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Real Madrid: „Moralapostel“ – Antonio Rüdiger erhält auch Rückendeckung | ABC-Z

Antonio Rüdigers Ausraster gegen den Schiedsrichter waren heftig, die anschließende Kritik ebenfalls. Doch inmitten des Shitstorms gegen den deutschen Nationalspieler gibt es auch milde Stimmen. Jens Lehmann und Felix Kroos nehmen den Abwehrspieler in Schutz.

Der ehemalige Nationaltorhüter Jens Lehmann hat Nationalverteidiger Antonio Rüdiger nach dessen Ausraster im spanischen Pokalfinale in Schutz genommen. Die Emotionalität gehöre eben zu Antonio Rüdiger und mache auch große Spieler aus. Im Nachrichtensender WELT TV sagte Lehmann: „Er ist so ein toller Spieler geworden, weil er ist, wie er ist. Wenn man das jetzt aus ihm rausnehmen will, hat er vielleicht nicht mehr seine volle Leistungsfähigkeit. Ob wir uns erlauben können, auf ihn zu verzichten, da bin ich mir nicht so sicher.“ Natürlich habe Antonio Rüdiger „da kein einwandfreies Verhalten gezeigt“, räumte Lehmann ein. „Ich finde aber, so etwas ist zu entschuldigen; das sind halt Emotionen, die ab und zu mal mit jemandem durchgehen.“

Rüdiger hatte am Samstagabend für einen Eklat gesorgt. Er sah bei der 2:3-Niederlage gegen den FC Barcelona nach Verlängerung die Rote Karte, weil er von der Bank aus Gegenstände auf den Rasen in Richtung des Schiedsrichters geworfen hatte. Dazu brüllte er „Hurensohn“ und „Missgeburt“.

Man könne nicht stolz sein auf den sportlichen Erfolg von Rüdiger, gleichzeitig aber dessen persönlichen Werdegang ausblenden, findet Lehmann: „Wir freuen uns alle, dass Antonio Rüdiger unser bester Verteidiger für die Nationalmannschaft ist, dass er bei Real Madrid spielt, dass er dort die Champions League gewonnen hat, spanischer Meister geworden ist – jemand aus Deutschland! Aber wir hinterfragen nie: Wie ist eigentlich jemand so gut geworden? Ich kann mir vorstellen, weil ich auch mal das Vergnügen hatte, mit jemandem aus seinem engsten Umfeld zu sprechen, dass es schwierig ist, so hochzukommen als Jugendlicher mit den ganzen Anfeindungen, die man ertragen muss. Und es hat natürlich auch einen Grund, dass man dann so gut wird. Und man wird so gut vielleicht, weil auch seine Mentalität ein bisschen anders ist als die der meisten anderen Spieler.“

Lehmanns Plädoyer für Rüdiger

Der Deutsche Fußballbund sollte sich daher auch überlegen, ob einwandfreies Verhalten auf und neben dem Platz wirklich das entscheidende Kriterium für eine Nationalmannschaftskarriere sein sollte, so Lehmann. „Wir können uns für den DFB dann fragen: Okay, wollen wir Spieler haben, die immer angepasst sind, die sich selbst bei größten Enttäuschungen, vielleicht auch bei größten Ungerechtfertigkeiten immer top benehmen? Oder wollen wir auch mal Spieler haben, die einen aufs nächste Level bringen und dann aber vielleicht ab und zu mal – leider, aber das passiert – kleine Aussetzer haben. Ich bin immer jemand, der sagt: Auf dem Fußballplatz sind so viele Emotionen, da muss man die Dinge verzeihen können. Und er hat sich entschuldigt.“

Rüdiger werde ohnehin eine Strafe in Spanien erhalten, daher brauche es wohl keine zusätzliche Sperre durch den DFB: „Man sollte erst mal abwarten, wie lange er dort bestraft wird, ob man ihn dann überhaupt noch sperren muss in der Nationalmannschaft, ob es dann überhaupt Sinn macht, für eine gewisse Länge dieser Sperre dann eben auch António Rüdiger einzuladen. Da muss man nicht sofort voreilig tätig werden. Er ist unser bester Verteidiger. Und am Ende wollen wir in Amerika bei der WM erfolgreich sein.“

Natürlich hätten Fußballer auch eine Vorbildfunktion, räumte Lehmann ein. Aber es gehe im Fußball eben durchaus rau zu: „Wir reden hier immer noch über den Fußballplatz, wir reden hier über ein Fußballstadion. Und da, wo ich gespielt habe zum Beispiel, da wird man konstant beleidigt von den Zuschauern in übelster Weise, gerade bei Auswärtsspielen. Und da kann man sich als Spieler auch nicht nachher hinstellen und sagen: ‚Moment mal, die Zuschauer haben mich aber übel beleidigt.‘ Sondern das gehört leider dazu. Und als Fußballspieler sollte man das nicht tun. Ich rechtfertige das auch nicht und sage, das ist ein tolles Verhalten.“ Er selbst sei in seiner Karriere „manchmal selbst emotional“ gewesen, so Lehmann – so wie „auch die meisten meiner Mitspieler – und wir haben uns nicht immer optimal verhalten“.

Felix Kroos, Rüdiger und die Chorknaben

Ähnlich sieht das Felix Kroos, der Bruder von Rüdigers ehemaligem Mannschaftskollegen Toni Kroos: „Dass er einen großen Fehler gemacht und deutlich übertrieben hat, beim Pokalfinale in Spanien, steht ja außer Frage. Wissen alle, weiß er selbst. Und schönreden will ich die Aktion(en) auf keinen Fall“, schrieb der RTL-Experte bei Instagram.

„Diese ganzen Moralapostel, die jetzt den Rauswurf aus der Nationalmannschaft und sonstige wilde Strafen fordern, gehen mir so auf den Sack! Lasst doch (junge) Menschen Fehler machen und daraus lernen. Keiner von uns hat eine weiße Weste! Keiner!“, machte Kroos klar: „Wenn wir nur Chorknaben in der Nationalmannschaft haben wollen, viel Spaß! Dann können wir uns wieder darauf konzentrieren, uns über den sportlichen Misserfolg zu beschweren, weil die Typen fehlen.“

lwö

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