Schwere psychische Nebenwirkungen bei Medikament – EMA warnt | ABC-Z

Berlin. Die EMA warnt vor psychischen Nebenwirkungen bei einem Medikament gegen Haarausfall. Warnhinweise sollen Patienten künftig schützen.
Ein Mittel gegen Haarausfall steht im Verdacht, schwere psychische Nebenwirkungen auszulösen. Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) warnt: Der Wirkstoff Finasterid kann depressive Verstimmungen, Depressionen oder Suizidgedanken hervorrufen.
Bei einer Überprüfung durch die EMA waren 325 relevante Fälle suizidaler Gedanken identifiziert worden, die in der europäischen Nebenwirkungsdatenbank gemeldet worden waren. Die meisten betrafen Patienten, die eine niedrige Dosierung von 1 Milligramm eingenommen hatten. Diese Tabletten werden zur Behandlung von erblich bedingtem Haarausfall bei Männern eingesetzt. In höherer Dosierung wird Finasterid außerdem zur Behandlung einer gutartigen Prostatavergrößerung verschrieben.
Medikament gegen Haarausfall kann schwere Nebenwirkungen haben
Die EMA hat nun bestätigt: Suizidale Gedanken können als Nebenwirkung auftreten. Wie häufig das tatsächlich vorkommt, ist bislang nicht bekannt. Dennoch hält die EMA an der Zulassung fest. Der Nutzen des Medikaments überwiege weiterhin, sofern es korrekt eingenommen werde und Patienten umfassend aufgeklärt seien.
Der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) zufolge kann der Wirkstoff Finasterid depressive Verstimmungen und Suizidgedanken auslösen.
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Die häufigsten Nebenwirkungen von Finasterid betreffen die Sexualfunktion, wie zum Beispiel Erektionsstörungen, verringerte Libido oder Probleme beim Samenerguss. Nach Einschätzung der EMA könnten solche Beschwerden ebenfalls zu Stimmungsschwankungen beitragen. Gelegentlich kann es auch zu Hautausschlägen kommen.
Um Betroffene künftig besser zu schützen, müssen Arzneimittelhersteller nun Warnhinweise verstärken. Künftig wird den Packungen von finasterid-haltigen Tabletten eine Patientenkarte beiliegen. Diese informiert darüber, welche Symptome auftreten können – und was im Fall von Nebenwirkungen zu tun ist. Wer Stimmungsschwankungen oder sexuelle Probleme bemerkt, soll die Einnahme beenden und ärztlichen Rat suchen.
Gesundheit: Auch ähnliches Medikament erhält Warnhinweise
Auch Dutasterid – ein ähnlicher Wirkstoff, der unter anderem zur Behandlung einer gutartigen Prostatavergrößerung verschrieben wird – wurde überprüft. Ein Zusammenhang mit suizidalen Gedanken konnte hier zwar nicht nachgewiesen werden. Trotzdem sollen als Vorsichtsmaßnahme auch bei Dutasterid Hinweise auf mögliche Stimmungsschwankungen und Selbstmordgedanken in die Packungsbeilage aufgenommen werden.
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Nicht betroffen sind laut EMA Finasterid-Präparate zur äußerlichen Anwendung, etwa Sprays. Hier ergaben die Untersuchungen keine Hinweise auf psychische Nebenwirkungen.
Die EMA prüft Medikamente nicht nur vor ihrer Zulassung, sondern auch danach kontinuierlich weiter. Sie wertet Daten aus klinischen Studien, gemeldete Verdachtsfälle und Fallberichte aus der medizinischen Literatur aus – und passt bei neuen Erkenntnissen ihre Empfehlungen an.