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Porsche will zwei Vorstände loswerden – Wirtschaft | ABC-Z

Wenn es bei anderen Marken im VW-Konzern kriselte, galt bislang: Wenigstens auf Porsche ist Verlass. Doch jetzt ist auch der Sportwagenbauer aus Zuffenhausen in Turbulenzen. Am Samstagabend meldete Porsche per Pflichtmitteilung an die Börse, dass zwei Vorstandsmitglieder gehen sollen. Demnach hat das Unternehmen den Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche damit beauftragt, Gespräche mit Finanzchef Lutz Meschke und Vertriebsvorstand Detlef von Platen über ein einvernehmliches Ausscheiden aus dem Vorstand zu führen.

Zuerst hatte die Bild-Zeitung über den bevorstehenden Rauswurf der beiden Manager berichtet. Grund für die Pläne sollen die schwachen Zahlen des Sportwagenbauers sein. Der ist zwar immer noch hochprofitabel, doch die langfristigen Ziele, die Gewinnmarge auf zwanzig Prozent zu steigern, liegen aktuell in weiter Ferne. Im Sommer passte Porsche seine Erwartungen für das Jahr 2024 an: Statt zwischen 15 und 17 Prozent soll die Marge jetzt noch bei 14 bis 15 Prozent liegen. Seine Bilanzzahlen verkündet das Unternehmen im März.

Eigentlich wäre das der Job von Finanzchef Lutz Meschke. Doch ob er dann noch in seiner Rolle ist? Eher unwahrscheinlich. Die Ankündigung, dass der 58-Jährige Porsche verlassen soll, kommt nach SZ-Informationen für viele in Zuffenhausen überraschend, das Unternehmen spricht dennoch von einem „geordneten Prozess“. Meschke ist bereits seit 2009 Finanzvorstand, er galt immer als Buddy von Porsche- und VW-Konzernchef Oliver Blume, gemeinsam schraubten sie den Gewinn und die Absatzzahlen bei Porsche nach oben. Doch seit Blume in einer Doppelrolle bei VW und Porsche zwei Dax-Unternehmen gleichzeitig führt, kollidiert er bei manchen Themen auch immer wieder mit Meschke.

Zuletzt geriet Meschke wegen Immobiliengeschäften und einem Machtkampf beim VfB Stuttgart in den Fokus

Das ergibt sich auch aus der Konstellation, dass Meschke ebenfalls im Vorstand der Holding Porsche SE sitzt. Dort ist er zuständig für das Beteiligungsmanagement und die größte Beteiligung ist Volkswagen. In dieser Rolle muss Meschke auch immer wieder kritische Fragen in Richtung VW-Vorstand stellen, was er nach SZ-Information in den vergangenen Monaten, in denen VW um eine Restrukturierung rang, besonders vehement tat. Dieses Vorgehen trifft dann natürlich auch seinen Chef bei Porsche, Oliver Blume.

Aus Konzernkreisen heißt es jedoch, die Entscheidung gegen Meschke sei nicht von Blume ausgegangen, vielmehr habe der Aufsichtsrat um Wolfgang Porsche den Finanzchef austauschen wollen. Grund dafür soll neben Meschkes oft harter Kritik im SE-Aufsichtsrat der schwache Aktienkurs der Porsche AG sein. Das Papier liegt aktuell nur noch bei knapp über 60 Euro und damit nur noch bei der Hälfte dessen, wo die Porsche-Aktie noch vor zwei Jahren stand. Dieses schlechte Abschneiden wird in erster Linie dem Finanzchef zugeschrieben. Ebenfalls nicht gefallen haben laut SZ-Informationen dem Aufsichtsrat die Schlagzeilen um Meschkes Immobiliengeschäfte in Österreich und den Machtkampf beim VfB Stuttgart. So soll es die Summe aus mehreren Themen gewesen sein, die im Auftrag zur Ablösung des 58-Jährigen mündeten.

Bei einer Analystenkonferenz vor zwei Wochen hatte Meschke den Finanzmarkt auf ein weiteres schwieriges Jahr eingestimmt. Dort war die Rede davon, dass der Absatz 2025 erneut sinken könnte. Dabei hatte Porsche schon 2024 als „Übergangsjahr“ betitelt. Weil viele Modelle gleichzeitig einen Nachfolger bekamen und diese Anlaufphasen in der Regel nicht reibungslos verlaufen, hatte das Unternehmen seine Ziele bereits niedrig gesteckt. Dass nun auch der Ausblick fürs aktuelle Jahr eher pessimistisch ist, dürfte dem Kapitalmarkt nicht gefallen. Parallel fährt Porsche ein Sparprogramm, laut Handelsblatt geht es um 1,5 Milliarden Euro.

Größte Baustelle des Autobauers ist China. Dort brachen die Verkäufe von Porsche 2024 um mehr als ein Viertel ein. Das schwache Geschäft dort soll auch der Grund für den Rauswurf von Vertriebsvorstand Detlef von Platen sein.

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