Prognose kassiert: Nike gönnt nach müdem Start dem neuen Chef mehr Beinfreiheit | ABC-Z
Prognose kassiert
Nike gönnt nach müdem Start dem neuen Chef mehr Beinfreiheit
02.10.2024, 09:23 Uhr
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Das erste Quartal seines neuen Geschäftsjahres beginnt für den Branchenprimus Nike in Teilen noch düsterer als erwartet. Bevor in wenigen Tagen ein Konzern-Veteran an die Spitze zurückkehrt, verschafft ihm das Unternehmen maximale Freiheit. Die Jahresziele werden zurückgenommen, ein Auftritt vor Investoren gestrichen.
Der vor einem Führungswechsel stehende Sportartikelkonzern Nike ist mit einem Umsatz- und Gewinneinbruch in sein Geschäftsjahr gestartet. Der Umsatz ging im ersten Quartal (per Ende August) auf Jahressicht um zehn Prozent auf 11,6 Milliarden Dollar zurück, etwas stärker als von Analysten erwartet, wie die weltweite Nummer eins in Beaverton im US-Bundesstaat Oregon mitteilte. Der Nettogewinn brach um mehr als ein Viertel auf 1,1 Milliarden Dollar ein, fiel damit aber deutlich besser aus als Analysten befürchtet hatten. Nike-Finanzvorstand Matt Friend nahm die Prognose für das Gesamtjahr 2024/25 zurück. Bisher hatte Nike ein Umsatzminus von rund fünf Prozent erwartet.
Im September hatte Nike den Abschied von Vorstandschef John Donahoe angekündigt. Mitte Oktober soll Elliott Hill das Ruder übernehmen, den Nike aus dem Ruhestand zurückgeholt hat. Er war 2020 nach 32 Jahren im Konzern ausgeschieden und ist nun der Hoffnungsträger. Einen für Mitte November angekündigten Investorentag verschob Nike auf unbestimmte Zeit.
“Das erste Quartal erfüllte weitgehend unsere Erwartungen”, sagte Finanzchef Friend. Er bat die Investoren um Geduld: “Ein Comeback dieses Ausmaßes braucht Zeit, aber wir sehen erste Erfolge.” Hill werde die nächste Wachstumsphase für Nike einläuten. Doch im zweiten Quartal werde der Umsatz erst einmal um acht bis zehn Prozent schrumpfen, die Bruttomarge sich um 150 Basispunkte verschlechtern. Dabei hatten Sparmaßnahmen wie ein Stellenabbau und die Herausnahme schlecht verkaufter Produkte aus dem Angebot die Bruttomarge auf 45,4 von 44,2 Prozent verbessert.
Der Adidas-Konkurrent verliert vor allem Marktanteile an neue Marken wie Hoka vom Konkurrenten Deckers und On, hinter dem der Schweizer Ex-Tennisprofi Roger Federer steht. Nike will sich dagegen mit neuen Modellreihen wie dem “Air Max Dn” und dem “Pegasus 41” zur Wehr setzen. Das schlägt sich aber in den Geschäftszahlen bisher nicht nieder. Gerade der Verkauf über das Internet lahmt: Der Online-Umsatz, auf den Donahoe gesetzt hatte, schrumpfte im ersten Quartal um ein Fünftel. Das Geschäft über Großhändler gab dagegen nur acht Prozent nach. Analysten erwarten von Hill, dass er die Beziehungen zu Einzelhändlern wie Foot Locker und Dicks wieder aufbessern wird.
Nike musste in der Vergangenheit wegen hoher Lagerbestände zeitweise großzügige Rabatte auf Sportbekleidung und Schuhe einräumen, was auf den Gewinn drückte. Im Februar kündigte Nike an, im Rahmen eines Kostensenkungsprogramms mehr als 1600 Stellen zu streichen. In den nächsten drei Jahren sollen die Kosten um zwei Milliarden Dollar sinken.
Auch in China bleibt die erhoffte Erholung aus. Der Umsatz dort ging um vier Prozent zurück, während die Konkurrenz zuletzt wieder Zuwächse verzeichnete. Viele Kunden in China bevorzugen in der Wirtschaftskrise inzwischen heimische Marken.