Puffer für Prozesse: Bayer will sich Kapitalerhöhung genehmigen lassen | ABC-Z

Puffer für Prozesse
Bayer will sich Kapitalerhöhung genehmigen lassen
07.03.2025, 16:25 Uhr
Der Pharmakonzern Bayer nimmt angesichts der Zehntausenden Klagen rund um das Herbizid Glyphosat die finanzielle Stabilität in den Blick. Für den Notfall will sich der Dax-Konzern nun eine Kapitelerhöhung absegnen lassen. An der Börse kommt das Ansinnen nicht so gut an.
Bayer will sich für eine mögliche Beilegung von Rechtsstreitigkeiten finanziellen Spielraum verschaffen und sich von seinen Aktionären eine Kapitalerhöhung von bis zu 35 Prozent des Grundkapitals genehmigen lassen. „Während wir daran arbeiten, die Rechtsstreitigkeiten einzudämmen, befinden wir uns in einer Situation, in der wir unter Umständen schnell Kapital benötigen“, schrieb der Aufsichtsratsvorsitzende Norbert Winkeljohann in einem Brief an die Anteilseigner. Derzeit beträgt das Grundkapital nach Konzernangaben rund 2,5 Milliarden Euro. Die maximale Erhöhung entspräche damit gut 875 Millionen Euro
Das genehmigte Kapital 2025 soll nur ausgenutzt werden, wenn dies unbedingt erforderlich sei, teilte der Pharma- und Agrarkonzern in der ebenfalls am Freitag veröffentlichten Einladung zur Hauptversammlung am 25. April mit. Gegenwärtig bestünden diesbezüglich keine konkreten Pläne. „Es kann aber nicht ausgeschlossen werden, dass die Gesellschaft in der Zukunft kurzfristig auf eine Erhöhung des Grundkapitals angewiesen ist, etwa mit Blick auf mögliche zukünftige Vergleichsvereinbarungen mit Klägern in den USA.“
Winkeljohann fügte hinzu, dass die Erlöse jeglicher Kapitalbeschaffung ausschließlich dazu genutzt werden würden, die Bilanz während der Beilegung der Rechtsstreitigkeiten widerstandsfähig zu halten. Bayer werde mit der Kapitalermächtigung kein externes Wachstum finanzieren, wie etwa Zukäufe.
An der Börse kamen die Nachrichten nicht gut an. Die Bayer-Aktien fielen zwischenzeitlich um rund acht Prozent. „35 Prozent sind ziemlich gewaltig“, sagte Fabian Wenner, Vermögensverwaltungsanalyst beim Schweizer Vermögensverwalter Julius Bär. Den Kurssturz bezeichnete er als gerechtfertigt. Man könne davon ausgehen, dass ein Unternehmen bei einem Antrag in dieser Größenordnung den Betrag auch verwenden wolle – zumindest teilweise. „Selbst wenn sie die Hälfte des Betrags zur Beilegung des Rechtsstreits und zur Beseitigung dieser Belastung verwenden würden, sehe ich immer noch nicht, woher das Geschäftswachstum oder das Potenzial der Medikamentenpipeline kommen soll.“
Erst am Vortag hatte Reuters unter Berufung auf einen Insider berichtet, dass Bayer im Ringen um ein Ende der Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten einen Ausstieg aus dem Geschäft mit dem Herbizid in den USA erwäge. Das Leverkusener Unternehmen wollte das nicht kommentieren, verwies aber auf Aussagen von Vorstandschef Bill Anderson am Vortag zur Bilanzvorlage. „Wir prüfen jede Möglichkeit, diesen Rechtsstreit zu beenden“, hatte er gesagt.