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Premier League: Der vierte Tuchel-Erbe bekommt den FC Chelsea in den Griff | ABC-Z

Der FC Chelsea steht auf Platz zwei der Premier League. Ein zuletzt ungewohntes Gefühl für den einst erfolgsverwöhnten Klub, mit dem es seit Jahren bergab ging. Nun schafft der vierte Cheftrainer nach Thomas Tuchel die Wende. Er hat ein klares Konzept dafür.

Beim Blick auf die Tabelle reiben sich die Fans des FC Chelsea vermutlich immer noch verwundert die Augen. Platz zwei in der Premier League, das haben sie in London lange nicht erlebt. Nach dem Champions-League-Triumph 2021 unter Trainer Thomas Tuchel kamen die „Blues“ mächtig in Straucheln, stürzten ins tiefste Mittelfeld ab. Jetzt haben sie sich erholt und sind wieder ein Titel-Kandidat.

Dabei waren die Vorzeichen vor der Saison alles andere als positiv. Die US-amerikanischen Besitzer um Geschäftsmann Todd Boehly, die seit 2022 an der Stamford Bridge das Sagen haben, schienen mal wieder völlig konzeptlos die Geldbörse geöffnet zu haben. Satte 254 Millionen Pfund (ca. 305 Millionen Euro) betrugen laut BBC die Transferausgaben, inklusive der Leihspieler hatte Chelsea 56 Profis unter Vertrag. In London lachte man schon über den Klub, verspottete ihn als „Kaufhaus an der Themse“.

Den Chelsea-Fans war jedoch nicht nach lachen zumute, denn auf noch eine Saison wie die vergangene, in der sich Chelsea mit Ach und Krach in die drittklassige Conference League rettete und dort nun gegen Fußball-Städtchen wie Heidenheim oder Astana in Kasachstan antreten muss, hatte man überhaupt keine Lust. Nun sieht es so aus, als sollte Chelsea zumindest wieder beste Chancen auf die Champions League haben.

Beim entscheidenden Transfer im Sommer bewiesen die Verantwortlichen ein goldenes Händchen: Coach Enzo Maresca. Der Italiener, der zuvor bei Leicester City an der Seitenlinie stand, ist bereits der fünfte Trainer unter den neuen Klub-Besitzern, der vierte Cheftrainer nach Tuchel und der Erste, der das Chaos offenbar beseitigen kann. Vor ihm versuchten dies Graham Potter, Frank Lampard und Mauricio Pochettino.

Chelsea setzt auf die Jugend

Marescas Herangehensweise: Powerfußball mit jungen, hungrigen Spielern. Allen voran Cole Palmer (22), der 2023 für 47 Millionen Euro von Manchester City geholt wurde und den man dort in der tiefen Krise gerade jetzt wohl sehr schmerzlich vermisst. Der englische Nationalspieler schlug bei Chelsea voll ein, erzielte in seiner ersten Saison 22 Liga-Tore und hat in dieser Spielzeit in 18 Pflichtspielen bereits elf Tore erzielt und sechs weitere vorbereitet.

Nicht nur Palmer steht für das neue Konzept des Trainers, auch Spieler wie Enzo Fernandez, Moises Caicedo, Nicolas Jackson (alle 23 Jahre alt) oder der ehemalige Borussia-Dortmund-Profi Jadon Sancho zeigen den neuen Weg des FC Chelsea auf. Gerade bei Sancho, ausgeliehen von Manchester United, wo er nur wenig zustande gebracht hat, geht die Formkurve unter Maresca nach oben. Zwei Tore in zwölf Pflichtspielen, dazu bereits fünf Torbeteiligungen sorgen für erste Rufe nach einer Rückkehr des Mittelfeldspielers in die englische Nationalmannschaft.

Generell ist Jugend Trumpf bei Chelsea, abgesehen vom dritten Torwart ist kein Spieler des gesamten Kaders älter als 27 Jahre. Mit einem Durchschnittsalter von 24,0 Jahren haben die Süd-Londoner den jüngsten Kader der Premier League. In Europas Top-5-Ligen ist lediglich Ausbildungsverein Racing Straßburg mit einem Durchschnittsalter von 22,4 Jahren noch jünger, dafür aber auch nicht so erfolgreich. Anders als Chelsea in der Premier League liegen die Franzosen in der Ligue 1 nur auf Platz 13. Jüngstes Team in Spanien ist Hans-Dieter Flicks FC Barcelona mit 24,4 Jahren, in Italien US Lecce (24,7) und in Deutschland der VfB Stuttgart (24,1).

Kein anderes Premier-League-Team hat mehr Treffer erzielt

Marescas Wagnis zahlt sich bisher aus. In der Liga liegt die Mannschaft auf Platz zwei hinter dem FC Liverpool mit einer Tor-Bilanz von 37:19, kein anderes Premier-League-Team hat diese Saison mehr Treffer erzielt. In der Conference League gewann Chelsea bisher alle fünf Spiele, die Bilanz von 21:4 Toren kann sich ebenfalls sehen lassen.

Trotz der momentanen Erfolge stapelt Trainer Maresca noch tief, er wolle von Titeln und Trophäen nichts wissen: „Sie können über den Titel reden und die Fans können vom Titel träumen … absolut. Wenn Sie mich fragen, werde ich Ihnen sagen, was ich denke. Wir sind noch nicht bereit, aber wir sind froh, dass die Fans träumen können.“

Das ist immerhin schon mehr, als den Chelsea-Fans in den letzten Jahren vergönnt war.

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