12 Prozent für Geldanlage? Finanztip sieht drei Haken | ABC-Z

Trade Republic macht seinen Kunden jetzt etwas möglich, zu dem lange Zeit nur reiche Menschen Zugang hatten: Private Equity, also das Investieren in Unternehmen, die nicht an der Börse sind. Der Neobroker verspricht zwölf Prozent „Marktzielrendite“. Finanztip hat sich das Angebot angeschaut.
Was bekomme ich für einen Euro? Da mag man eher an Krimskrams aus dem Ein-Euro-Shop denken – und weniger an Investments in Unternehmen, die nicht an der Börse gelistet sind. Das können zum Beispiel kleinere Tech-Unternehmen, aber auch große Infrastrukturanlagen wie Flughäfen sein. Aber genau diese Anlageform macht Trade Republic seinen Kunden jetzt ab einem Euro möglich: „Private Markets“ oder „Private Equity“.
Trade Republic: Neues Angebot Private Equity einfach erklärt
Das funktioniert dank sogenannter ELTIFs (European Long-Term Investment Funds). Die waren lange Zeit nur etwas für Reiche oder Großinvestoren, da man erst ab 10.000 Euro einsteigen konnte und zudem ein Vermögen von 100.000 Euro nachweisen musste. Das hat eine EU-Verordnung im Jahr 2024 geändert, durch die auch Kleinanleger dabei sein können.
Trade Republic wirbt mit hoher Rendite für die Geldanlage Private Equity. Finanztip empfiehlt Normalanlegern besser eine Alternative.
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Trade Republic bietet die ELTIFs von zwei Fondsanbietern an: Apollo (ISIN: LU3170240538) und EQT (ISIN: LU3176111881). Genaue Infos zu den Fonds stehen nicht in der App, aber laut Trade Republic fließt das Geld beim Angebot von EQT in rund 100 Unternehmen aus 19 Ländern, die vor allem in der IT (42 Prozent) sowie dem Gesundheitsbereich (25 Prozent) tätig sind. Beim Fonds-Angebot von Apollo fließt das Kapital in die Branchen Automotive (Automobilindustrie) und Engineering (Maschinenbau).
Übrigens: Die ELTIFs zählen, wie die beliebten ETFs (Exchange Traded Funds), zum Sondervermögen. Heißt: Das investierte Geld ist bei einer Pleite der Depotbank geschützt und nicht einfach weg. Es würde im Pleitefall auf eine andere Depotbank übertragen.
Trade Republic: Finanztip warnt vor drei Problemen
Trotzdem sind wir bei Finanztip bei ELTIFs skeptisch – aus drei Gründen:
- Unklare Rendite: Auch wenn Trade Republic in seinen Kundenmails eine „Marktzielrendite von 12 %“ verspricht, können sich Anleger nicht darauf verlassen. Denn garantiert sind die zwölf Prozent nicht, sondern vielmehr eine Prognose. Es wird gezeigt, welche durchschnittlichen Renditen die Anlageklasse in der Vergangenheit erzielt hat. Ob die beiden Angebote den Wert künftig erreichen, ist völlig unklar. Auf Finanztip-Nachfrage hat Trade Republic nicht genauer erläutert, auf welcher Datengrundlage diese Marktzielrendite beruht.
Bei Geldanlagen zählen neben der Rendite auch die Kosten. Diese liegen bei den beiden ELTIFs von Trade Republic bei 2,8 Prozent beziehungsweise 2,35 Prozent pro Jahr. Dazu kommt noch eine Erfolgsgebühr, die sogenannte Performance Fee, wenn der ELTIF über fünf Prozent Rendite macht. Um also auf zwölf Prozent Rendite nach Kosten zu kommen, müssen die Fonds erst einmal deutlich über 14 Prozent einfahren. Zum Vergleich: Bei den beliebten ETFs, zum Beispiel auf den MSCI World, liegen die Kosten pro Jahr (die Total Expense Ratio (TER)), meist zwischen 0,1 und 0,5 Prozent. Langfristig erwarten wir bei Finanztip hier eine durchschnittliche Rendite von sechs Prozent im Jahr.
- Verfügbarkeit unklar: Private Equity ist als langfristiges Investment gedacht, bei dem das Geld über mehrere Jahre gebunden ist. Bei Trade Republic soll ein Verkauf flexibel möglich sein – nämlich monatlich. Der Haken daran: Trade Republic kann den Verkauf ablehnen, zum Beispiel wenn sich kein Käufer für die Fondsanteile findet. Dann bleibt nur ein Verkauf an die Fondsanbieter selbst. Der ist zwar vierteljährlich möglich, kann aber ebenfalls beschränkt werden, wenn gerade zu viele Anleger ihre Anteile loswerden wollen. Investieren in solche Fonds sollte niemand, der auch einmal kurzfristig an sein Geld kommen muss.
- Fondsmanager entscheiden über Erfolg: Der Renditeerfolg von ELTIFs hängt maßgeblich vom Management der Fonds ab. Das Fondsmanagement sucht die Firmen aus, in die es investiert, und ist durch seine Beteiligung auch für den wirtschaftlichen Erfolg der Firmen direkt mitverantwortlich. Investiere ich mein Geld in solche ELTIFs, setze ich also zu den genannten Kosten mein Vertrauen in die Kompetenz dieses Managements. Eine tägliche Erfolgsanzeige wie bei einem Börsenkurs gibt es bei Private Equity nicht.
Trade Republic: Was Finanztip anstelle von Private Markets empfiehlt
Das Versprechen von Trade Republic, „Private Markets“ für alle Anleger zu öffnen, ist attraktiv. Wegen der vergleichsweise hohen Kosten und unklaren Renditen empfiehlt Finanztip ELTIFs aber nach wie vor nicht – auch nicht als Beimischung im Portfolio.
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Wir bei Finanztip raten weiterhin, das Geld in einfache, transparente und diversifizierte Anlagen zu investieren – etwa mit einem ETF auf den MSCI ACWI oder den MSCI World. Diese bilden Tausende Unternehmen weltweit ab, verursachen vergleichsweise geringe Kosten und sind börsentäglich handelbar. Einen ETF-Vergleich finden Anleger unter finanztip.de/indexfonds-etf
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Dieser Beitrag erscheint in Kooperation mit finanztip.de. Deutschlands führender Geld-Ratgeber für Verbraucher ist Teil der gemeinnützigen Finanztip-Stiftung.
















