Probelauf für die Wiesn: So war der Starkbieranstich bei Giesinger Bräu | ABC-Z

München – Eigenes Festzelt, Innovator und rund 840 Gäste. Steffen Marx, Gründer und Geschäftsführer der Giesinger Brauerei, kündigt schon Wochen vorher an, was dieser Abend ausstrahlen soll: Er will mit seinem Bier auf die Wiesn. Spätestens am Donnerstagabend sollte diese Forderung bei den Verantwortlichen angekommen sein. Beim Starkbierfest-Auftakt auf dem Brauereigelände in der Lerchenau teilt Marx ordentlich aus.
Kabarettist nimmt Clemens Baumgärtner aufs Korn
Clemens Baumgärtner (CSU), bis vor Kurzem Wiesn-Chef, hatte wohl zunächst abgesagt, war am Donnerstag dann doch dabei. Er galt stets als Kritiker eines weiteren Bieres auf der Wiesn. Als Quittung dafür musste sich der Ex-Wiesn-Chef gut 20 Minuten die Darbietung von Kabarettist Moses Wolff als seine Person gefallen lassen.
In einer Power-Point-artigen Präsentation auf einer überdimensioniert erscheinenden LED-Großwand führt Marx sämtliche Bedenken vor, entkräftet Hürden, die dafür sorgen, dass Giesinger nicht auf die Wiesn darf und zeigt sogar eine Visualisierung seines möglichen Wiesn-Festzelts. Einzige Reaktion von Wolff alias Baumgärtner: „Kein Kommentar“.

© Sigi Müller
von Sigi Müller
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Damit eine siebte Brauerei auf dem Oktoberfest zugelassen werden kann, ist ein Stadtratsbeschluss nötig. In den Betriebsvorschriften für die Wiesn heißt es unter Paragraf 51, dass nur Münchner Bier der leistungsfähigen und bewährten Münchner Traditionsbrauereien (Augustiner, Hacker-Pschorr, Löwenbräu, Paulaner, Spaten und Hofbräu) ausgeschenkt werden darf.
Giesinger-Chef will auf die Wiesn: „Gebt uns zwei, drei Jahre Vorbereitung und dann sind wir bereit“
An die anwesenden Stadträte richtet Marx daher die klare Forderung, jetzt den Paragrafen zu ändern und Giesinger mit auf die Liste der Oktoberfest-Lieferanten zu nehmen. „Mittlerweile sind wir 20 Jahre am Start und dann heißt es immer, wir haben keine Tradition“, ärgert sich Marx. Dabei würde Hacker bei Paulaner gebraut und bei Löwenbräu selbst gar nicht mehr. „Was hat denn das mit Tradition zu tun?“, fragt Marx.
Auch die Leistungsfähigkeit sei gegeben und jetzt, mit dem eigenen Zelt, könne ihm auch keiner mehr die Erfahrung nehmen, eines zu führen. „Gebt uns zwei, drei Jahre Vorbereitung und dann sind wir bereit“, ruft Marx ins ausverkaufte Zelt.
Clemens Baumgärtner zur Wiesn-Frage: „Ich finde die Betriebsbedingungen gut, wie sie sind“
„Ich finde die Betriebsbedingungen gut, wie sie sind“, sagt Clemens Baumgärtner der AZ. Das sei keine Anti-Giesinger, sondern eine Pro-Traditions-Haltung. „Im Sinne aller ist zu vermeiden, dass der Charakter der Wiesn verloren geht“ und das wäre der Fall, wenn die Wiesn für andere Brauereien geöffnet würde. „Ich will nicht, dass die Wiesn sowas wie der Cannstatter Wasen wird“ – dort sind nicht nur örtliche Brauereien vertreten.
Neuer Wiesn-Chef: „Uncharmant, hämisch auf die Großen einzuhacken“
Sein Nachfolger, der neue Wirtschaftsreferent Christian Scharpf (SPD), äußert sich zum Auftritt Marx’. Der scheint ihm nicht sonderlich gefallen zu haben: „Giesinger hat ja Charme und könnte stolz auf seine Erfolgsgeschichte verweisen. Da ist es uncharmant, wenn man seine Energie an so einem Abend nur dafür hernimmt, hämisch auf die Großen einzuhacken“, sagt er am Abend der AZ. In der Wiesn-Frage wolle er es langsam angehen lassen. Man werde demnächst Gespräche führen, sagt er – ganz in Ruhe.
Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD) glaubt, Marx habe gute Unterstützung im Stadtrat. „Letztendlich hat jeder die Möglichkeit, sich zu bewerben“, sagt sie zur AZ. Fühle man sich bereit, müsse man dann schauen, wie es weitergeht.

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Fan der Idee einer siebten Wiesn-Brauerei scheint Bürgermeister Dominik Krause (Grüne) zu sein, der das Fass zur Eröffnung ansticht. Dass die Giesinger nun ihr eigenes Starkbierfest hätten, sei nur folgerichtig. Und: „Alles Weitere, was Ihr an Plänen habt, ist genauso folgerichtig“, sagt er an den Brauerei-Chef gerichtet.