Raus aus München: Vier Spaziergänge im Oberland für den Herbst | ABC-Z
München – Ins Blaue Land, Isartal oder Mangfalltal. Durch Wiesen, Wälder, Moore und Filze, auf kleine Gipfel, entlang sprudelnder Bäche, mit Bergblick und Biergärten ‒ das neue Buch von Ursula Weber (Volk Verlag) führt zu Spaziergängen an die schönsten Flecken des Oberlandes ‒ geeignet zu allen Jahreszeiten. Wir haben Ihnen ein paar herausgesucht.
In übersichtlichen Kapiteln sind hier echte Geheimtipps versteckt, die selbst der regelmäßig ausflügelnde Münchner nicht unbedingt kennt. Das Ganze liebevoll ergänzt mit geschichtlichem Hintergrundwissen oder Geschichten und Legenden rund um die Örtlichkeit. Praktische Landkarten, Tipps zur Anreise und zum Einkehren sind freilich auch dabei. Sie müssen nur noch losfahren ‒ es gibt viel zu entdecken!
Wandern bei München: Der Pollinger Doktor-Faustus-Weg: Mit Blick in Bücher, Gärten und auf Besonderheiten
Der Spaziergang beginnt am Kirchplatz vor dem Kloster Polling. Bevor es losgeht, sollte man einen Blick in die Stiftskirche St. Salvator werfen ‒ außen fast schmucklos, offenbart sie im Inneren ihre sensationelle Ausstattung.
Vom Startpunkt am Klostervorplatz aus geht es rund hundert Meter die Stichstraße “Kirchplatz” nach Norden zur zweiten Station beim Guts-haus Schweigestill, das wahrscheinlich als Wohnhaus der “Schweigharts” Eingang in Thomas Manns Roman Doktor Faustus gefunden hat. Manns Mutter lebte in Polling, er selbst soll großer Fan der Gemeinde gewesen sein.
Zurück zum Ausgangspunkt spazieren und schließlich über das Bruckerl Richtung Norden. Rechts fließt der Tiefenbach vorbei. Von der Tassilostraße geht es weiter auf die Bahnhofstraße, vorbei an der Klostermühle und an mächtigen Eschen und Ahornen. Rechts setzt sich schließlich der Doktor-Faustus-Weg fort. Am Bahnübergang geht es links auf einen Feldweg.
Dem Wegweiser Richtung Wiesenpfad folgen, der auf den Ammerberg führt. Bei klarer Sicht hat man hier einen Rundumblick von der Benediktenwand bis hinüber zu den Allgäuer Bergen. Zwischen Wald und Weiden geht es auf der Ammerbergstraße bis zur Huglfinger Straße. Rechts geht es schließlich in den Wald, dem Wegweiser Richtung Trampelpfad folgen, bis dieser auf eine Straße stößt.
Links führt diese schon wieder zurück nach Polling. Der Rundweg führt auf der Straße “Am Schafbichl” wieder nach Norden, bis er der Beschilderung entsprechend nach rechts auf einen Feldweg biegt, um wenig später erneut links nach Norden zu wechseln. Etwa fünf Minuten geht es rechts auf dem Gehweg der Huglfinger Straße weiter, über eine Brücke mit Marienfigur, hinter der bereits der Maibaum und das Kloster aufragen.
Auf dem Fußgängerweg neben dem Tiefenbach ist schon wieder der Torbogen zur Klostereinfahrt erreicht. Zu sehen gibt es auf dem durchgängig beschilderten Weg viel: schmucke Gärten, alte Gutshöfe, lichten Mischwald und einen schönen Rastplatz. Auch ein Abzweig zum Kunstprojekt “Stoa 169” ist möglich.
Öffentlich reist man am besten mit dem Zug nach Weilheim an, dann mit dem Bus 9601 Richtung Murnau, Ausstieg Polling Hofmarkstraße, und ein kurzer Fußweg zum Kirchplatz. Die Gehzeit ab dem Kirchplatz ist 1:15 h, insgesamt sind es 4,9 Kilometer.
