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Prozess in Madrid nach Skandal beim WM-Finale: Staatsanwaltschaft fordert zweieinhalb Jahre Haft für Rubiales | ABC-Z

Stand: 12.02.2025 13:45 Uhr

Die Staatsanwaltschaft in Madrid hat beim Prozess gegen den ehemaligen spanischen Fußball-Verbandschef Luis Rubiales wegen des Vorwurfs von sexuellem Übergriff und Nötigung eine Haftstrafe von zweieinhalb Jahren gefordert. Rubiales hatte zuvor vor Gericht die Anschuldigungen gegen ihn zurückgewiesen.

Laut Staatsanwältin Marta Durántez Gil bestehen „keine Zweifel“ daran, dass der im Mittelpunkt des Verfahrens stehende Kuss „nicht einvernehmlich“ gewesen sei. „Ich glaube, dass es nach der Beweisaufnahme keinen Zweifel oder zumindest keinen ausreichend begründeten Zweifel daran gibt“, sagte Durántez Gil am Mittwoch. Die Staatsanwaltschaft rückt deshalb im Prozess gegen Luis Rubiales um den Skandal bei der Siegerehrung der Frauen-WM 2023 nicht von ihrer Strafforderung ab und verlangt zweieinhalb Jahre Haft für den früheren Präsidenten des spanischen Fußballverbands RFEF.

Staatsanwaltschaft fordert Haftstrafe – Rubials weist Anschuldigungen zurück

Rubiales hatte am Vortag bei seiner Aussage vor Gericht die Anschuldigungen gegen ihn zurückgewiesen. Er sei sich „absolut sicher„, dass Nationalspielerin Jennifer Hermoso dem Kuss auf ihre Lippen zugestimmt habe, sagte Rubiales.

Er habe Hermoso bei der Siegerehrung nach dem Finale, das Spanien gegen England gewann, gefragt, „ob ich dir einen Kuss geben darf, und sie hat ‚okay‘ gesagt. So war es„, sagte Rubiales am Dienstag bei seiner mit Spannung erwarteten Aussage vor dem Staatsgerichtshof in Madrid. 

Rubiales wiederholte damit seine Darstellung von einem einvernehmlichen Kuss. Zunächst habe auch nichts darauf hingedeutet, dass Hermoso ein Problem mit dem Kuss gehabt habe, sagte Rubiales: „Erst zwei Tage später änderte sie ihre Geschichte.

Rubiales sprach vor Gericht von einem „Akt der Zuneigung„. Der 47-Jährige räumte aber ein, dass er auf dem Podium „einen Fehler gemacht“ habe und dass sein Verhalten „nicht angemessen“ gewesen sei, er hätte „eine institutionellere Rolle spielen sollen“. Rubiales bestritt aber, ein strafrechtlich relevantes Vergehen begangen zu haben.

Lippenleser als Teil von Rubiales‘ Verteidigungsstrategie

Zuvor hatte die Verteidigung am Dienstag einen Gutachter und einen ausgebildeten Lippenleser einbestellt, um die Darstellung von Rubiales zu untermauern. Der Lippenleser habe ein „Tiktok-Video von guter Qualität“ analysiert und dabei erkannt, dass Rubiales Hermoso tatsächlich nach dem Kuss gefragt habe. „Er sagte: ‚Darf ich dir einen Kuss geben?‘ Daran gibt es keinen Zweifel„, so die Aussage vor Gericht. Die Antwort von Hermoso sei auf dem ihm zur Verfügung gestellten Video aber nicht zu erkennen.

Hermoso hatte zum Prozessauftakt beteuert, dass der Kuss keinesfalls einvernehmlich gefallen sei. Ein „Kuss auf die Lippen wird nur gegeben, wenn ich es so entscheide„, sagte die 34-Jährige.

Prozess wegen sexuellen Übergriffs und Nötigung

Der 47 Jahre alte Rubiales muss sich wegen sexuellen Übergriffs und Nötigung vor Gericht verantworten. Er hatte bei der Siegerehrung nach dem WM-Finale im August 2023 vor laufenden Kameras und unter den Augen von Millionen Fernsehzuschauern den Kopf der Spielerin Hermoso mit beiden Händen gepackt und sie auf den Mund geküsst. Die weltweit im Fernsehen übertragene Szene löste Empörung aus, Kritiker werteten sie als Machtmissbrauch. 

Seit einer Reform des spanischen Strafrechts gilt ein nicht einvernehmlicher Kuss als sexueller Übergriff. Rubiales ist zudem wegen Nötigung angeklagt, weil er Hermoso gedrängt haben soll, sich seiner Darstellung vom einvernehmlichen Kuss anzuschließen. Mitangeklagt sind drei weitere Männer. Die mündliche Verhandlung läuft bis zum 19. Februar. Die Urteilsverkündung wird einige Tage oder Wochen später erwartet.

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