Verheerender Brand in Ebersberg: Bedürftige verlieren letztes Obdach – Ebersberg | ABC-Z

Vergleichsweise dramatische Szenen müssen sich in der Nacht von Samstag auf Sonntag in Ebersberg abgespielt haben, deutliche Rußspuren auf roter Fassade zeugen davon: Gegen ein Uhr wurde die Feuerwehr wegen eines Brandes in der Bürgermeister-Müller-Straße alarmiert. Als die Helfer an dem Wohnhaus eintrafen, stand ein Zimmer im Erdgeschoss bereits hell in Flammen, das Feuer drohte, auf das Treppenhaus überzugreifen. Zudem hatte sich im gesamten Gebäude, einer Obdachlosenunterkunft der Stadt, dichter Qualm ausgebreitet. Er quoll bereits aus allen Öffnungen. Eine Person lag verletzt im Freien neben dem Haus. Man müsse davon ausgehen, dass sie in Panik aus dem Fenster gesprungen sei, sagt Kreisbrandrat Andreas Heiß.
Drei andere Menschen hatten sich vor der starken Rauchentwicklung auf das Dach des dreistöckigen Gebäudes geflüchtet, sie wurden von der Feuerwehr mit einer Drehleiter aus ihrer misslichen Lage befreit. Weiterhin habe man mit mehreren vermissten Personen rechnen müssen, berichtet Jan Köhnen, stellvertretender Kommandant der Ebersberger Feuerwehr. Deswegen seien neben den Kräften aus der Kreisstadt, Oberndorf und Grafing noch jene aus Steinhöring und Kirchseeon hinzugerufen worden, um im Zweifel zusätzliche Kapazitäten zur Verfügung zu haben. Mit Atemschutzgeräten ausgestattet, habe man das komplette Gebäude durchsucht, aber keine weiteren Menschen gefunden.
Die schlimme Bilanz des Brandes: Vier der acht anwesenden Bewohnerinnen und Bewohner wurden verletzt und in umliegende Krankenhäuser gebracht. Laut Köhnen hat eine Person schwerste Brandverletzungen erlitten, sie wurde mit einem Rettungshubschrauber abtransportiert. Bei anderen Betroffenen wurden Rauchgasvergiftungen festgestellt, die vermutlich aus dem Fenster gestürzte Person war ebenfalls verletzt.
Doch diese körperlichen Verletzungen sind vielleicht sogar die weniger gravierende Seite des Schadens. Denn durch diesen Brand verloren Menschen ihr Zuhause, die ansonsten kein Obdach haben. Das Gebäude neben einer Grundschule ist ein ehemaliges Lehrer-Wohnhaus, laut Bürgermeister rund hundert Jahre alt; es gehört der Stadt. Es werde seit Langem für die längerfristige Unterbringung Bedürftiger aller Art genutzt, sagt Ebersbergs Bürgermeister Uli Proske. Wären nicht die unheilvollen Spuren des Feuers zu sehen, könnte der Ort richtig idyllisch wirken: Vor dem rot getünchten Haus gibt es eine Grünfläche, fast ein kleiner Park ist das. Mit Ahorn und Eiche, zwei Bänken, Blumenbeet und einem alten Marterl. Auf einem Fensterbrett hoch oben stehen noch Schuhe, vermutlich zum Auslüften.

Dass die Obdachlosenunterkunft nun zerstört sei, habe „gravierende Auswirkungen“, sagt Rathauschef Proske. Zwar habe man den Bewohnerinnen und Bewohnern ganz kurzfristig anbieten können, in der Asylunterkunft im ehemaligen Sparkassengebäude Unterschlupf zu finden, „aber da gehören diese Menschen ja eigentlich gar nicht hin“. Außerdem werde es wohl nicht lange dauern, bis der nächste Bus mit ukrainischen Flüchtlingen in der Kreisstadt ankomme und die Kapazitäten dann wieder für diese benötigt würden.
Deswegen, so der Bürgermeister, gelte es jetzt, so schnell wie möglich Ersatz zu beschaffen für das unbewohnbare Haus. „Wenn jemand in Not ist, müssen wir als Stadt helfen können.“ Eine geeignete Immobilie in Ebersberg zu finden, werde aber nicht leicht sein, weswegen er bereits über eine Container-Lösung nachdenke, so Proske.

Der Schaden am Gebäude an der Bürgermeister-Müller-Straße liegt nach ersten Schätzungen der Polizei im siebenstelligen Bereich. Köhnen erklärt, dass das Feuer sich zwar durch das rasche Eingreifen der Feuerwehr auf das Erdgeschoss habe beschränken lassen, „aber auch alles andere ist komplett verraucht und voller Brandgase“. Zudem habe man die Böden und Decken teils aufschneiden müssen, um mögliche Brandherde zu entdecken. Uli Proske wiederum sagt, dass die Stadt nun erst einmal in Absprache mit der Versicherung ein Gutachten in Auftrag geben werde, um die genauen Folgen des Brandes zu ermitteln. „Ist es ein Totalschaden – oder nicht?“ Erst dann könne man entscheiden, ob ein Abriss oder eine Sanierung das Richtige sei.
Bislang aber ist nicht einmal die Brandursache bekannt. Die Kriminalpolizei Erding hat die entsprechenden Ermittlungen übernommen. Beim Thema Brandstiftung allerdings winkt der Bürgermeister gleich ab: Nein, nein, darauf gebe es keinerlei Hinweise.





















