Wirtschaft

Quartalszahlen: Google hält Bedrohungen stand | ABC-Z

Google hat im Moment einige Sorgen. Der zur Alphabet-Holding gehörende Internetgigant hat Niederlagen in zwei Kartellverfahren mit der amerikanischen Regierung erlitten, und ihm drohen jetzt erhebliche Auflagen für sein Geschäft, die bis zu einer Zerschlagung reichen könnten. Derweil gibt es Befürchtungen, dass die Unsicherheit rund um die Handelspolitik des US-Präsidenten Donald Trump und eine etwaige damit verbundene konjunkturelle Abkühlung das Werbegeschäft belasten könnten, also Googles wichtigste Einnahmequelle.

Bislang zeigt sich Alphabet aber in robuster Verfassung. Die am Donnerstag nach Börsenschluss vorgelegten Zahlen für die vergangenen drei Monate fielen besser als erwartet aus. Konkrete Prognosen für das nächste Quartal gab es wie üblich zwar nicht, aber insgesamt schlug das Unternehmen optimistische Töne an. Vorstandschef Sundar Pichai sprach in einer Telefonkonferenz von „gesundem Wachstum und Momentum über unser ganzes Geschäft hinweg“. Die Kartellverfahren wurden nur am Rande erwähnt. Das Unternehmen kündigte auch an, an seinen Investitionsplänen für dieses Jahr nichts ändern zu wollen. Der Aktienkurs stieg im nachbörslichen Handel zeitweise um mehr als 4 Prozent.

Philipp Schindler, der als Chief Business Officer unter anderem für den globalen Vertrieb zuständig ist, sagte zwar, Alphabet sei „nicht immun“ gegen die gesamtwirtschaftliche Entwicklung. Er fügte aber hinzu, das Unternehmen habe viel Erfahrung darin, gut durch unsichere Zeiten zu kommen. Was mögliche negative Auswirkungen von Trumps Politik auf Google betrifft, nannte er als konkretes Beispiel lediglich die geplante Abschaffung einer Zollbefreiung für Waren mit einem Wert von weniger als 800 Dollar. Diese Regel kam bisher gerade den chinesischen Onlinehändlern Temu und Shein in ihrem Geschäft mit Kunden in den USA zugute, und beide Unternehmen sind wichtige Werbekunden von Google.

Insgesamt meldete Alphabet für das erste Quartal ein Umsatzwachstum von 12 Prozent auf 90,2 Milliarden Dollar, Analysten hatten im Schnitt mit 89,1 Milliarden Dollar gerechnet. Der Nettogewinn stieg um 46 Prozent auf 34,5 Milliarden Dollar, der Gewinn je Aktie von 2,81 Dollar war um 80 Cent besser als erwartet.

In Googles Kernsparte, zu der das Werbegeschäft mit der namensgebenden Suchmaschine gehört, wuchsen die Umsätze um 10 Prozent, auch die Werbeumsätze mit der Videoplattform Youtube stiegen um 10 Prozent. Besonders gut schnitt einmal mehr die Sparte mit Cloud Computing ab, deren Umsatz um 28 Prozent stieg. Dieses Wachstum lag allerdings niedriger als in vorangegangenen Quartalen. Für dieses Geschäft hat Google kürzlich die Übernahme von Wiz angekündigt, einem Spezialisten für Angebote rund um Cybersicherheit. Der vereinbarte Kaufpreis liegt bei 32 Milliarden Dollar, es ist die teuerste Akquisition in Googles Geschichte.

Vorstandschef Pichai hob in der Telefonkonferenz Googles Initiativen rund um Künstliche Intelligenz (KI) hervor. So habe die Funktion „Übersicht mit KI“ mittlerweile 1,5 Milliarden Nutzer. Dabei werden auf Anfragen mit Googles Suchmaschine direkte Antworten in den Vordergrund gerückt, die mit KI-Technologien erstellt werden. Die Funktion wurde vor knapp einem Jahr in den USA gestartet, seit kurzem ist sie auch in Deutschland verfügbar. Google sieht sich bei KI starker Konkurrenz gegenüber, dazu zählen etablierte Internetgiganten wie der Facebook-Mutterkonzern Meta und auch KI-Spezialisten wie Open AI, der Entwickler des KI-Programms ChatGPT.

Der Analyst Yory Wurmser von der Marktforschungsgesellschaft Emarketer nannte Googles Quartalszahlen „stark“. Er wies aber auf einen „möglichen Sturm“ im zweiten Quartal hin, falls die von Trump verhängten Importzölle das Werbegeschäft belasten. Daneben sehe sich das Unternehmen längerfristigen Bedrohungen gegenüber, darunter Wettbewerber wie ChatGPT sowie die Kartellstreitigkeiten.

Google befindet sich derzeit inmitten zweier Kartellverfahren. Im vergangenen August entschied ein Richter, der Konzern habe mit seiner Suchmaschine gegen Kartellgesetze verstoßen. Vor wenigen Tagen begann eine Gerichtsverhandlung, in der über etwaige Konsequenzen entschieden werden soll. Die US-Regierung fordert unter anderem, dass Google sich von Aktivitäten wie seinem Internetbrowser Chrome trennen soll. In der vergangenen Woche gab es auch in einem zweiten Kartellprozess, der sich um Technologien für die Onlinewerbung dreht, eine Entscheidung, die weitgehend zuungunsten von Google ausfiel.

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