Raumfahrt: Nasa verschiebt die Rückkehr zum Mond | ABC-Z
Die Rückkehr der USA auf den Erdtrabanten wird frühestens 2027 stattfinden. China könnte nun den Wettlauf gewinnen.
Der künftige US-Präsident Donald Trump kündigte schon in seiner ersten Amtszeit an, dass Amerikaner wieder den Mond betreten sollen. Als Zieldatum nannte er damals das Jahr 2024. Doch US-Konzerne und ihre Weltraumorganisation Nasa stolpern seitdem von einer Verzögerung zur nächsten bei dem Mondlandeprojekt Artemis. Am Donnerstag (Ortszeit) wurde verkündet, dass auch das zuletzt genannte Zieldatum 2026 nicht zu halten ist.
Das Vorhaben werde auf Mitte 2027 verschoben, erklärte der scheidende Nasa-Chef Bill Nelson auf einer Pressekonferenz. Und selbst das ist nicht sicher. Eine Voraussetzung sei, dass dann auch das Landeverhikel vom Raumfahrtkonzern SpaceX von Elon Musk bereitsteht, sagte Nelson.
Die neuerliche Verschiebung ist eine Konsequenz aus Hitzeschild-Problemen mit der vom US-Rüstungskonzern Lockheed Martin entwickelten Orion-Astronautenkapsel. Die sind gravierender als angenommen. Bei der Rückkehr der Kapsel nach ihrem unbemannten Erstflug (Artemis I) im November 2022 wurden Schäden am Hitzeschild festgestellt.
Der erste Start einer bemannten Orion-Kapsel, die Artemis II-Mission, wird nun erst im April 2026 erwartet – und nicht mehr im nächsten Jahr. Es ist die zweite große Verzögerung im Artemis II-Zeitplan und hat einen Dominoeffekt für die Mondlandung, bei der ein Landevehikel des SpaceX-Konzerns des Technologieunternehmers, Milliardärs und Trump-Unterstützer Elon Musk zum Einsatz kommt.
Trump wird wohl alles daransetzen, dass in seiner bis Januar 2029 laufenden zweiten Amtszeit die bemannte Mondlandung gelingt. Zuletzt verließ im Dezember 1972 ein Amerikaner die Mondoberfläche. Inzwischen hat sich ein Wettlauf zwischen den USA und China um die bemannte Mondlandung entwickelt. Peking treibt seine Raumfahrtaktivitäten mit großem Tempo voran. 2030 soll ein Chinese seinen Schuhabdruck im Mondstaub hinterlassen.
Die Bekanntgabe des neuen Zeitplans beim Artemis-Projekt kommt kurz vor einem Wechsel an der Nasa-Spitze. Der von den Demokraten eingesetzte 81-jährige Ex-Astronaut Senator Bill Nelson wird nach dem Willen von Trump durch den 41-jährigen Jared Isaacman ersetzt. Er war schon zwei Mal mit Raumkapseln von SpaceX bei privaten Weltraumtouristenmissionen im All, ist Pilot, Geschäftsmann und Milliardär. Isaacman ist mit dem auf Bezahlsysteme spezialisierten Unternehmen Shift4 Payments reich geworden. Er hält enge Kontakte zu Musk, der mit seiner weltgrößten Rakete Starship die Besiedlung des Mars anstrebt.
In der Branche wird mit Spannung erwartet, welche Schlüsselentscheidungen das Trio aus Trump, Musk und Isaacman für die Nasa-Raumfahrtprogramme trifft. So wird sicher auch die Zukunft der US-Schwerlastrakete SLS diskutiert, die für den Transport der Orion-Kapseln vorgesehen ist. Der angesehene Branchenjournalist Eric Berger geht davon aus, dass diese Rakete mit ihren Milliardenkosten nicht mehr zum Einsatz kommt.
Die Europäer mit ihrer Raumfahrtagentur ESA und Europas führender Raumfahrtkonzern Airbus müssen abwarten, welche Weichen gestellt werden. Die ESA investiert etwa zwei Milliarden Euro in das Orion-Raumkapselprojekt. Airbus in Bremen liefert dabei das sogenannte Servicemodul der Kapsel zur Versorgung mit Energie und Sauerstoff. Ohne die Europäer werde die nächste US-Mondlandung nicht funktionieren, heißt es.