„Premium-Gruppe“ baut Personal ab • Medieninsider | ABC-Z
Wie konkret Politico, Business Insider und Welt zusammenwachsen sollen, wissen Axel Springers Manager nach eigenen Angaben noch nicht. Was sie aber wissen: Es soll mit weniger Mitarbeitern geschehen. Das kündigt die Geschäftsführung in einer internen E-Mail an. Der Betriebsrat kritisiert die Pläne scharf.
Von Anna Ernst und Marvin Schade
Ausgerechnet am Tag der traditionellen Weihnachtsfeier für Führungskräfte verkündet Axel Springer in einer internen E-Mail die alles andere als frohe Botschaft: Es sollen wieder Jobs in den deutschen Redaktionen des Konzerns wegfallen. Dieses Mal im Zuge der Entstehung der „Premium-Gruppe“, für die Welt, Politico und Business Insider näher zusammenrücken sollen. Nun ist klar: Etliche Mitarbeiter werden nach diesem Umbau womöglich nicht mehr für Springer arbeiten. Anderthalb Wochen vor Heiligabend kündigten Peter Würtenberger, CEO der Premium-Gruppe, und Frank Hofmann, Geschäftsführer der WeltN24 GmbH, an diesem Freitag den Stellenabbau bei der Welt an. Dieses Mal nicht in einer Mitarbeiterversammlung, sondern per E-Mail.
In dem Schreiben erklären die beiden, dass man die drei Marken in der „Premium-Gruppe“ „organisatorisch zusammenführen und ausbauen” wolle. Anschließend ´geht es in ihrer E-Mail aber nur um den Abbau – und zwar den von „Doppelstrukturen”. Wie man in internen Runden schon angekündigt habe, nehme man sich jetzt Zeit, „alle Bereiche genau anzuschauen“, schreiben sie. „Dabei geht es vor allem um die Frage, wie wir uns wirtschaftlich tragfähig und zukunftssicher aufstellen. Das bedeutet auch, dass wir Doppelstrukturen abbauen und Sparpotenziale realisieren werden.”
Diesen Prozess wolle man „so transparent wie möglich gestalten”. Gespräche mit dem Betriebsrat habe man bereits aufgenommen, um „über die Zielstruktur zu beraten und dabei auch einen Interessenausgleich, einen Sozialplan und ein Freiwilligenprogramm zu verhandeln”. Wie viele Stellen wegfallen sollen und wie viele Mitarbeiter möglicherweise von Kündigungen nach einem Sozialplan betroffen sind, bleibt dabei zunächst offen. Ihre Mitarbeiter wollen „Peter und Frank” wieder informieren, wenn eine Einigung erzielt worden sei. „Bis dahin bleibt grundsätzlich alles, wie es ist.”
Betriebsrat: „Wieder einmal geht es zunächst nur darum, Personal loszuwerden“
Bislang allerdings scheint große Uneinigkeit zu herrschen – das legt die interne E-Mail des Betriebsrats nahe, die am Freitag kurz nach dem Schreiben der Geschäftsführung an die Mitarbeiter verschickt wurde. Grundsätzlich habe man Verständnis für die Zusammenlegung und den Umbau, heißt es dort. Der Betriebsrat würde eine Chance darin erkennen, „wenn unter dem Strich tatsächlich mehr Erlös entsteht und mehr Leser, User, Zuschauer und Hörer erreicht werden”. Aber: „Der jetzt von der Geschäftsführung eingeschlagene Weg ist jedoch ein Abbau- und kein Aufbauprogramm. Wieder einmal geht es zunächst nur darum, Personal loszuwerden und Kosten zu streichen, ohne eine klare Struktur für unsere künftige Arbeit, neue Ziele, und Ideen aufgestellt zu haben. Das ist inakzeptabel.”
Auch dass die Geschäftsführung nicht mitteile, wie viele Stellen bei der Welt-Gruppe gestrichen werden sollen, kritisiert der Betriebsrat: „Wer seine Mitarbeiter über zentrale Bestandteile eines Umbauprogramms im Unklaren lässt, steht im Verdacht, sie nicht ernst zu nehmen.” Der Betriebsrat fordert nun die Vorlage eines konkreten Plans, wie es weitergehen soll. „Wie werden wir arbeiten, wie groß sollen die verschiedenen Teams sein?” Das sei für die Arbeitnehmervertreter die Voraussetzung für weitere Verhandlungen.
Bei Politico und Business Insider soll des dem Vernehmen nach keine solche Ankündigung gegeben haben. Bei der Welt hingegen ist die Sparrunde die zweite innerhalb kurzer Zeit. Das jüngste „Freiwilligenprogramm“ gab es erst im vergangenen Jahr. Damals wollte Axel Springer im Zuge seines „Strategieprojekts“ insgesamt mehr als 200 Stellen abbauen. Damals war auch die Welt im größeren Stil betroffen.