Berlin

Protest gegen Rechtsaußen-Politikerin: Schü­le­r*in­nen zeigen Haltung | ABC-Z

Berlin taz | Es ist kein gewöhnlicher Schultag am Hans-und-Hilde-Coppi Gymnasium im Lichtenberger Ortsteil Karlshorst: Kurz vor 13 Uhr haben sich am Dienstag rund 100 Menschen vor dem Schultor versammelt, um gegen den Auftritt der AfD-Bundestagsabgeordneten Beatrix von Storch zu demonstrieren. Aus Musikboxen dröhnt lauter Bass, Anspannung liegt in der Luft. Die Rechtsaußenpolitikerin und AfD-Direktkandidatin für Lichtenberg wird zu einer Podiumsdiskussion zur anstehenden Bundestagswahl erwartet, die die Schulleitung organisiert hat. Noch sind die Stühle leer: Die Veranstaltung ist für den Nachmittag angesetzt.

Die Entscheidung der Schulleitung wird von vielen Schü­le­r*in­nen scharf kritisiert. In den Entscheidungsprozess einbezogen wurden sie nicht. „Die AfD ist keine demokratische Partei, sondern verbreitet antidemokratische Hetze“, sagt Effi Denton. Die Zwölftklässlerin ist Mitbegründerin der Schüler*innen-Gruppe „Coppi gegen rechts“, die auch zu der Kundgebung vor der Schule aufgerufen hat. „Wir sind heute hier, weil wir das, was drinnen gesagt wird, nicht unkommentiert lassen dürfen“, ergänzt Leni Schmieding. Auch sie engagiert sich bei „Coppi gegen rechts“.

Nicht alle Schü­le­r*in­nen des Gymnasiums hätten sie bei ihrem Widerstand auf ihrer Seite, sagt Schmieding: „Die Schülerschaft ist gespalten hinsichtlich der Teilnahme von Beatrix von Storch an der Diskussion.“ Nach Bekanntwerden der Dis­kus­si­ons­teil­neh­me­r*in­nen habe man versucht, die Schulleitung dazu zu bewegen, die AfD-Politikerin auszuladen, sagt eine Schülerin, die ihren Namen nicht nennen möchte.

Die Schulleitung habe nicht reagiert. Oder besser gesagt: komplett gegenteilig reagiert: Am Montag seien die Schü­le­r*in­nen der 10. Klasse kurzfristig von der Podiumsdiskussion ausgeschlossen worden – „aus Sicherheitsgründen, da mit Gegenprotest zu rechnen sei“, so die Initiative „Berliner Eltern gegen AfD-Auftritte an Schulen“.

Disput über Neutralitätsgebot

Die Initiative hatte sich aus Unmut über die Entscheidung der Schulleitung kurzerhand zusammengeschlossen und kritisiert die Begründung, wonach das Neutralitätsgebot zur Einladung aller Parteien verpflichte. „Lehrkräfte sind der freiheitlichen demokratischen Grundordnung verpflichtet, die die AfD ablehnt“, kontern die Eltern. „Neutral sein, heißt nicht: unpolitisch.“ Auch die gemeinnützige Stiftung Bildung weist darauf hin, dass Lehrkräfte nicht neutral bleiben müssen, wenn demokratische Prinzipien gefährdet sind.

Die Schü­le­r*in­nen von „Coppi gegen rechts“ machen vor, was das bedeutet. „Wir sind dazu verpflichtet, das Vermächtnis von Hans und Hilde Coppi aufrechtzuerhalten und gegen Beatrix von Storch zu protestieren“, sagt Leni aus der 11. Klasse, die in einer Rede an die Na­mens­ge­be­r*in­nen der Schule erinnert, die als Wi­der­stands­kämp­fe­r*in­nen von den Nationalsozialisten ermordet wurden.

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"