Ralf Moeller: Mitgefühl für Heidi Klum und Bill Kaulitz | ABC-Z
Los Angeles – Sprachlos. Dieses Wort schreibt Schauspieler und Bodybuilder Ralf Moeller (66) unter ein Video, das er vor einer Woche auf Instagram geteilt hat. Er filmt darin eine Straße in den Pacific Palisades, einem Stadtteil am Westrand von Los Angeles – oder besser gesagt das, was davon übrig geblieben ist. Die Ruinen von Gebäuden sind zu sehen, Schutt und Asche. An einer mit Ruß bedeckten Mauer hängt noch ein Pizzeria-Schild. Dahinter liegen Trümmerteile, verkohlte Tische und Stühle.
“Eigentlich hat es in dem Viertel geblüht, alles war schön”, erinnert sich Moeller im AZ-Gespräch. Nur einzelne grüne Palmen, die inmitten all der Zerstörung zu erblicken sind, erinnern jetzt daran. Welche Gedanken er bei diesem Anblick hatte? “Trauer. Ich war fertig, mir kamen die Tränen. Es ist ein absoluter Albtraum.” Gerade erst hatte er sich mit Freunden dort in einem Café getroffen. Nun sei alles zerstört und grau. Der “Gladiator”-Darsteller möchte nun beim Wiederaufbau in seiner Wahlheimatstadt in Kalifornien helfen – mit Handwerkern aus Deutschland.
US-Wetterdienst warnt noch immer vor “extremer” Feuergefahr
Das “Palisades Fire”, das seit einer Woche am Westrand von Los Angeles wütet, hat ganze Straßenzüge verwüstet: Eine Fläche von knapp 96 Quadratkilometern ist verkohlt, wie die Feuerwehr am Dienstag mitteilte. Auch andere Teile der Stadt, Hollywood, Pasadena, Brentwood und Malibu, sind von der Feuerkatastrophe betroffen. 12.000 Gebäude wurden nach bisherigen Angaben zerstört oder beschädigt, 24 Personen sind durch die Flammen ums Leben gekommen. Der US-Wetterdienst warnte am Dienstag noch immer vor “extremer” Feuergefahr und sagte wieder stärkere Winde bis Mittwochabend (Ortszeit) voraus.
Schauspieler Ralf Moeller lebt seit 30 Jahren im bislang von den Feuern nicht direkt betroffenen Santa Monica, nahe der Innenstadt von L.A. “Vor einer Woche, um elf Uhr, bin ich aus dem Fitnessstudio gegangen und habe die ersten Rauchwolken über den Palisades gesehen”, erinnert sich der 66-Jährige. Auch von seinem Balkon im Penthouse kann er den Rauch und die Flammen sehen.
“Es ist nichts mehr da”
Brände seien nicht unüblich in Kalifornien. Die Bewohner seien daran gewöhnt, ebenso an die Santa-Ana-Winde. “Aber nicht so orkanartig, nicht so extrem.” Am Anfang hatten Böen mit Geschwindigkeiten von bis zu 160 Kilometer pro Stunde das Feuer angefacht, ein Haus nach dem anderen wurde so verschlungen. “Kleinste Flammen wurden zu einer noch nie da gewesenen Feuerwalze”, sagt Moeller. Die Brände seien noch nie so nah gewesen – eine solche Zerstörung habe es noch nie in Los Angeles gegeben.
“Ich habe viele Freunde, die ihre Wohnungen verloren haben. Es ist nichts mehr da”, sagt er der AZ am Telefon. Moeller hört sich sehr betroffen an. Höchstens wichtige Dokumente seien zusammengesucht worden, bevor das Zuhause zurückgelassen wurde. “Viele hatten keine Zeit, etwas zu retten.”
Bei der Flucht aus den Hills hätten sich dann auch noch Staus gebildet. Aus Angst vor dem Feuer hätten viele Menschen auch ihr letztes, gerettetes Hab und Gut in den Wagen zurückgelassen. “Ihnen bleibt so gut wie nichts mehr.” Demoralisierend, vernichtend und schlimm nennt Moeller die Ereignisse. “Das ist ein Trauma, was die Menschen nun prägt.”
“Deutschland muss jetzt helfen und ein Zeichen setzen”
Die Feuerwalze hat auch die Hollywood-Stars nicht verschont. Prominente wie Tom Hanks und Brad Pitt, aber auch er selbst, fürchten um ihre Häuser.
Moeller ist letzte Woche vorsichtshalber aus seiner Wohnung in Santa Monica evakuiert worden. Die beißende, schlechte Luft habe sich bis zu ihm nach Hause ausgebreitet (siehe Kasten). Auch Sänger Bill Kaulitz musste vor dem Feuer fliehen. “Ich hoffe, es geht ihm, Tom und Heidi gut. Ich wünsche ihnen und allen anderen Betroffenen alles Gute”, sagt Moeller. “Aber die Promis können sich jetzt schön im Hotel einchecken.” Es müsse nun vor allem um die Menschen gehen, die nicht über diese finanziellen Mittel verfügen.
Mehr als 100.000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen. “Sie müssen nun versorgt werden.” Viele Amerikaner seien nicht gegen Brandschäden versichert. Ihnen bleibe nichts mehr. “Die Amerikaner sind ein Volk, das zusammenhält, das sich gegenseitig hilft.” Menschen würden in Turnhallen, in Hotels, bei Privatpersonen untergebracht.
Moeller nach München gereist
Letzten Sonntag ist Moeller nach München gereist, hat die Flammen hinter sich gelassen, um wie geplant an der Messe Bau 2025 teilzunehmen. Trotz des Feuers – oder gerade deshalb. Denn auch Deutschland müsse helfen und ein Zeichen setzen, sagt der Bodybuilder. Er trat am Montag auf der Messe im Rahmen seiner Initiative “Motivation Handwerk” auf, um für Jobs zu werben. Moeller setzt sich bereits seit vielen Jahren für den Nachwuchs in der Branche ein.
Im Zuge dessen hätten sich viele Handwerker gemeldet und angeboten beim Wiederaufbau der Millionenmetropole zu helfen oder Fachleute zu schicken (AZ berichtete). Er möchte diese Angebote in den nächsten Wochen und Monaten koordinieren. Daher stehe er schon mit dem Handwerkspräsidenten Jörg Dittrich und Politikern in Kontakt, wie diese Hilfe organisiert werden könne. Das brauche jedoch Zeit. Erst einmal müssten die Brände gelöscht werden.
“Die Amerikaner waren immer da für uns – denkt man etwa an den Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg -, und wir müssen jetzt auch für Kalifornien da sein”, so Moeller. Politik, Botschaften und Handwerk müssten zusammenarbeiten, um schnell Hilfskräfte nach L.A. zu bringen. “Diese Zerstörung kann nicht alleine bewältigt werden.”