Psychologie: Prokrastination macht einsam – vor allem Männer |ABC-Z

Ständiges Aufschieben führt nicht nur dazu, dass wichtige Dinge unerledigt bleiben. Sondern auch dazu, dass die körperliche Gesundheit und die Psyche leiden. Betroffene ziehen sich außerdem von Freunden und Familie zurück, wie eine Studie aus Deutschland zeigt.
Ständiges Aufschieben kann zu Einsamkeit führen. Das haben Wissenschaftler des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) herausgefunden, wie das UKE am Montag mitteilte. An der Studie hatten 5000 Männer und Frauen zwischen 18 und 74 Jahren in Deutschland teilgenommen; die Ergebnisse werden aktuell im „Journal of Public Health“ vorgestellt.
„Mit unserer Studie konnten wir erstmals zeigen, dass Prokrastination auch soziale Effekte wie soziale Isolation mit sich bringen kann“, sagte Studienleiter André Hajek vom Institut für Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung des UKE.
Prokrastination ist der wissenschaftliche Begriff für das Aufschieben von Aufgaben. Das Verhalten kann verschiedene negativen Folgen haben, etwa ein geringerer beruflicher Erfolg, schlechtere Arbeitsproduktivität oder ein subjektiv schlechteres Wohlbefinden. Es kann sich auch negativ auswirken, zum Beispiel auf die Gesundheit, wenn wichtige Maßnahmen wie körperliche Aktivität oder Vorsorgeuntersuchungen aufgeschoben und schließlich vernachlässigt werden.
Die Forscher gehen den Angaben zufolge davon aus, dass Männer sich eher zurückziehen und isolieren als Frauen, welche auch eher über ihre Gefühle sprechen, unter anderem weil sie seltener Hilfe in Anspruch nehmen. Ein Grund für den sozialen Rückzug könnte sein, dass das wiederholte Aufschieben von Aufgaben zu Ängsten führt, den Ansprüchen oder Erwartungen der Mitmenschen nicht zu genügen, hieß es.
Darüber hinaus haben diejenigen, die prokrastinieren, möglicherweise ein schlechtes Zeitmanagement. Dies kann zu einer erdrückenden Arbeitsbelastung führen, was wiederum dazu führen kann, dass man sich zurückzieht, anstatt Hilfe zu suchen.
Außerdem belaste das ständige Aufschieben womöglich die Beziehung zu Freundinnen, Freundinnen, Angehörigen, Kolleginnen oder Kollegen, weil diese zunehmend frustriert sein können, was Auswirkungen auf die Beziehungsqualität haben könnte.
Die Ergebnisse der aktuellen Studie passen zu dem Bild, das sich aus drei neueren Studien ergibt, die 2023 beziehungsweise 2024 veröffentlicht wurden. So zeigte sich ein Zusammenhang zwischen Prokrastination und höherer Einsamkeit auch bei Universitätsstudenten in Schweden sowie in China und bei älteren Erwachsenen in den USA.
epd/sk