Rauswurf beim Zweitligisten: Fürth entlässt Trainer Zorniger und Manager Azzouzi – Sport | ABC-Z
Eine Erinnerung an ein Treffen mit Rachid Azzouzi, rund eineinhalb Jahre ist es jetzt her. Der Geschäftsführer der SpVgg Greuther Fürth saß auf einem Barhocker in einem Besprechungsraum im oberen Stock der Geschäftsstelle, in seinem Rücken lag ihm der Rasen zu Füßen, die Sonne strahlte. Azzouzi, 53, sprach über seine Kindheit als Sohn marokkanischer Einwanderer, seine Karriere als Spieler – und als er mit der Zeit ins Plaudern kam, erzählte er auch diese Anekdote mit Benno Möhlmann, seinem damaligen Trainer in Fürth.
Azzouzi saß im Auto und war auf dem Weg zu einer Einheit, Möhlmann fuhr hinter ihm, doch Azzouzi bemerkte es nicht und schnippte eine Zigarette aus dem Fenster. „Es war sogar in seine Richtung“, sagte Azzouzi und lachte. Die Stimmung war äußerst ausgelassen, es war ein guter Tag, und Azzouzi referierte auch über den Weg, den er mit dem Verein eingeschlagen hatte, als er im November 2017 nach Fürth zurückgekehrt war. Die Spielvereinigung sollte sich wieder als Talentschmiede verstehen – und das tat sie nicht einfach nur, sie übertraf sich dabei sogar selbst. 2021 stieg Fürth zum zweiten Mal in seiner Klubgeschichte in die Bundesliga auf.
Doch jetzt, knapp sieben Jahre nach Azzouzis Wiedereinstieg in Fürth, muss der Geschäftsführer seinen Schreibtisch räumen. Am Dienstagnachmittag, rund 48 Stunden nach dem schockierenden 0:4 im Frankenderby gegen den 1. FC Nürnberg, vermeldete der Zweitligist die Trennung. Auch die Dienstzeit von Trainer Alexander Zorniger und dessen Assistent Jurek Rohrberg endet nach zwei Jahren.
„Heute ist ein sehr trauriger Tag“, sagte Präsident Volker Heißmann und hob hervor: „Wir alle schätzen Rachid. Sein Name wird immer mit den größten Erfolgen der jüngeren Vereinsgeschichte eng verbunden sein. So schwer es uns gefallen ist, sehen wir aber dennoch die Notwendigkeit, für grundlegende Veränderungen zu sorgen.“
An Azzouzis Stelle tritt der bisherige Akademieleiter Stephan Fürstner
Der Schmach gegen Nürnberg waren zwar vier Spiele ohne Sieg vorausgegangen – der Schritt, die gesamte sportliche Führung auszutauschen, kommt aber trotzdem äußerst überraschend. Vor allem mit Azzouzis Beurlaubung war nicht zu rechnen.
Auch am Sonntag nach dem Derby-Debakel hatte nichts darauf hingedeutet, dass die Vereinsoberen zu einem derartigen Schlag ansetzen würden. Nach dem Spiel stellte sich nicht nur Zorniger auf der obligatorischen Pressekonferenz, auch Azzouzi duckte sich nicht weg und nannte die Lage in einem kleinen Kreis mit Journalisten „schon knackig“. Er verwies aber auf den frühen Zeitpunkt der Saison und betonte: „Wir brauchen jetzt nicht davon reden: Abstiegskampf oder kein Abstiegskampf.“ Am Dienstag meinte er nun: „Für mich war es immer mehr als nur ein Arbeitgeber. Deshalb wird sicherlich jeder verstehen, dass ich das erst einmal verarbeiten muss.“
An Azzouzis Stelle tritt nun der bisherige Akademieleiter Stephan Fürstner. Der frühere Mittelfeldspieler übernimmt die Aufgabe bis zum Winter. Seine Dienste als Nothelfer sind damit ebenso zeitlich befristet wie die des U-23-Trainers Leo Haas, der auf Zorniger folgt und die Mannschaft in den verbleibenden neun Spielen bis Weihnachten betreuen wird. Sein Auftrag: Fürth wieder auf den Kurs und jene Unbeschwertheit zurückbringen, die Azzouzi an diesem Frühsommertag vor eineinhalb Jahren im Besprechungsraum der Geschäftsstelle mit jeder Faser ausgestrahlt hat.