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Rath around the world: Wer im Winter nach Wien fährt, sollte in diesem Grandhotel absteigen | ABC-Z

Rath around the world Wer im Winter nach Wien fährt, sollte in diesem Grandhotel absteigen

21.12.2025, 06:13 Uhr Von Carsten K. Rath

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Ein historisches Zuhause auf Zeit: Die Zimmereinrichtung im “Hotel Sacher” spiegelt den klassisch-eleganten Stil wider.

Ob Sisi, John F. Kennedy oder Naomi Campbell – in Wiens legendärem “Hotel Sacher” an der Ringstraße haben schon zahlreiche Berühmtheiten gastiert. Kurz vor Weihnachten besucht unser Autor das Fünf-Sterne-Haus, das neben seiner Sachertorte der nostalgisch kuratierte Stil weltberühmt gemacht hat.

Wien im Dezember. Das ist keine Jahreszeit, das ist ein Gefühl. Wenn entlang der Ringstraße die Lichter erstrahlen, Fiaker durch den Schneefall ziehen und aus den Kaffeehäusern der Duft von Vanille und Bratapfel steigt, verwandelt sich die Stadt in ein winterliches Schauspiel aus Anmut und Nostalgie. Auch wenn ich stundenlang über die Weihnachtsmärkte rund um die Innenstadt schlendern könnte, ist mein Ziel ein anderes – und es könnte kaum besser zur Jahreszeit passen: das “Hotel Sacher”.

Seit seiner Gründung im Jahr 1876 verkörpert dieses Grandhotel Wiener Eleganz und Tradition. Ich kenne und schätze dieses Haus seit Jahren für seine kompromisslose Wertetreue in einer Zeit, in der alles schneller, kantiger und austauschbarer wird. Während andere reduzieren, setzt das “Sacher” auch weiterhin auf Samt und Seide statt Beton und Glas. Dieses Mal will ich das historische Haus in der Weihnachtszeit erleben – in jener Zeit, in der dieser Ort eine Magie entfaltet, die selbst in Wien selten geworden ist.

Charmante Eleganz bis in den letzten Winkel

Ich bin zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Der noble, historische Stil des “Sacher” passt perfekt zur festlichen Wintersaison. Wer möchte in der Weihnachtszeit schon eine dekorierte Betonwand um sich herum haben? Mir sind die dunklen Holzvertäfelungen, die Stofftapeten und die liebevoll arrangierten Details sehr viel lieber. Dieses Haus verströmt einen Charme, den nur historische Grandhotels besitzen – eine Mischung aus Geschichte, Patina und Perfektion. Zur Weihnachtszeit erlebe ich das “Sacher” von seiner prachtvollsten Seite: Die Lobby ist aufwendig mit Weihnachtssternen, Girlanden, Lichterketten und einem mächtigen Weihnachtsbaum geschmückt, dessen goldene Ornamente im Kristallglanz der Lüster glänzen. Zwischen Antikmöbeln, alten Fotografien und Blumenarrangements entsteht eine Atmosphäre, die zugleich festlich und vertraut wirkt.

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Originale Stuckelemente blieben bei der Renovierung erhalten und wurden behutsam restauriert. (Foto: Pressematerial Hotel Sacher © Adrian Gaut)

Manche mögen das “Sacher” als traditionell bezeichnen – und ja, das ist es, im besten Sinne. Altbewährt ist die Marke zweifellos, und modisch ist dieses Haus, das seit über 150 Jahren zu den besten Grandhotels Europas zählt, ebenfalls. Jede Ecke ist hier bis ins letzte Detail gestaltet: Die Farbe der Blumen passt exakt zu den Bezügen, die Spiegel sind makellos, die Messingbeschläge glänzen wie neu. Auch in meiner Suite setzt sich dieser üppig-nostalgische Charakter fort: mit Möbeln, die Geschichten erzählen und einer Atmosphäre, die wohltuend entschleunigt. Und doch holt mich die Moderne schnell wieder ein, denn hinter der klassischen Eleganz verbirgt sich zeitgemäße Technik. Im Badezimmerspiegel ist ein kleiner Bildschirm integriert, die historischen Original-Kristalllüster wurden mit LED-Technik ausgestattet, Licht und Raumklima lassen sich digital steuern und das WLAN läuft rasant. Hier verbinden sich zwei Welten, Tradition und Fortschritt, zu einer selten harmonischen Einheit.

