Raubtierfutter: Wieso ein dänischer Zoo um Haustierspenden bittet | ABC-Z

„Möchten Sie Ihr Pferd als Futter spenden?“, wird man auf der Website eines Zoos im dänischen Aalborg freundlich gefragt. Der Zoo nehme dankbar lebende Pferde entgegen, um sie einzuschläfern und im Anschluss zu Futter zu verarbeiten.
Auch Spenden von Hühnern, Kaninchen und Meerschweinchen nehme das Personal entgegen, allerdings nur vier auf einmal. Ende Juli rief der Zoo auch auf Facebook und Instagram zu Haustierspenden auf: „Wenn Ihr ein gesundes Tier habt, das aus verschiedensten Gründen gehen muss, bringt es uns gerne als Spende“.
Ein Aufruf, der bei einigen scheinbar Befremden ausgelöst hat. Die Kommentarspalten unter den Posts hat der Zoo mittlerweile geschlossen – mit Verweis auf hasserfüllte und bösartige Kommentare.
„Viele verlieren Interesse an den Tieren“
Seinen Aufruf begründet der Zoo Aalborg mit der „natürlichen Nahrungskette“ der Tiere. Es liege in der Verantwortung des Zoos, diese zu imitieren. „Hühner, Kaninchen und Meerschweinchen sind ein wichtiger Bestandteil der Ernährung unserer Raubtiere“, hieß es. Besonders für den europäischen Luchs. Dieser benötige ganze Beutetiere, ähnlich zu solchen, die er in der freien Wildbahn jage. Laut dem Zoo würden die gespendeten Tiere von ausgebildeten Mitarbeitern vorsichtig eingeschläfert.
Das Angebot des Zoos findet aber auch auch Anklang. 137 Kaninchen hat der Zoo Aalborg laut dem dänischen Regionalsender „TV 2 Nord“ in diesem Jahr schon aufgenommen. In dem Beitrag kommen auch der Direktor des Zoos Henrik Vesterskov Johansen und die Zoologin Thea Loumand Faddersbøll zu Wort. Kaninchen bekämen oft viele Babys, sagte Faddersbøll. Viele Leute kämen mit ihnen zum Zoo, weil sie schon so viele hätten. „Es gibt auch viele, die das Interesse an ihren Haustieren verlieren“, wird der Zoodirektor zitiert.
Auch deutsche Zoos nehmen Spenden an
Die Fütterung mit dem kompletten Tierkadaver biete für die Raubtiere einige Vorteile, sagte Faddersbøll dem Sender. „Die Knochen enthalten viel Kalzium, was gut für die Tiere ist, und das Fell wirkt wie eine Zahnbürste. Es ist gut, um das Fleisch zwischen den Zähnen herauszubekommen.“
Auch wenn der Aufruf des dänischen Zoos im Internet teilweise Kritik hervorrief, ist die Tötung und Verfütterung von Tieren in Zoos nicht ungewöhnlich. Auch in Deutschland gebe es Zoos, die Haustierspenden zu Fütterungszwecken entgegennähmen, sagte Julia Kögler, stellvertretende Geschäftsführerin des Verbands der Zoologischen Gärten, der F.A.Z..
Ob sie dies täten, hänge von betriebsinternen Entscheidungen ab. Im Zweifel könnte ein krankes Tier zur Gefahr für den eigenen Bestand werden. Aus veterinärmedizinischen Gründen lehnten einige Zoos die Aufnahme von externen Tieren deshalb ab. Am sichersten sei die Verfütterung von Tieren aus dem eigenen Zoobestand.
„Bei Ganzkörperfütterung müssen Tiere richtig arbeiten“
Kögler verweist darüber hinaus auf den gesetzlichen Bildungsauftrag der Zoos. Sie müssten auch die „weniger schönen Fakten“ an die Besucher vermitteln. „Raubtiere fressen andere Tiere. Die Abbildung der Nahrungskette ist daher unter pädagogischen Aspekten wichtig. Gerade in einer Gesellschaft, die in Teilen immer naturentfremdeter wird.“ Eine moralische Unterscheidung ergebe dabei keinen Sinn. Gekauftes Fleisch stamme genauso wie ganze Kadaver von ehemals lebenden Tieren.
Zoos seien dazu verpflichtet, ihre Tiere artgerecht zu halten. „Und dazu zählt natürlich auch die artgemäße Fütterung“, sagte Kögler. „Im Zoo getötete Tiere werden mit Fell und Knochen an unsere Raubtiere verfüttert.“
Neben der Aufnahme von wichtigen Nährstoffen und Vorteilen für die Zahngesundheit, diene dies auch der Beschäftigung der Tiere. „Oft wird behauptet, die Raubtiere sind nicht ausreichend beschäftigt. Bei einer Ganzkörperfütterung müssen sie richtig arbeiten. Für sie gibt es kein gesünderes Futter.“