Die kleine Fohnsee-Runde: Wo die Mischwälder an Herbsttagen besonders leuchten
Hier lohnt es sich, früh dran zu sein: Wer nicht zu spät kommt, findet auf dem Parkplatz an der Jägergasse in Iffeldorf noch einen Platz. Von dort aus geht es direkt Richtung Fohnsee ‒ ein breiter Kiesweg führt Richtung Westen. Rund um die Osterseen wechseln sich Moorkiefern mit Buchen, Fichten und Tannen ab, Erlen und Eschen säumen die Seeufer. Nach etwa zehn Minuten ist die Straße “Am Brücklein” erreicht, an der ein Wegweiser rechts Richtung Lauterbach zeigt.
Nach etwa fünf Minuten zweigt rechts ein Weg ab, der zur “Blauen Gumpe” führt, einem smaragdgrün leuchtenden Quelltrichter, aus dem Grundwasser austritt. Weiter geht es über einen Waldweg Richtung Großer Ostersee. Gleich nach einer Brücke am Ostufer geht es rechts auf einen unbeschilderten Wurzelweg: Bald entdeckt der Spaziergänger den blauen Fohnsee.
Der Weg um den See führt durch einen Campingplatz, vorbei am Restaurant “Waldhaus am Fohnsee”. Von dort zurück dem Fohnseeweg folgen, der in die Osterseestraße mündet, die zurück zum Ausgangspunkt in Iffeldorf führt. Dort lohnt es sich, noch die Kirche St. Vitus zu besichtigen. Zu bieten hat die Strecke außerdem eine eindrucksvolle Eiszerfallslandschaft, Moore und markante Hügel. Verlängern lässt sich die Runde mit einem Spaziergang um den Staltacher See oder den Großen Ostersee.
Die Gehzeit für die 4,4 Kilometer Strecke ist mit 1:05 h angegeben.
Der Wolfratshauser Bergwaldpfad: Wildromantische Geschichte und märchenhafte Wege mit Voralpenpanorama
Als Ausgangspunkt für diesen Spaziergang bietet sich der Parkplatz an der Loisachhalle an. Von hier aus der Beschilderung “Kinderflößerpfad” folgen, in Richtung Süden am Josef-Bromberger-Weg am Ostufer der Loisach entlang marschieren und über die Brücke Richtung Westen abbiegen. Am Flussufer geht es zurück bis zum Sebastiani-steg, und links durch die Rathauspassage zum Untermarkt Richtung St.-Andreas-Kirche.
Hinter ihr führen Betonstufen an einem unscheinbaren Häuschen vorbei – das ehemalige Sommerdomizil des Dichters Rainer Maria Rilke. Der Beschilderung Richtung “Walderlebnispfad” folgen. Von dort aus folgen Spaziergänger dem Neuhaussteig, bis rechts ein Weg abzweigt.
Zwischen Wald- und Wiesenrand wandelten sicherlich einst auch die feinen Fräulein der Wolfratshauser Burg. Rechts zweigen immer wieder Wege zurück Richtung Stadt ab. Wir spazieren weiter entlang des Höhenwegs Richtung Norden, der zwischen Wiesen und Waldgrenze verläuft, bis er sich schließlich gabelt. Die Tafel des Walderlebnispfads, der uns später wieder zur Loisach hinabbringen wird, weist nach rechts.
Doch der Spaziergang folgt dem Schild “Burgweg ‒ Gedenkstein & Fernsicht”, weiter Richtung Norden. Deutlich sichtbar ragen hier die alten Burgwälle auf, der Graben davor ist halb verschüttet. Ein schmaler Waldweg schlängelt sich weiter nach Norden, bis er auf einen ungekennzeichneten Forst trifft. Hier gilt es, rechts abzubiegen und die Augen offen zu halten, denn manchmal stolpert man über alte, kleine Tonscherben. Am Ende wartet eine unscheinbare Anhöhe, auf der nur noch der schlichte Gedenkstein der Burg vom einstigen Macht- und Verwaltungszentrum zeugt.
Auf dem gleichen Weg geht es schließlich wieder zurück, bis zur Abzweigung zum Erlebnispfad. Bei den Infotafeln über die Pirsch geht es über die Treppe rechts Richtung Stadt. Die Stufen führen zu einer Forststraße, die zwei Möglichkeiten bietet. Wer möchte, kann nun noch den Kalvarienberg auf der gegenüberliegenden Seite erkunden.