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Das Hotelgebäude besteht aus sechs Stadthäusern, die im Laufe der Zeit zusammengelegt wurden. (Foto: Pressematerial Hotel Sacher © Adrian Gaut)

Wiens köstlichste Traditionen unter einem Dach vereint

Noch bemerkenswerter als Design und Technik ist allerdings die Servicementalität. Das Haus ist familiengeführt und genau so fühlt es sich auch an. Zur Begrüßung erhalte ich frische Blumen, kleine Delikatessen und ein ehrliches Strahlen von den Mitarbeitern. Ich werde überall mit Namen angesprochen, man erinnert sich an frühere Besuche, an Vorlieben und Gewohnheiten. General Manager Andreas Keese versteht es, die traditionelle Gastfreundschaft des Hauses mit zeitgemäßer Professionalität zu verbinden.

Vor dem “Café Sacher” strömt mir eine Touristengruppe entgegen. Ich kann es ihnen kaum verübeln, das legendäre Café gerade in dieser Jahreszeit besuchen zu wollen. Hier wurde die originale Sachertorte von Franz Sacher erfunden – jene perfekte Kreation aus zwei Schichten Schokoladenbiskuit und Marillenmarmelade, die inmitten der weihnachtlichen Dekoration vermutlich noch ein bisschen besser schmeckt. Noch schokoladiger sind wohl nur die “Time to Chocolate Treatments” im hauseigenen Boutique-Spa. Dieser fällt zwar etwas kleiner aus als in anderen Hotels dieser Klasse, überzeugt aber dennoch durch eine entspannte, persönliche Atmosphäre.

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Die Fotowände verewigen ehemalige Gäste – von Königin Elisabeth II. bis Sisi. (Foto: Pressematerial Hotel Sacher © Adrian Gaut)

Persönlich und beinahe intim erlebe ich auch das kleine Gourmetrestaurant “Rote Bar”, ausgezeichnet mit zwei Gault-Millau-Hauben. Der Name ist hier Programm: Der Raum erstrahlt in tiefrotem Samt und Brokat, geschmückt mit vergoldeten Rahmen, Kronleuchtern und schweren Vorhängen. Ich verpasse zwar das formidable Fünf-Gang-Weihnachtsmenü an Heiligabend. Doch auch die Standardkarte bietet mehr als genügend Köstlichkeiten. Küchenchef Anton Pozeg kocht hier auf höchstem Niveau und interpretiert Wiener Klassiker wie das Wiener Schnitzel (auf Wunsch sogar plant-based) oder die berühmte Sacher-Gänselebertorte feinsinnig und modern. Ein Pianist begleitet mein Dinner mit Live-Musik und rundet den Abend stilvoll ab. Insgesamt bietet das “Sacher” sieben gastronomische Konzepte, darunter die “Grüne Bar” mit internationaler Haute Cuisine und die “Blaue Bar”, Wiens eleganter Hotspot für klassische Drinks und feine Cocktails.

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Im eleganten Damastsaal der “Roten Bar” werden Wiener Klassiker modern interpretiert. (Foto: Pressematerial Hotel Sacher © Adrian Gaut)

Alte Werte in einer modernen Welt – im “Sacher” ist das kein Widerspruch, sondern eine harmonische Ergänzung. Liebhaber eines puristisch-zeitgenössischen Einrichtungsstils benötigen hier vielleicht etwas Eingewöhnungszeit. Doch gerade in dieser rasanten Epoche, in der alles immer schneller, grauer und einheitlicher wird, freue ich mich darüber, dass es noch Orte wie diesen gibt. Hotels, die uns daran erinnern, dass wahre Eleganz aus Hingabe entsteht – aus der Kunst, sich Zeit zu nehmen und Dinge mit Liebe zum Detail zu tun. Ich kann das “Hotel Sacher” zu jeder Jahreszeit empfehlen. Doch gerade jetzt, in der Weihnachtszeit, hat es mich wieder ganz besonders verzaubert und zum Schwärmen gebracht. Es wird bestimmt nicht das letzte Mal gewesen sein.

Raths Reise-Rating (aktuelle Wertung gefettet):

1. Ganz großes Kino

2. Wenn’s nur immer so wäre

3. Hohes Niveau, mit ein paar wenigen Schwächen

4. So lala, nicht oh, là, là

5. Besser als im Hostel

6. Ausdrückliche Reisewarnung

Über den Autor: Als früherer Grandhotelier und Betreiber des relevantesten Hotel-Rankings im deutschsprachigen Raum die-101-besten.com ist Carsten K. Rath Globetrotter von Berufs wegen. Sämtliche Hotels, über die er für ntv schreibt, bereist er auf eigene Rechnung.

Rath ist zudem Autor der Bücher Die 101 besten Hotels Deutschlands“. Mit seinem Ranking kam er im Jahr 2024 erstmals in die Schweiz. Bestellen Sie das Buch gerne per E-Mail an board@i-sle.ch oder online unter:

Jetzt neu: PODCAST – “Minibar-Geständnisse, aus Zimmer 101″ von Carsten K. Rath, der bei den besten Hoteliers hinter die Kulissen blickt. Bei Apple und Spotify

Quelle: ntv.de

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