen, die den Secondhandmarkt in den vergangenen Jahren professionalisiert und vorangetrieben haben.
Das Berliner Unternehmen Rebuy, das in sechs europäischen Ländern aktiv ist und dort nach eigenen Angaben jedes Jahr mehr als eine halbe Million Smartphones, Laptops und Tablets an- und verkauft, ist einer der großen deutschen Anbieter am Markt. 90 Prozent der Geräte bezieht das Unternehmen von privaten Verkäufern. Vor dem Weiterverkauf lässt es die Ware technisch überprüfen. Defekte Komponenten werden ausgetauscht. Das geschieht in der eigenen Reparaturwerkstatt.
Daneben gibt es europäische Marktplätze wie Back Market (Paris) oder Refurbed (Wien), die das Angebot verschiedener Refurbished-Händler auf ihren Plattformen bündeln, wodurch die Anzahl der verfügbaren Geräte höher ist und die Sortimente etwas breiter aufgestellt sind als bei Rebuy. Die Refurbisher beziehen ihre Geräte laut Back Market ausschließlich aus gewerblichen Quellen, etwa von Telekommunikationsunternehmen. Rückläufer aus Leasingverträgen gehören dazu, Geräte mit Transportschäden, Vorführgeräte und Ausstellungsstücke.
Apple ist die stärkste Marke auf dem Gebrauchtmarkt
Alle drei Unternehmen verkaufen Unterhaltungsgeräte verschiedener Hersteller, doch Apple hat den größten Anteil am Sortiment. Back Market sticht hier mit mehr als 200 Produktkategorien, etwa auch Apple Watches, heraus. Für den hohen Anteil an Apple-Produkten gibt es einen einfachen Grund. „Apple-Geräte sind extrem wertstabil und langlebig, was sie für das zweite oder dritte Leben prädestiniert“, sagt Rebuy-Geschäftsführer Philipp Gattner. Apple sei die mit Abstand stärkste Marke auf dem Gebrauchtmarkt.
Im Schnitt liegt die Ersparnis im Vergleich zum Neugerät nach Angaben der Anbieter bei 40 Prozent. Geben Kunden beim Kauf ihr Altgerät in Zahlung, verdienen sie zusätzlich. Laut Back Market kann der Gebrauchtkauf auch mal bis zu 70 Prozent günstiger sein. Wie hoch die Ersparnis ausfällt, hängt außer vom Alter des Modells auch von technischen Details ab wie der Speicherkapazität und der sogenannten Konnektivität (Geräte mit Mobilfunkunterstützung sind teurer) und natürlich vom Gerätezustand.
Rebuy etwa unterscheidet zwischen vier Stufen, von „excellent“ über „sehr gut“ und „gut“ bis „stark genutzt“. Wer ein paar Kratzer akzeptiert, spart mehr – „und erhält trotzdem ein technisches Gerät, das noch wie neu funktioniert“, sagt Geschäftsführer Gattner. Manchmal kann auch die Wahl einer unattraktiveren Farbe einen Unterschied machen oder sogar zu der Absurdität führen, dass das Neugerät in der wenig gefragten Farbe günstiger ist als das gebrauchte in einer Trendfarbe. Das berichtete das Portal Idealo nach einem iPad-Preisvergleich im vergangenen September.
Ersparnis im Schnitt bei 40 Prozent
Bei einem Testkauf generalüberholter Handys der Stiftung Wartentest vor knapp drei Jahren hatte Back Market am besten abgeschnitten, gefolgt von Ebay refurbed. Die Preisersparnis wurde aber nur mit „mittelmäßig“ beurteilt. Rebuy gehörte wegen der Qualität der Geräte ebenfalls zu den besten Anbietern im Test bei einem „ordentlichen“ Sparpotential. Die besten Preise hatte nach dem Test-Ergebnis der Anbieter Clevertronic.
Ruth Preywisch, bei der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz verantwortlich für das Thema Nachhaltigkeit, kauft Technik selbst aus zweiter Hand, mit guten Erfahrungen, wie sie sagt. Auch in der Beratung habe es bisher keine einzige Beschwerde gegeben.
Ohnehin sind die Gebrauchtkäufe bei den gewerblichen Anbietern gut abgesichert. Da ist zunächst das vierzehntägige Widerrufsrecht bei Onlinekäufen, außerdem bieten die Händler Probezeiten an. Bei Rebuy können Kunden die Geräte 21 Tage lang testen, bei Back Market 30 Tage. Anders als Privatverkäufer auf Portalen wie Kleinanzeigen haben gewerbliche Verkäufer eine Gewährleistungspflicht von einem Jahr. Rebuy verlängert diese noch um zwei weitere Garantiejahre.
Bis zu 30 Tage Zeit zum Testen
Vor dem Kauf gilt es zu bedenken, was genau der Nutzer mit dem Gerät machen möchte, ob er nur surfen und streamen oder auch Bildbearbeitungsprogramme nutzen und spielen möchte. Davon hängen Leistung (Prozessor), Displaygröße und Zubehör ab. Eine Speicherkapazität von 128 Gigabyte (GB) reicht laut Verbraucherschützerin Preywisch in der Regel nicht aus, wenn viele Fotos hochgeladen werden. Will man mit dem Tablet jederzeit über Mobilfunk online sein, oder reicht WLAN? Auch diese Frage sollte man bedenken. Im Internet – auf der Apple-Seite selbst und auch bei den Plattformen – gibt es gute Modellvergleiche, mit denen man sich einen Überblick verschaffen kann.
Je älter, umso unattraktiver und günstiger sind in der Regel die Geräte. Apple-Geräte haben Preywisch zufolge den Vorteil, dass das Betriebssystem auch sechs bis sieben Jahre nach dem Herstellungsdatum – bei Macbooks sogar noch länger – mit Software-Updates unterstützt wird. Bei einem Gerät aus dem Jahr 2018 werde es allmählich kritisch, auch wenn es Sicherheitsupdates zum Teil noch länger gebe, macht die Verbraucherschützerin deutlich. Eine Akkuleistung unter 80 Prozent sollte man bei einem Gebrauchtgerät zudem nicht akzeptieren. Bei Rebuy sind es in der Regel 85 Prozent, es gibt auch die Möglichkeit, sich gegen Aufpreis einen 100-Prozent-Akku einbauen zu lassen.
Hat man sich für ein Modell entschieden, gilt es, die Angebote der verschiedenen Anbieter miteinander zu vergleichen und Preise zu beobachten. Preissuchmaschinen wie Idealo helfen dabei.
Die zweite Dezemberhälfte ist dafür nicht unbedingt der ideale Zeitpunkt, wie es vonseiten der Anbieter heißt. Nach dem Black Friday ist das Angebot eher ausgedünnt. Besonders attraktive Angebote gibt es im Herbst, wenn nach dem Launch neuer Apple-Modelle im September die älteren Modelle auf den Gebrauchtmarkt kommen und die Preise drücken. So gesehen könnten auch die ersten Monate im neuen Jahr interessant werden – wenn das alte iPhone gegen das neue, das unter dem Weihnachtsbaum lag, ausgetauscht wird.





















