Rabenschwarze Schwärme und lautes Geschrei: Das Krähenspektakel über München | ABC-Z
München – Der rabenschwarze Schwarm, der am Mittwochabend Giesing überflogen hat und sich dann in die Platanen der Untersbergstraße hineinsenkte, war riesig. Und begleitet von derart lautem Krächzen, dass Heinz Sedlmeier sein Handy zückte und begeistert das Geschrei aufnahm. Sedlmeier ist Chef der Kreisgruppe München des Landesbunds für Vogel- und Naturschutz (LBV) – und alle Jahre wieder hingerissen von dem Spektakel, das sich um diese Jahreszeit über der Stadt abspielt.
Rabenvögel kommen nun zum Überwintern nach München
Denn genau jetzt ist die Hochsaison der Zugvogelzeit. Damit fliegen in diesen Tagen auch enorm große Schwärme an Rabenvögeln, die den Sommer in Polen und Russland verbracht haben, nach München zum Überwintern ein. In Summe sind das mehrere Zehntausend Rabenkrähen, Saatkrähen und Dohlen, die sich mit den heimischen Populationen zu beeindruckenden Trupps zusammengetan haben, erklärt die Vogelkundeexpertin Isabell Rohde vom LBV. “Im großen Verbund fühlen sich die Vögel sicherer.” Sie seien sehr intelligent und hätten gelernt, dass ein Siedlungsgebiet wie München ihnen Schutz vor Bejagung bietet – im ländlichen Raum würden Rabenvögel immer wieder abgeschossen. “Sie lernen auch voneinander. Zum Beispiel, dass es in Städten viele Autos gibt, die über erbeutete Nüsse fahren und sie so aufknacken.”
Rabenkrähen sind fast einen halben Meter lang (Flügelspannweite fast ein Meter) und tiefschwarz glänzend. Saatkrähen erkennt man an ihrem helleren Gesicht. Dohlen sind deutlich kleiner, haben auffallend hellgraue Augen. Und auch ihr “Kjack Kjack” unterscheidet sich von den “Krah”-Rufen der Krähen, sagt die Vogelexpertin.
Nicht nur in Giesing sind die riesigen Schwärme aufgefallen, auch im Nymphenburger Schlosspark, im Olympiapark, an der Isar und im Englischen Garten kann man zurzeit die Schwärme bewundern. Gut sichtbar seien sie in den Abendstunden zwischen 18.40 und 19.10 Uhr, sagt Heinz Sedlmeier. Da finden sich die Vögel zusammen, um in Bäumen, auf hohen Gebäuden oder auf Strommasten ihre Schlafplätze einzunehmen.
Angriffe durch Rabenvögel sind derzeit nicht zu befürchten
Viele Menschen allerdings haben Respekt oder sogar Angst vor Rabenvögeln. “Angriffe sind zu dieser Jahreszeit aber nicht zu erwarten”, erklärt die LBV-Biologin Isabelle Rohde. “Dazu kann es in einzelnen Fällen im Frühjahr kommen, wenn die Vögel sich bedrängt fühlen und ihre Nester verteidigen. Grundsätzlich sind besonders Saat- und Rabenkrähen aber scheu und meiden direkten Kontakt zu Menschen.” Auch ihren schlechten Ruf als Nesträuber hätten die Rabenvögel zu Unrecht: “Krähen können zwar Eier und Jungvögel anderer Vogelarten erbeuten, aber sie gefährden erwiesenermaßen keine Bestände.” Im Frühjahr geht die Zahl der Rabenvögel in München wieder deutlich zurück. Dann fliegen sie zur Brut wieder zurück in ihre Heimatgebiete.