Wohnen

Queeres Viertel Castro District in San Francisco: Umgeben von Nackten – Panorama | ABC-Z

Mitten in … San Francisco

Der Castro District ist das queere Zentrum San Franciscos: alternativ, flippig, bunt. Aber der Anblick des ersten Nackten erstaunt dann doch. Kurz darauf taucht noch einer auf. Er schlendert die Straße herunter, nur mit Socken und Schuhen am Körper. Kurz darauf: noch einer. Und noch einer. Der prüde, verdatterte Europäer beginnt, sich praktische Fragen zu stellen: Was, wenn einen Nackten der Durst packt? Er wird sich doch nicht völlig unbekleidet in einer Bar niederlassen – womöglich mit dem blanken Hintern auf dem Barhocker? Ist das nicht ein bisschen kalt untenrum? In der nächsten Kneipe lässt sich feststellen: Doch, einer der Nackten tut genau das. Er bestellt am Tresen, lässt sich an einem der Tische nieder und schlürft sein Bier. Immerhin: Er hat ein Handtuch zwischen sich und dem Barhocker platziert. Der Mann ist halt ein Profi. Linus Freymark

(Foto: Marc Herold)

Mitten in … München

Die Kinder sind an Halloween um die Häuser gezogen, und ein alter Mann, bei dem sie klingeln, nennt sie Arschlöcher und ob sie nichts Besseres zu tun hätten. Und die Kinder fragen zurück, was er mit zwölf an Halloween denn gemacht habe, weil sie nicht wissen, dass es das in Deutschland erst seit wenigen Jahren gibt. Und er sagt, dass er die Erwachsenen geehrt hätte. Und noch mal: dass sie Arschlöcher seien. Die Kinder ziehen leicht verstört weiter und wundern sich über den Mann. Das kriegt eine Frau mit, die gerade aus ihrem Auto steigt. Die Frau überredet die Kinder, noch mal gemeinsam zum Haus zurückzugehen. Und sie klingelt mit den Kindern den Mann wieder raus und sagt ihm, dass das nicht geht, was er da gemacht hat. Dass er die Kinder ehren soll. Und anständig sein. Ich werde nie erfahren, wer diese Frau war. Aber ich ehre sie sehr. Vera Schroeder

(Foto: Marc Herold)

Mitten in … Bilbao

Zu unserer Wohnung im vierten Stock in der Altstadt von Bilbao führt zwar kein Aufzug. Dafür hat sie andere Vorzüge: Wenn wir das Dachfenster öffnen, können wir den Turm der Kathedrale sehen und die hübschen Balkone der gegenüberliegenden Häuser. Das Geschrei der Möwen dringt zu uns hinein und auch das Spiel eines Straßenmusikanten, der alle paar Tage an der Ecke seine Gitarre an einen Verstärker anschließt. „Ach! Wie schön! ‚Hallelujah‘ von Jeff Buckley!“, freut sich mein Mann, als er die Musik das erste Mal registriert. Und auch eine Woche später ist er noch recht angetan. „Hör mal! Der Gitarrenspieler ist wieder da!“ Als der Musiker bei seinem dritten Auftritt aber wieder dasselbe Lied anstimmt, kippt die Stimmung: „Kann der nichts anderes?“ Die Erlösung kommt in Woche vier mit den Beatles: „Let it be!“ Franziska Gerlach

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