“Ansonsten zweigen wir links ab, verbleiben an einer Kehre geradeaus auf dem Kiesweg Richtung Norden und erklimmen die kurzen Stufen, die links hinauf zu einem lohnenswerten Aussichtspunkt führen”, schreibt Ursula Weber. Auf der anderen Seite geht es hinunter zur Münchner Straße. Vom Schild des Loisachrundwegs zum Kastenmühlwehr leiten lassen, am Ufer Richtung Süden dem Ausgangspunkt entgegenmarschieren.
Bei diesem Spaziergang werden rund 3,9 Kilometer zurückgelegt und 97 Höhenmeter überwunden, die Gehzeit ist mit 1:15 h angegeben.
Kirchen, Wald und Dorf ‒ Die Argeter Dorfrunde: Im pittoresken Örtchen lässt sich viel über alte Zeiten erfahren
Im schmucken Dorf Arget könnte man meinen, man ist im Freilichtmuseum gelandet. Das Örtchen ist das letzte vollständig erhaltene Straßendorf im Münchner Raum. Hier spaziert der Ausflügler an liebevoll restaurierten Bauernhäusern aus dem 17. und 18. Jahrhundert entlang, einen Dorfweiher und ein Heimatmuseum gibt es auch.
Für etwas mehr Bewegung wird die Spazierrunde aber erweitert. Los geht’s an der Pfarrkirche St. Michael, deren Turm nach dem Vorbild der Münchner Theatinerkirche errichtet wurde und die im Inneren viele Rokoko-Schätze birgt.
Von hier gehen wir die Michaelistraße nach Südwesten und dann gen Westen zu den Häusern “Am Brand” und weiter auf dem Forstweg. In diesem würzig duftenden Nadelwald voll Blaubeeren und Farnen biegen wir an der ersten Wegkreuzung nach links ab und erreichen die Coronakapelle, ein schlichtes Wallfahrtskircherl.
Weiter geht es gegenüber der Kapelle, zunächst rund hundert Meter entlang der Straße nach Gumpertsham, dann links auf einem Kiesweg und hier einen halben Kilometer Richtung Osten in den Wald hinein. An einem Wasserhäusl geht es rechts auf den Forstweg, kurz darauf links auf einen unscheinbaren Kiesweg und weiter auf einen Feldweg.
Zwischen Äckern und Feldern folgen wir ins offene Gelände. Hier haben wir eine weite Sicht und allmählich kommen die Häuser von Arget in den Blick, rechts rahmt die Voralpenkette den Horizont. Bald trifft die Straße “Am Oberfeld” auf die Köhlerstraße und es ergeben sich erste Routen zurück ins Dorf.
Wir aber biegen rechts Richtung Süden in die Köhlerstraße ab, denn wir folgen der Empfehlung der Autorin. Wir folgen der namenlosen Straße links aus der Köhlerstraße hinüber in den Osten von Arget. Über den Heigenkamer Weg geht es kurz nach Süden, dann links am Niederhamer Selbstbedienungshofladen vorbei zur Holzkirchner Straße.
Wir biegen links ab, hier und da erzählen kleine Keramiktafeln die Namen der Häuser und Geschicke ihrer früheren Bewohner. Wir erreichen den uralten Gebäudekomplex des Heimatmuseums Sauerlach, in dem alte Zeiten lebendig werden. Von hier aus geht es auf der Holzkirchner Straße mit ihren Baudenkmälern gemütlich weiter nach Norden. An der Oberhamer Straße gehen wir vorbei am Gasthaus Schmuck und rechts in die Schulstraße. Dahinter entdecken wir schon wieder den Turm von St. Michael.
Ausgangspunkt in 82054 Sauerlach, am Parkplatz bei der Kirche St. Michael, Michaelistr. 29, Arget. Alternativ mit dem Zug bis Sauerlach und dann dem Bus 223 nach Arget. Für die 4,5 Kilometer sind 1:20 h Gehzeit angesetzt.