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Protestaktion #MeineTasseFuerMerz: Friedrich Merz bekommt per Post Tausende Tassen – Panorama | ABC-Z

Es gibt Leute, die mögen Friedrich Merz nicht besonders gern, unter anderem wegen seiner Ausdrucksweise („Sozialtourismus“, „kleine Paschas“, „grüne und linke Spinner“). Umso erstaunlicher ist, dass auch eine den Härten des Zeitgeists fast schon rührend entgegenstehende Formulierung aus seinem Mund eine kritische Zahl von Menschen gegen den CDU-Chef aufbringt. Bei seinem letzten Wahlkampfauftritt rief Merz in die Richtung seiner Gegner, dass er Politik für die Mehrheit der Menschen machen wolle, die „noch alle Tassen im Schrank“ haben. Alle Tassen im Schrank haben: Das klingt nach Uroma Hildegard, riecht nach Melitta-Kaffee, schmeckt nach Mariacron. Ein wenig piefig und sehr deutsch, aber im durchaus harmloseren Sinne.

Einige fühlten sich von Merz’ Wortwahl aber offenbar so sehr getroffen, dass sie die ebenfalls recht deutsche Eigenschaft, Dinge auf die sogenannte Goldwaage zu legen („Das macht keinen Sinn? Nein, Sören, das heißt: Es ergibt keinen Sinn!“), zur Anwendung brachten. Sie griffen nach alten Schuhkartons, verpackten darin, sorgsam in Zeitungspapier gewickelt, Tassen, vermerkten auf den frankierten Päckchen die Adresse der CDU-Parteizentrale und brachten sie zum nächsten Paketshop. Teils versehen mit Begleitschreiben, die der Redewendung eine verwandte Redewendung beimischten („als Ausgleich für das Porzellan, das Sie in den letzten Tagen zertrampelt haben“).

Nach Schätzungen der taz sollen bislang mehrere Tausend Tassen zusammengekommen sein. Eine kurzfristige Anfrage zum Verwendungzweck des unverlangt eingesandten Porzellans hat die CDU-Parteizentrale nicht beantwortet. Die große Resonanz dürfte wohl auch damit zu tun haben, dass sich hier das Politische mit dem Nützlichen verbindet. Denn: Der Anspruch, alle Tassen im Schrank zu haben, dürfte in den meisten deutschen Haushalten und Büroküchen, über Parteigrenzen hinweg, deutlich übererfüllt sein. Tassen gehören zu den tragenden Säulen der Verlegenheitsgeschenke-Industrie, was völlig okay ist. Für die Beschenkten aber bringen die Tassen bei der – wegen Platzmangels – hin und wieder nötigen Entrümplung eine emotionale Last („war doch ein Geschenk!“) mit sich. Erklärt man sich nun aber zum Merz-Kritiker, dient die Entsorgung der nie besonders gemochten „Der frühe Vogel kann mich mal“-Tasse mit Ziel Berlin einer höheren Sache.

Noch überhaupt nicht absehbar ist indes, wie die deutschen Paket-Drehkreuze damit umgehen würden, sollte Friedrich Merz seinen politischen Gegnern eines Tages vorwerfen, nicht mehr alle Latten am Zaun zu haben.

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