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Prignitz: Karstädt stoppt endgültig den Bau einer Biomethan-Anlage von Shell | ABC-Z

Prignitz

Karstädt stoppt endgültig den Bau einer Biomethan-Anlage von Shell


Bild: rbb

Die Prignitzer Gemeinde Karstädt stoppt nun endgültig den umstrittenen Bau einer von Shell geplanten Biomethan-Anlage. Anwohner sehen im Aus des Millionenprojekts eine positive Signalwirkung ihres bürgerschaftlichen Engagements.

Die Gemeindevertreter von Karstädt (Landkreis Prignitz) haben das endgültige Aus für die Biomethanlage von Shell beschlossen. Sie stimmten am Donnerstagabend einstimmig dafür, dass der im Dezember 2021 gefasste Aufstellungsbeschluss dafür aufgehoben wird.

Damit folgten sie einem Votum der Karstädter, die sich in einer Bürgerbefragung gegen die Anlage ausgesprochen haben.

Der Öl-Konzern Shell hatte geplant, an der A14 eine Biomethananlage zu bauen. Knapp 2.500 Karstädter – und damit 75 Prozent der Einwohner – hatten sich bei einer Bürgerbefragung gegen das Vorhaben ausgesprochen. “Ich habe den Bürgern gesagt, wir bauen nicht gegen ihren Willen”, sagte Bürgermeister Udo Staeck (CDU) dem rbb zu der Entscheidung.

Dass die Mehrheit der Bewohner dagegen sei, habe er im Vorfeld nicht so klar erkennen können, sagte Staeck. “Ich selber fand die Anlage, die ich mir in Dänemark angeschaut habe, sehr gut. Aber ich akzeptiere das so. Die Mehrheit entscheidet und demzufolge beenden wir das”, sagte Karstädts Bürgermeister, der sich eigentlich Arbeitsplätze, Gewerbesteuern und Methan sowie die Herstellung von Methanol dadurch erhofft hatte.

Für viele Karstädter ein Signal an erfolgreiches “die da oben”

Glücklich darüber ist unter anderen der Semliner Tino Schulz von der Bürgerinitiative Stoppt-Shell-Karstädt. Die geplante Anlage wäre 800 Meter von seinem Haus entfernt errichtet worden. “Wir sind froh, dass wir weiterhin unseren Wald sehen können und nicht die Behälter und die LKWs”, sagte er am Rand der Sitzung der Gemeindevertreter dem rbb. “Man kann aufatmen jetzt. Einen besseren Tag gibts eigentlich nicht. Ein schönes Weihnachtsgeschenk”, zeigte Schulz sich erleichtert.

Anja Noll von der SPD aus Mankmuß sagte, dass es bei dem Vorhaben “darum ging, im Umkreis von 100 Kilometern Gülle und Mist auf LKWs durch die Gegend zu fahren”. Das passe ihrer Meinung nach in kein Energiekonzept. “Das finde ich total uneffektiv und einen Irrsinn”, so Noll.

Froh ist auch Eckhard Matz aus Semlin. “Ich freue mich auch, dass diese Anlage nicht gebaut wird. Es geht ja um die Gesundheit, um den Lärm. Lärm macht krank. Und das wollen wir nicht”, sagte Matz dem rbb. “Wir wollen unseren Lebensabend da vernünftig verbringen.” Es habe sich gelohnt zu kämpfen.

Angelika Hüter aus Semlin von der Bürgerinitiative Stoppt-Shell-Karstädt sieht wie viele andere in der Region im endgültigen Aus des Shell-Vorhabens auch ein Positivbeispiel demokratischer Beteiligung. “Ich bin einfach begeistert und finde, das hat auch eine Signalwirkung, nicht nur hier für Karstädt, sondern über den Landkreis Prignitz hinaus”, sagt sie dem rbb. “Das heißt”, führt Hüter aus, “die da oben können nicht immer bestimmen. Auch wir hier unten haben schon Mittel, uns dagegen zu wehren und zu engagieren, nicht einfach aufzugeben und den Kopf in den Sand zu stecken”.

Zur Gemeindevertreterversammlung am Donnerstag waren mehr als 100 Menschen in den Saal des Landgasthofs Graf gekommen. Am Rande der Sitzung protestierten rund 50 Demonstranten gegen eine andere Ansiedlung in Form von weiteren Windkraftprojekten in der Gemeinde.

Täglich 1.600 Tonnen Gülle für Bio-LNG im Rheinland

Shell wollte im Norden Brandenburgs an der künftigen Autobahn 14 bei Karstädt auf rund zehn Hektar aus jährlich rund 500.000 Tonnen Gülle und Mist Biomethan produzieren – und dafür täglich 1.600 Tonnen Gülle verarbeiten. Für die Anlage sollen 16 je etwa 50 Meter hohe Behälter errichtet werden. Das Biomethan sollte ins Gasnetz eingespeist und unter anderem im Rheinland zu Bio-LNG weiterverarbeitet werden.

Mit Bekanntwerden der konkreten Pläne hatte sich in Karstädt eine Bürgerinitivative dagegen gegründet. Die Initiatoren befürchteten unter anderem eine Geruchsbelästigung für die Anwohner, da die Anlage in etwa 500 Metern Luftlinie des rund 6.000 Einwohner zählenden Ortes entfernt gebaut werden sollte.

Mit Material von Franziska Tenner und Björn Haase-Wendt

Sendung: Antenne Brandenburg, 13.12.2024, 7:30 Uhr


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